Page 60 - Spielfeld_April_2019
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 DER TAG, AN DEM DIE TSG REAL MADRID BESIEGTE
U nauf hörlich prasselt der Regen ins Dietmar-Hopp- Stadion. Schon vor dem Anpfiff ist der Rasen aufge- weicht und kleine Bäche bilden sich am Spielfeldrand.
Doch der Niederschlag ist nur die Ouvertüre. Kaum ist das Youth-League-Viertelfinale zwischen der TSG Hoffenheim und Real Madrid angepfiffen, zieht ein Sturm auf im ausverkauften Stadion. Der Sturm trägt Blau – und weht die Königlichen innerhalb von 90 furiosen Minuten aus dem Wettbewerb. Und so ist es im Anschluss Stadionsprecher und TSG-Urgestein Horst Heinlein (69) überlassen, jene Worte zu sprechen, die er selbst und kein anderer Fan des Klubs jemals für möglich gehalten hätte: „Die TSG Hoffenheim schlägt die Königlichen von Real Madrid 4:2.“
Doch es ist wirklich geschehen. Der Traum, den kaum jemand zu träumen gewagt hatte, ist wahr geworden. 6350 Zuschauer im erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg im Mai 2008 aus- verkauften Stadion werden Zeuge der Sensation, viele mehr dank der TV-Übertragung auf Sport1. Und auch diejenigen, die sich noch immer die Augen reiben aufgrund des gerade Erlebten, fassen irgendwann, dass es real ist, was sich vor dem Hoffe-Fanblock abspielt: Tausende Hoffenheimer Fans, die normalerweise auf der Südkurve in Sinsheim stehen, feiern die Youngster: Mit der bekannten HUMBA-Choreographie, einer Welle und schließlich – minutenlang – mit lautstarken Europapokal-Gesängen.
Als das Spektakel vorbei ist, Selfies gemacht und Eltern sowie Freunde umarmt sind, schreiten die Spieler mit großen Augen in den Innenraum der Haupttribüne. Bef lügelt vom grandiosen Spiel ist ihnen die Erschöpfung des aufreibenden Spiels nicht anzumerken – der Schweiß ist ohnehin vom Regen abgewa- schen, Endorphine überschwemmen die Müdigkeit. Durchnässt, aber glücklich liegen sie sich in den Armen oder versuchen, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Keine einfache Aufgabe an solch einem historischen Abend. Doch auch diese Prüfung meistern die Talente mit Bravour. Max Geschwill, der das 1:0 (9.) erzielt und das 2:0 von Filip Stojilkovic (12.) vorbereitet hatte und so zum umjubelten Helden der Anfangsphase avan- cierte, ließ seinen Gefühlen einfach freien Lauf: „Gegen Real Madrid so gut zu spielen, ist nicht der schlechteste Zeitpunkt für eines meiner besten Spiele. Es war einiges los nach der Partie. Normalerweise bin ich etwas zurückhaltend, aber bei so einem Spiel kann man schonmal alles rauslassen. Das wird noch lange in Erinnerung bleiben. Vor ausverkauftem Haus zu spielen, war ein tolles Gefühl.“
 Historisches Aufeinandertreffen: Die TSG duelliert sich mit Real Madrid.
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