Page 73 - Spielfeld_Maerz_2019
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  Einzigartiges Ensemble: die Eremitage in Waghäusel
1724wurde der Grundstein für ein prächtiges Gebäude in Waghäusel gelegt. Damian Hugo Philipp von Schönborn, der von 1719 bis 1743 Fürst- bischof von Speyer war, ließ die Eremitage bauen. Er und seine Nachfolger als Speyerer Fürstbischöfe suchten in dem sechszehneckigen Bau, der in unmittelbarer Nähe zu Wallfahrtskirche und Kloster lag, sowohl Ruhe für religiöse Übungen wie Entspannung durch die Jagd. Der Begriff „Eremitage“ stammt aus dem Französischen und bedeutet Einsiedelei. Regiert wurde von den größeren Schlössern der Region, in Waghäusel zogen sich die adligen Herrschaften ins Private zurück. 1803 war Schluss mit dem Hochstift Speyer, Waghäusel fiel an den Staat Baden. 34 Jahre später kaufte die „Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation“ die rund 13 Hektar große Schlossanlage von Baden und errichtete hier die bis 1995 bestehende Zuckerfabrik. 1997 erwarb die Stadt Waghäusel das Gebäude für eine symbolische Mark, sanierte es aufwändig und machte es der Öffentlichkeit zugänglich. Außen Barock, innen im Art déco/Jugendstil hergerichtet – das Spannungsfeld
macht die Eremitage zu einem einzigartigen Ensemble.
Von wegen bayerisch: Der Leberkäse kommt ursprünglich aus Mannheim.
HEIMATKUNDE
Region
  Wissen für den Stammtisch
LEBERKÄS’ AUS DER KURPFALZ
Es gibt bekanntlich Gerichte, die sofort mit bestimmten Gegen- den verbunden werden – die schwäbische Maultasche etwa, die rheinische Blutwurst und natürlich der bayerische Leberkäse. Natürlich? Mitnichten. Denn der Leberkäs’, so viel regionaler Patriotismus sei gestattet, kommt aus der Kurpfalz. Es begann mit dem pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor, der Mannheim zu größter Blüte geführt hatte – aber nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher-Linie im Jahr 1777 nach München umziehen musste. Carl Theodor trat das bayerische Erbe an – und nahm das höfische Publikum, beachtliche Kunstschätze und auch seine Bediensteten mit gen Süden. Im Gefolge des Kurfürsten war dabei auch ein namentlich nicht bekannter Mannheimer Metzgermeister – einzig eine Tatsache, auch von bayerischer Seite offiziell anerkannt, ist unumstößlich: Der Mannheimer Metzger hatte eine eigene Form der Pastete geschaffen. Er zerkleinerte Rind- und Schweinefleisch, tat Speck, Zwiebeln, Wasser, Salz, Majoran und Pfeffer hinein und füllte die Fleischmasse in eine längliche Kastenform. Die Kreation wurde gebacken, so dass sich außen eine braune Kruste ergab und innen das Fleisch noch schön rosa und saftig blieb. Der Leberkäse war geboren, wurde in Bayern zur landestypischen Spezialität, und ist doch: Made in Mannheim.
   SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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