Page 70 - Spielfeld_Maerz_2019
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 Auch Gross ist ein exzellenter Taktiker und geschätzter Motivator. Eines seiner Credos ist, dass „Zufriedenheit“ im Sport ein gefährliches Wort sei, da es „immer Arbeit“ gebe und man sich „immer ver- bessern“ könne. Gross muss es wissen, wie kaum ein anderer kennt er sich im deutschen Eishockey aus. Schon vor 29 Jahren wechselte er von Prag nach Freiburg, verbrachte also mehr als die Hälfte seines Lebens in Deutschland und den hiesigen Eishockeyhallen. Im Sommer des vergangenen Jahres kehrte er dorthin zurück, wo er seine größten Erfolge gefeiert hatte. Der Schritt nach Mannheim war, nach zehn Jahren im Trainerstab des Ligarivalen Wolfsburg, eine wohl überlegte Entscheidung: „Ich wollte etwas Neues machen. Mannheim ist eine Eishockeystadt, die Adler sind ein absoluter Traditionsklub. Das spürt man, dementsprechend hoch sind die Ansprüche.“
NATIONALMANNSCHAFT DERZEIT KEIN ZIEL
Pavel Gross wurde 1968 im nordböhmischen Städtchen Ústí nad Labem gebo- ren – als Sohn eines Deutschen und einer Tschechin. „Mein Vater heißt Dietmar Gross, deutscher geht es fast nicht“, sagt er lachend. Somit war der Schritt nach Deutschland schon früh geplant, das Leben hier gefällt dem 50-Jährigen noch immer: „Es ist ein wunderbares Land zum Leben, auch wenn sich viele beschwe- ren. Aber das Land bietet ganz viel und ein angenehmes Leben.“
 Erfolgreiche Hauptrunde: Die Adler stellten eine Punkte-Bestmarke auf und erzielten die meisten Tore aller Teams.
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Adler-Spieler Marcel Goc im Olympia-Finale gegen Russland.
Deutsch lernte Gross aber erst nach seiner Ankunft in Deutschland, in seiner Heimat hatte er in der Schule nur Russisch als Fremdsprache gelernt. In seiner zweiten Hei- mat wurde er auch schon als Nationaltrainer ins Gespräch gebracht. Doch die Aufgabe reizt den Adler-Coach noch nicht. „Ich mag das Tages-
geschäft und schätze es, täglich mit der Mannschaft zu arbeiten und sie zu entwickeln. Das ist ein besonderer Reiz für mich“, sagt er und fügt augenzwin- kernd an: „Ich glaube, ich bin noch gar nicht reif und noch zu jung für den Job als Nationaltrainer.“
Die glorreichen Auftritte der deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen 2018 hat er aber natürlich verfolgt: „Ich habe mitgefiebert und mich gefreut. Sie haben die Gunst der Stunde genutzt. Ich hoffe, dass Deutschland so einen Erfolg auch mal bei einer traditionell stärker besetzten WM bestätigen kann. Konstante Erfolge sind für ein Land wie Deutschland im Eishockey aber nur schwer zu er- reichen. Solche Leistungen helfen natürlich, den Stellenwert des Eishockeys
in Deutschland zu verbessern.“
 
























































































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