Page 85 - Spielfeld_Februar_2019
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 Die TSG-Profis kommen dick verpackt aus der Kabine, die Mützen sind bei einigen bis an die Augenbrauen runter gezogen, die Jacken sind bis zum Anschlag zu,
trotz Handschuhen stecken die Hände in den Taschen. Beim Ausatmen entstehen große „Nebelwolken“, einige haben aber auch Halswärmer oder Schals an, in die man auch das Kinn und Mund stecken kann. Viele Spieler sind so vermummt, dass man sich fragt: Wer ist eigentlich wer?
Es herrscht Eiseskälte, sieben Grad minus zeigt das Ther- mometer an. Auf dem Platz liegt Raureif, die dünne weiße Schicht ist etwas glitschig. Das Training fühlt sich ganz an- ders an als im Frühling oder im Sommer, aber als der Kader vom Trainerteam aufgescheucht wird, bewegen sich fast alle ganz normal. „Der Körper trainiert immer gleich“, sagt TSG-Teamarzt Dr. Thomas Frölich. „Gleichgültig, ob es sehr warm oder kalt ist. Im Winter ist Training im Freien bis 10 oder 15 Grad minus kein großes Problem.“
Kein großes Problem bedeutet, dass eben doch kleine oder mittlere Probleme auftauchen können. Erstens ist die Vorbe- reitung auf das Training bei Gefrierschrank-Kälte entschei- dend. „Man sollte sich akkurat auf den Sport vorbereiten, langsam aufwärmen und nicht zu schnell in den intensiven Bereich gehen“, sagt Dr. Sascha Härtel, Leistungsdiagnostiker der TSG Hoffenheim. Die TSG-Profis brachten deswegen im
Trainingszentrum voher ihre Muskeln ordentlich auf Be- triebstemperatur, weshalb die Kälte beim Austritt ins Freie erst mal heftiger wahrgenommen wird.
Ein zweiter wichtiger Punkt (siehe auch Interview Dr. Jutta Bletzer) ist die richtige Kleidung. Die handelsübliche Funk- tionskleidung sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit nach außen abgegeben wird, hält warm und schränkt die Bewegung kaum ein. Und beim TSG-Training sah man es auch: War die Truppe erst einmal in Fahrt, sahen die Übungen ganz normal aus. Ein Temperatursturz muss eben nicht gleich zu Leistungseinbrüchen führen. Das kennt man ja auch von den Wintersportlern, speziell von den Biathleten und Ski-Langläufern, die im Höchsttempo durch die Loipen rasen.
Aber es gibt doch Einschränkungen, so ganz ungefährlich ist Fußball im Winter nicht. „Die Verletzungsgefahr ist höher wegen der härteren Böden“, sagt Dr. Frölich. Stürze können schlimmere Folgen haben. „Und es kann zu mehr Überlas- tungen an Bändern und Sehnen kommen, weil der Untergrund nicht nachgibt“, weiß der TSG-Teamarzt aus Erfahrung. In Bodennähe kann die empfindliche Achillessehne schneller auskühlen, „wenn die Spieler ihre Fersen und Füße nicht schützen“, warnt Frölich und rät zu wärmenden Einlegesoh- len. Denn eine kalte Sehne ist weniger dehnfähig und damit verletzungsanfälliger.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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Kinder- und Jugendwelt
 
























































































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