Page 55 - Spielfeld_Februar_2019
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 „Wir gehören mit der TSG zu den Top-Talentschmieden in Deutschland.“
DANNY GALM
es nicht nur um fußballerische Themen geht, sondern auch psychologische, pädagogische oder empathische Fähigkeiten gefragt sind, bin ich in erster Linie Trainer!“
Jugendspieler wissen, dass es immer schneller, immer früher passieren kann, Profi zu werden. Wie macht sich das bemerkbar?
„Das Geschäft entwickelt sich allgemein dahin, dass alles schnell, schnell, schnell gehen muss. Jeder will schnell Profi werden, jeder will schnell Geld verdienen, jeder will schnell maximal erfolgreich sein. Aber als Trainer ist es trotzdem wichtig, die Jungs Schritt für Schritt zu fördern und ihnen zum Beispiel klarzumachen: ‚Die U16 ist ein wichtiges Über- gangsjahr für dich, du kannst auch daran wachsen, dich in der Oberliga gegen ältere und körperlich weitere Spieler zu behaupten.‘ Es ist enorm hilfreich, wenn man langfristig denkt und geduldig ist.“
Aber in der U17 werden Sie keinen Spieler mehr brem- sen können.
„Alle wollen Profi werden – und in der U17 sind sie diesem Traum eben einen Schritt näher als etwa in der U15. Wir gehören mit der TSG zu den Top-Talentschmieden in Deutsch- land. Unser primäres Ziel wird es immer sein, unsere Jungs in unseren eigenen Profikader zu bringen. Dass das nicht bei allen gelingen kann, ist klar. Aber wer gute Jungs im eigenen Stall hat, muss keine durchschnittlichen Spieler aus aller Welt holen. Diesem Ziel dient auch die U17. Und wenn es dann der eine oder andere bei einem anderen Verein schafft, Beispiele hierfür gibt es genügend, hat die TSG Akademie auch eine gute Arbeit gemacht.“
Haben Sie als Trainer ein Vorbild?
„Ich versuche, meine eigene Geschichte zu schreiben. Selbst- verständlich ziehe ich mir von vielen Trainerkollegen intern und extern etwas raus. Ich höre mir immer alle Meinungen und Ansichten an. Wenn sie zu meinem Denken über Fußball passen, lasse ich sie in meine Arbeit einf ließen. Wenn nicht, dann nicht. Generell bin ich offen für alles, denn niemand bricht sich einen Zacken aus der Krone, wenn er sich die Meinung anderer zumindest mal anhört.“
Sie wurden selbst beim VfB Stuttgart als Spieler in einem Leistungszentrum ausgebildet und sogar Deutscher A-Jugendmeister. Können Sie von dieser Erfahrung als Trainer profitieren?
„Ich weiß, was von den Jungs im Verein gefordert wird und wie es ist, in eine Junioren-Nationalmannschaft berufen zu werden. Fußball ist für alle unsere Spieler kein Hobby mehr. Der Aufwand, den sie betreiben, ist sehr hoch, sie werden durch den Sport und die Schule oder ihre beruf liche Ausbildung andauernd gefordert und haben oft Tage, die um 6.30 Uhr beginnen und sehr spät enden. Ich habe diese Erfahrungen selbst gemacht und kann mich daher gut in die Jungs hineinversetzen.“
Warum fiel Ihre Wahl auf den Trainerberuf?
„Nachdem mir nach einem Bandscheibenvorfall mit Mitte 20 klar wurde, dass ich es als Spieler nicht mehr nach ganz oben schaffen werde, habe ich mich gefragt: ‚Was will ich? Welche Ziele habe ich?‘ Ich wusste, ich kann Fußball spielen und gut mit Menschen umgehen. Weil ich selbst schon mit 15 Jahren angefangen habe, mich auf höchster Leistungsebene zu be- wegen, habe ich wohl heute einen so guten Draht zu den Jungs. Ich versuche täglich, sie zu packen, damit wir gemein- sam daran arbeiten, dass sie es eines Tages schaffen können. Wichtig ist, dass sie sich bestmöglich entwickeln. Ob sie dann letztlich Profis werden, darüber entscheiden so viele unvor- hersehbare Faktoren, dass eine Prognose in der U17 ohnehin nicht möglich ist.“
Herrliche Erinnerungen an den Meistertitel mit der Stuttgarter U19 im Jahr 2005: Danny Galm (im Kreis) auf dem Boden sitzend, mit dabei Ádám Szalai
(links vorne neben Danny Galm), darüber Sami Khedira. Die Meister-Trophäe hält Serdar Tasci, davor Andreas Beck, schräg dahinter Co-Trainer Thomas Tuchel.
  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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