Page 8 - Spielfeld_Januar_2019

Kinder, wie die Zeit vergeht
In einer Zeit, in der die Haare lang und die Hosen kurz getragen wurden, trat Anthony Baffoe in den Fokus der Öffentlichkeit. Der 1965 in Bonn geborene Diplomatensohn ghanaischer Eltern spielte beim Zweitligisten Fortuna Köln, als untypische Talentspäher auf ihn aufmerksam wurden: Die Toten Hosen – Punkrocker und Fans von Fortuna Düsseldorf – hatten mitbekommen, dass Trainer Aleksandar Ristic den Stürmer gern verpf lichten würde, dem Klub aber das Kleingeld fehlte. Da Baffoe auch den Musikern gefiel, starteten sie auf ihren Konzerten eine ungewöhnliche Aktion: Sie sammelten Geld: für den Transfer, für Baffoe, für die Fortuna. Und so flossen die Erlöse der schon zuvor bei Live-Auftritten gesammelten „Fortuna-Mark“ in das Projekt „Ein Bein für Tony Baffoe“. Wie es sich für schräge Ideen gehört, war die Aktion erfolg- reich: Baffoe wechselte 1989, vor nunmehr 30 Jahren, nach Düsseldorf – ermöglicht durch die 150.000-Mark-Spende der Punkband, die für den Preis symbolisch das rechte Bein Baffoes erwarb.
Baffoe wurde Publikumsliebling und beherrschte aufgrund des kuriosen Wechsels die Schlagzeilen. Er traf die Toten Hosen regelmäßig, kam in 77 Pflichtspielen zum Einsatz – und wechselte nach drei Jahren bei der Fortuna 1992 nach Nizza. Sein rechtes Bein nahm er – mit ausdrücklicher Genehmi- gung aller Beteiligten – mit nach Frankreich. Etwas blieb den Toten Hosen und Fortuna Düsseldorf aber: die Anerkennung für eine der grandiosesten PR-Aktionen der Bundesliga- Geschichte. Es sollte nicht der letzte Coup von Campino und Co. bleiben – 2001 wurde die Band sogar Trikotsponsor des Klubs. Aber das ist eine andere Geschichte ...
HÄRRINGERS ECKE
Drei Fortuna-Legenden: Anthony Baffoe (oben links), der damalige Düsseldorfer Torhüter und jetzige Wolfsburg-Manager Jörg Schmadtke (rechts oben) sowie Campino, Sänger
der Toten Hosen, Fortuna- Fan und Sponsor des Klubs
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