Page 62 - Spielfeld_Januar_2019
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sprach kein Deutsch und musste mich in allen Lebenslagen umstellen: Regeln werden viel stärker ausgelebt und die Bürokratie macht alles kompliziert. Vor allem aber wird zwischen spaßigen und ernsten Momenten meist getrennt, während es in Israel immer gemischt ist.“
Doch Elmkies haderte nicht mit den neuen Umständen. Er nahm sie an – und wollte sich auch im neuen Umfeld beweisen. Schnell wechselte er zur TSG, wo er anfangs in seinen Eindrücken bestätigt wird: So wie das Leben ist auch der Fußball organisierter, strikter, anstrengender. „Alles war schneller und taktisch geprägter. Ich bin mit Maccabi zwei Mal Meister geworden, da hat man Spiele gegen schlechtere Mannschaften auch mal mit 80 Prozent Einsatz gewonnen. Hier ist jedes Spiel umkämpft, man muss immer Vollgas geben, hungrig und konzentriert sein.“
und feierte im Sommer seinen bislang größten Erfolg: den Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft. „Das war definitiv der bisherige Höhepunkt. Wir hatten den Titel nach dem 2:3 gegen unseren Rivalen Bayern München ja eigentlich schon verloren, ihn dann aber am letzten Spieltag doch noch geholt. Das war überragend.“
Nur eine Woche später folgte das nächste Highlight, als sich die Hoffenheimer Profis am 12. Mai für die Champions League qualifizierten. Elmkies war elektrisiert aufgrund der anstehenden Aufgaben: „Jahre zuvor wurde hier noch gegen den Abstieg aus der Bundesliga gekämpft – und dann pas- siert so etwas. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Man konnte nicht glauben, was da auf uns zukommen wird und die Wochen vor der Auslosung waren unglaublich spannend:
Eigenschaften, die der Teenager
schnell verinnerlichte, und
zwar in allen Lebenslagen. In
Hoffenheim wurde er schnell
Stammspieler, zudem machte
er den Hauptschulabschluss,
ermöglichte sich so den Weg
auf die Albert-Schweitzer-
Realschule. In dieser Zeit absolvierte er auch ein Praktikum an der Steinsbergschule und wurde zum beliebten Mittel- punkt für Kinder und Jugendlichen mit geistigem oder körperlichem Handicap. Eine wichtige Erfahrung im Alter von 16 Jahren. Nach der Rückkehr an die Realschule schaffte er „mit viel Nachhilfe und großer Unterstützung der TSG Hoffenheim“ den Realschulabschluss, wie er augenzwinkernd erklärt. Dabei ist dies eine Leistung, die kaum hoch genug anzurechnen ist, angesichts der hohen zeitlichen Belastung durch den Fußball und des Erlernens einer neuen Sprache in einer neuen Umgebung.
Elmkies ist durchaus stolz auf seine schulische Laufbahn. Auch, weil er seine Konzentration so vermehrt dem Sport widmen konnte. Und auch dort ging er konstant seinen Weg
„Wir haben bestätigt, dass wir nicht nur eine der besten Akademien in Deutschland, sondern in Europa haben.“ ILAY ELMKIES
Gegen wen spielen wir, können wir international überhaupt mithalten, wie werden die Reisen?“
Die sechs Vorrunden-Partien gaben klare Antworten, vor allem das 5:2 gegen Manchester City, bei dem der israelische U19-Nationalspieler seinen
ersten Treffer in der Youth League erzielte: „Wir haben bestätigt, dass wir nicht nur eine der besten Akademien in Deutschland, sondern in Europa haben. Wir haben wirklich starke Leistungen gezeigt, die Erfahrungen waren großartig.“
Sein Heimaturlaub ist längst vorbei – und damit auch die fußballfreie Zeit. In Hoffenheim bereitet sich der zentrale Mittelfeldspieler mit der U19 der TSG momentan auf die Rückserie vor – und natürlich auf das Achtelfinale der Youth League. Im weiteren Verlauf des Wettbewerbs würde er gern auf den FC Barcelona treffen. Wenn auch nicht unbedingt sofort, obwohl er auch sagt: „Wir haben gezeigt, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können.“ Und dass Ilay Elmkies besondere Herausforderungen bestehen kann, hat er in seinem Leben ohnehin schon mehrfach bewiesen.
Vielschichtige Erfahrungen: Als Praktikant in der Steinsbergschule kochte Ilay Elmkies im Jahr 2016 regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen mit geistigem
oder körperlichem Handicap.
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