Page 13 - Spielfeld_Dezember_2018
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   Du hast 2018 mit der TSG Hoffenheim Champions League gespielt und bist Nationalspieler gewor- den. War es das beste Jahr Deiner Karriere?
„Auf jeden Fall. Ich habe in meinem Leben auch noch nie so viele Spiele bestritten. Mit der Berufung in die A-National- mannschaft ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Ich habe seit der U15 in allen Auswahlteams für Deutschland gespielt und das Ziel nie aus den Augen verloren, trotz schwieriger Phasen. Wenn ich auf die jetzige Situation schaue, ist es schon eine Karriere, wie ich sie mir als kleiner Junge erträumt habe. In manchen Momenten blicke ich zurück und denke daran, dass es aus der damaligen U15 kaum ein anderer geschafft hat. Dabei gab es beim DFB und auch bei der Hertha viele Jungs, die talentierter waren als ich.“
„Das Einzige, was für einen jungen Spieler zählen sollte, ist Spaß am Fußball zu haben.“
Du hast in der Jugend noch ein relativ normales Teenager-Leben geführt. Warum hast Du es geschafft und andere nicht?
„Das ist schwer zu sagen. Bis ich 18 Jahre alt wurde, habe ich nie auf die Ernährung geachtet. Wenn ich Hunger hatte, habe ich mir einfach irgendwas zu essen geholt. Es gab auch kein spezielles Zusatztraining. Man ist in der Freizeit noch auf den Bolzplatz gegangen, das waren die zusätzlichen Einheiten. Es ist meiner Meinung nach aber auch der falsche Weg, Jugend- lichen vorzugeben, was sie essen dürfen und was nicht. Zum einen schadet es der Entwicklung, wenn der Verein alles für dich regelt und dir jede Entscheidung abnimmt. Zum anderen spürt man dadurch ja auch Druck. Das Einzige, was für einen jungen Spieler zählen sollte, ist Spaß am Fußball zu haben. Weil man dann auch abends noch Bock hat, auf den Bolzplatz zu gehen. In Berlin haben wir den ganzen Tag über eine Schranke Fußballtennis gespielt. Es gab nichts Schöneres. Aber natürlich gibt es auch Spielertypen, die man in bestimmten Phasen auf den richtigen Weg führen muss.“
Gab es diese Phasen auch bei Dir?
„Ich musste auch mal geschubst werden, als ich mit 17, 18 in Berlin Profi geworden bin. Zu der Zeit war ich zwar nicht arrogant, aber ich war viel unterwegs und habe das Leben zu sehr genossen. Die Zeiten haben sich aber auch geändert. Damals war nie einer länger als 20 Minuten nach dem Trai- ning in der Kabine. Der Kraftraum war winzig, da hatte keiner Lust, noch was zu machen. Und dann hatte man viel Freizeit und wenig Sinnvolles zu tun. Ich war erst ein Jahr Profi und dachte schon, ich habe alles erreicht. Da hat sich bei mir einiges verändert. Wir spielen mit Hoffenheim Cham- pions League, und dennoch braucht sich auch hier niemand als der Tollste und Beste fühlen – weil es einfach noch ganz andere Kaliber gibt. Das sehe ich ja jetzt wieder bei der Natio- nalmannschaft. Da steht dann einer neben Dir, der
Profis
 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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Zurück in Berlin: Hertha BSC ist die sportliche Heimat des Hoffenheimer Nationalspielers Nico Schulz (Mitte).
























































































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