Page 114 - Spielfeld_Dezember_2018
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 Heinz: Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz:
Sag’ mal Hermann, glaubst Du eigentlich an Wunder?
Ist das eine ernste Frage in einer Welt, in der Donald Trump Präsident der USA ist?
Ach komm schon, ein Wunder ist das mit Blick auf die Geschichte des Landes ja nicht wirklich. Wenn es ein Schauspieler zum Präsidenten geschafft hat, warum nicht auch ein, ähm, also Trump halt ...?
Jaja, auf Dein Wikipedia-Wissen wollte ich jetzt nicht hinaus. Ich meine so wirklich unvorstellbare Dinge. Ich glaube nämlich, uns steht eins bevor.
Und ich glaube, ich muss Dich erneut belehren. Ein entscheidendes Merkmal eines Wunders ist, dass es sich nicht ankündigt. Wenn dem so wäre, wäre ein Wunder ja maximal ein nicht mal sonderlich überraschendes Ereignis und ...
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann:
Das ist kein Wunder, das ist eine Tragödie. Aber gut, zurück zu den schönen Dingen. Es gab ja 2013 auch „Das Wunder von Dortmund“ – Salihovic, zwei Elfer, Sieg beim Champions-League-Finalis- ten, Klassenerhalt. Wunder kommen also selten allein. Und ich glaube, Teil drei steht vor der Tür.
Vor Deiner Tür steht doch grade nur der Winter. Also glaubst Du, Wunder sind so eine Art Trilogie, wie im Kino? Und das Beste kommt zum Schluss?
Endlich verstehst Du es. Und wenn wir an die Champions League denken, dann kommt zum Schluss Manchester City, also das beste Team Eng- lands, vielleicht der Welt. Und außerdem heißt es ja: Am Ende wird alles gut. Und wenn nicht alles gut ist, ist es auch nicht das Ende. Ich habe diese beiden Weisheiten zusammengefügt und ...
... nur fürs Protokoll: Nicht mal Donald Trump würde öffentlich zugeben, ein Wunder durch das Addieren von Weisheiten voraussagen zu können ...
Weil er das große Ganze nicht erkennt, sieht man doch an seiner Politik. Meine Weisheits-Addition hat jedenfalls ergeben, dass wir in Manchester gewinnen. Und Lyon gegen Donezk gewinnt. Und wir in der Europa League überwintern. Ein Wunder!
Ich träume ja auch gern, aber ist das nicht ein bisschen zu viel des Guten?
Ich halte es da mit dem, Schlaumeiern wie Dir ja sicherlich bekannten, englischen Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton: „Das Wunderbarste an Wundern ist, dass sie manchmal wirklich geschehen.“
Damit kann ich mich anfreunden – wie einst ja auch auf wundersame Weise mit Dir. Also, darauf trinken wir einen!
Prost! Und immer dran denken: Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.
Heinz:
gibt es immer wieder.
Oh, ich wusste gar nicht, dass Katja Ebstein Deine Lehrerin war. Aber gut. Worauf möchtest Du hinaus? Hörst Du auf mit dem – nennen wir es mal so – Feierabendbier?
UNTER UNS
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heute: Wunder und Happy Ends
Hermann: Mein lieber Herr Gesangsverein. Jetzt erkläre ich Dir mal was: Besserwisser sind unbeliebt. Das habe ich nicht an der Uni gelernt, sondern im Leben – genau genommen an Deiner Seite. Und weißt Du was ich noch gelernt habe? Wunder
Hermann: Naja, wir wollen mal nicht übertreiben. Das Universum hat Grenzen, die Vorstellungskraft ebenso – und manche Wunder brauchen jeman- den, der sie ermöglicht. So wie Dietmar Hopp das „Wunder von Hoffenheim“, den Aufstieg von der
Heinz:
Kreisliga in die Champions League.
Ah ich verstehe. So wie Deine Frau „das Wunder von Waldhilsbach“ – 40 Jahre Ehe mit Hermann.
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