Page 75 - Spielfeld_November_2018
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      NACHRUF AUF ERWIN RUPP
DER ERSTE STAR DER TSG
Plötzlich saß er einfach in der Kabine des Kreisligisten. Wie selbstverständlich, einer von vielen, ein Teamplayer innerhalb der Mannschaft. Doch für alle anderen war es wie eine Art
Erweckungserlebnis. „Es war ein Schlüsselerlebnis“, sagt sein damaliger Mitspieler Achim Heinlein über jenen Abend im Sommer 1990, als Erwin Rupp plötzlich seine Fußballschuhe in der Kabine des Kreisligisten TSG Hoffenheim schnürte. „Wir haben ihn ja alle verehrt. Er war eine richtige Größe in der Region“, erinnert sich Heinlein noch fast drei Jahrzehnte später. „Und dann kommst du an einem Abend zum Training und er sitzt in der Kabine plötzlich einfach neben dir. Das war Wahnsinn.“ Erwin Rupp, das kann man unwidersprochen behaupten, war der erste Star der TSG, als er auf Betreiben von Dietmar Hopp, zum Abschluss seiner imposanten Karriere, im fortgeschrittenen Fußballeralter von 36 Jahren, zur TSG kam. „Erwin Rupp hat mich nicht nur als ehrenwerter Sportsmann begeistert, auch als Mensch war er sehr wertvoll für unseren Verein“, erinnert sich TSG-Präsident Peter Hofmann. „Für unsere junge Spieler war er damals ein Vorbild.“
Im Weltmeisterjahr 1954 geboren, hatte sich Erwin Rupp in Nord- baden als Fußballer schnell einen Namen gemacht. Nachdem er in seinem Rohrbacher Heimatverein FC Badenia das Fußballspielen lernte, wechselte er als 19-Jähriger zum VfB Eppingen. Dort erlebte er seine sportlichen Höhepunkte: Er gehörte zu jener wohl deutschlandweit längst legendären Mannschaft, die am 26. Oktober 1974 den damaligen Bundesliga-Tabellenführer Hamburger SV mit einem 2:1-Erfolg durch zwei Tore von Gerd Störzer aus dem DFB-Pokal warf – und somit quasi zur Mutter aller Pokal-Sensationen wurde. Im Jahr 1980 schaffte Erwin Rupp mit dem VfB den Aufstieg in die 2. Bundesliga Süd und erzielte in dieser Zweitliga-Spielzeit in 37 Partien acht Tore. Anschließend war der Mittelfeldspieler neun Spielzeiten für den SV Sandhausen im Einsatz und feierte dabei zwei Meisterschaften. In den Relegationsspielen blieb ihm jedoch die Rückkehr in die zweite Liga verwehrt. Es folgte zum Abschluss seiner aktiven Lauf bahn der Abstecher nach Hoffenheim.
Auch in seinem beruflichen Werdegang blieb Erwin Rupp seiner nord- badischen Heimat stets treu. Nachdem er lange bei der SAP in Walldorf tätig war, folgte er 2014 seiner gemeinnützigen Ader und wechselte zu Anpfiff ins Leben e.V. Im Anpfiff-ins-Leben-Pavillon erledigte er die administrativen Tätigkeiten für die Bewegungsförderung für Amputierte und „inklusiv aktiv“. Dort brachte sich Erwin Rupp stets als warmherziger, empathischer Mitarbeiter ein, der jedem stets ein offenes Ohr und eine helfende Hand anbot. Denn für Erwin Rupp galt, egal ob auf dem Rasen oder abseits des Platzes: Der gemeinschaftliche Erfolg steht immer an erster Stelle. Er selbst fühlte sich am wohlsten, wenn er dazu im Hinter- grund seinen Anteil leisten konnte. Sein Beitrag aber wird gerade deshalb nie vergessen. Am 15. Oktober 2018 ist Erwin Rupp im Alter von nur 64 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.
Die TSG Hoffenheim sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Anpfiff ins Leben nehmen Abschied von Erwin Rupp. Er wird uns allen sehr fehlen.
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