Page 8 - Spielfeld_Oktober_2018
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 Kinder, wie die Zeit vergeht
  Am 27. September wurde Deutschland vom UEFA-Exeku- tivkomitee zum Ausrichter für die Euro 2024 gekürt. Die Jüngeren unter uns können sich an die bislang letzte EM auf deutschen Boden, die nunmehr exakt 30 Jahre zurückliegt, schon nicht mehr erinnern. Unvergessen aber ist diese EM 1988 für alle Niederländer. Denn unsere Nachbarn feierten am 25. Juni 1988 im Münchner Olympiastadion ihren bis dato einzigen Titel. Mit einem 2:0 im Finale gegen die damalige UdSSR sicherte sich die Mannschaft von Rinus Michels den Coupe Henri-Delaunay. Für den „General“, wie der überaus gestrenge Michels genannt wurde, war es eine besondere Ge- nugtuung. Ausgerechnet in jenem Stadion, wo der Verfechter des offensiven „Voetball Totaal“ im Jahr 1974 das WM-Finale gegen Deutschland verloren hatte, schaffte er nun den Tri- umph der als „ewigen Zweiten“ geschmähten Niederländer. Die Mannschaft um den überragenden Regisseur und Kapitän Ruud Gullit sowie Weltklasse-Stürmer Marco van Basten hatte bereits zuvor im Halbfinale den Gastgeber Deutschland mit 2:1 besiegt. Im Finale war es dann auch dieses Duo vom AC Mailand, das den Sieg sicherstellte – und wie! Zunächst brach- te Gullit die Niederlande per Kopf mit 1:0 in Front (33.), ehe der 37-jährige Arnold Mühren kurz nach dem Wechsel eine lange (und zugegeben extrem ungenaue) Flanke auf Marco van Basten schlug. Doch der damals 23 Jahre alte Stürmer nahm den Ball an der äußern Strafraumkante, in einem eigentlich unmöglichen Winkel auf Höhe des Fünf-Meter-Raumes – und schenkte der Fußballwelt den perfekten Volleyschuss. Der Ball senkte sich über den sowjetischen Torwart Rinat Dassajew ins Netz – 2:0. Der Titelgewinn war quasi perfekt. Es ist bis heute der größte Moment in der wahrhaft großen niederländischen Fußball-Historie.
HÄRRINGERS ECKE
Glücksgefühle: Sogar der bekannt gestrenge Trainer Rinus Michels (hinten, Mitte) jubelt mit den elf „Helden von München“, dem niederländischen Europameister-Team von 1988 (vorn v.li.: Arnold Mühren, Marco van Basten, Erwin Koeman, dahinter v.li. Gerald Vanenburg, Torwart Hans van Breukelen, Ruud Gullit, Jan Wouters, Berry van Aerle, Adrie van Tiggelen, Ronald Koeman und Frank Rijkaard).
 Perfekt getroffen: Marco van Basten erzielt
das 2:0 mit einem perfekten Volleyschuss –
bis heute das schönste Tor der EM-Geschichte.
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© 2018 Christoph Härringer, www.facebook.com/Spottschau


























































































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