Page 7 - Spielfeld_Oktober_2018
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 Mixed Zone
 7. Bereits eine Legende: Der Ausbruch von Per Mertesacker nach dem glücklich gewonnen WM-Achtelfinale 2014 gegen Algerien. Die Fragetechnik von ZDF-Mann Boris Büchler war durch- aus kritisch, aber angemessen. Die erste Frage war „bedingt charmant“, gestand Büchler später: „Glückwunsch zum Einzug in die nächste Runde, ins Viertelfinale. Was hat das deutsche Spiel so schwerfällig und anfällig gemacht?" Es folgte Mertesackers Wutrede, 90 Sekunden für die TV-Geschichte. „Was woll’n se“, „Meinen Sie, da ist `ne Karnevalstruppe dabei“,
schließlich „Ich leg mich jetzt drei Tage in die Eistonne. Und fertig.“ Lakonischer Kommentar des späteren Weltmeisters: „Es war mein letztes Interview bei der Nationalelf. Man kann sagen: Auch da bin ich auf dem Höhepunkt meiner Kar- riere abgetreten...“
   8. Ohne Privatfernsehen wäre Janusz Gora wohl nicht ganz so prominent. Dabei hat der polnische Nationalspieler (11 Einsätze) den SSV Ulm in die Bundesliga geführt. Zu größerer Bekanntheit aber gelangte Gora durch Stefan Raab. Der Entertainer näm- lich nutzte einen Wutausbruch von Gora als Clip für seine Sendung TV Total. Nach dem Bundesliga-Spiel bei Hansa Rostock am 10. September 1999, in dem Schiedsrichter Heribert Fandel gleich vier (!) Ulmer des Fel- des verwies und Trainer samt Manager auf die Tribüne schickte, brüllte Gora auf dem Weg in den Kabinengang nur
ein Wort: „Skandaaaal!“ Und checkte dann noch ansatzlos einen Ordner weg...
10. Auch Kevin Kuranyi, eigentlich ja ein eher ruhiger Vertreter, hatte schon seinen speziellen Moment. Premiere-Reporter Jan Henkel (heute Eurosport) befragte ihn schnippisch: „Die Fans haben noch eine Frage zum Schluss – und zwar, ob Sie noch nächste Saison für den VfB Stuttgart spielen. Können Sie sie beantworten? Kuranyi trocken: „Wollen Sie mich verarschen?“ Henkel: „Ne, das ist ernst gemeint.“ Kuranyi: „So ‘ne Antwort brauchen Sie mir
nicht zu stellen.“ Henkel: „Äh, Frage.“ Kuranyi: „Ich antworte nicht auf solche Scheiß-Fragen.“
Live so gut, dass es für die Nachwelt in Schriftform festgehalten wurde: der wunderbare Wut-Auftritt des Lothar Matthäus.
9. Es ist der 19. November 1994, der FC Bayern ist in einer tiefen Krise. Erst das sensationelle Pokal-Aus gegen die Amateure von Vestenbergsgreuth; in der Liga dümpelt das Ensemble von Giovanni Trapattoni auf Platz sieben nach 13 Spielen. Nun geht es nach Karlsruhe. Die Münchner führen 2:1, ehe der KSC mit einem (umstrittenen) Freistoß in der Schlussminute ausgleicht. Auftritt Lothar Matthäus, der noch auf dem Feld beim Interview explodiert: „Frechheit, Sauerei“, eine Schelte gegen Schiedsrichter Helmut Krug und die fränkische Erkenntnis: „Das ist Arbeit, wo man leistet. Und ein Mann, im Stadion, bringt die Spieler um ihre Leistung,
um ihre Prämie und alles.“ Matthäus kassiert nicht nur keine Prämie, sondern auch 25.000 Euro Geldstrafe und ein Spiel Sperre.
11. In Sachen Ausraster lohnt ein Blick ins benachbarte Österreich: Brillant etwa der Schlagabtausch von Thorsten Fink, damals Trainer von Austria Wien, mit ORF-Kommentator Rainer Pariasek und dessen Co-Kommentator Peter Hackmair. Austria hatte das Spitzenspiel gegen RB Salzburg 2:3 verloren – durch ein Abseitstor wie Fink monierte. Dumm nur: Pariasek und Hackmair sehen dies anders. Fink reagiert spöttisch-gereizt: „Von Ihnen lasse ich mir nicht die Regeln erklären, Sie kommen aus dem Skisport!“, sagt Fink in Richtung des
ORF-Mannes. „Ist die Skisaison schon vorüber oder warum seid Ihr hier?“, mosert Fink. Die Abneigung scheint tiefer zu gehen: „Wenn ich Euch beiden sehe, habe ich immer schon schlechte Gefühle.“
       SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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