Page 6 - Spielfeld_Oktober_2018
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 11 FAKTEN
Verschwitzt, voller Adrenalin und Emotion. Spieler, Trainer oder Funktionäre stehen im Fußball- Business unter extremer Anspannung. Und manchmal löst sie sich auf skurril-lustige, oft auch auf deftige Art und Weise. Wir haben elf Ausraster der Fußball-Geschichte ausgesucht. Und Sie können diese Momente auf Ihrem Smartphone dank der QR-Codes noch einmal miterleben.
... ÜBER TV-AUSRASTER
  1. Mit seinem Ausraster wurde der zuvor nur mäßig prominente Jan Löhmanns- röben vom 1. FC Kaiserslautern für einen Moment berühmt – sozusagen Warhols 15 minutes of fame. Im Interview unmittelbar nach dem Abpfiff echauffierte sich der 27-Jährige: „Wenn das ein Schiri ist, weiß ich nicht, Digga, dann soll der Cornflakes zählen gehen.“ Streitpunkt war ein Elfmeter für FSV Zwickau in der Nachspielzeit, bei dem Löhmannsröben den Ball zwar mit der Hand gespielt hatte, davor aber selbst mit dem Ellbogen getroffen wurde. „Ja, wenn das kein Foulspiel ist, ja leck mich am Arsch, Alter. Wie kann man das nicht sehen?“, empörte sich der Lautern-Profi. „Irgendwann platzt mir die Krawatte, ehrlich!“ Und für Schiedsrichter Markus Wollenweber hatte er auch noch eine Botschaft: „Ich hoffe, der kann 'ne Woche nicht pen-
nen. Er soll erstmal Kreisliga pfeifen und mal die Augen aufmachen. Das ist ja eine absolute Frechheit.“
4. Das Fazit von Thomas Doll war eindeutig: „Ist doch alles bla, bla, bla“, sagte der BVB-Trainer in Richtung der Journalisten. Fehlenden Respekt für seine Spieler und auch für ihn, bemängelte Doll („Da werden die
Knüppel irgendwo reingeworfen.“) und regte die anatomische Phantasie seiner Zuhörer an: „Da lach ich mir doch den Arsch ab.“
Der Tiefpunkt-Talk wurde zu einem Höhepunkt der Fußball-TV-Geschichte.
2. Die Frage ist provokant: Ob er denn Geld in die Schweiz überwiesen habe, will der Reporter 1994 von Willi Konrad, damals Technischer Direktor von Dynamo Dresden, wissen. Und Konrad, der wuchtige Mann aus Offenbach, schon damals als Vertrauter des Dynamo-Präsidenten Rolf-Jürgen Otto im Ruf, in dubiose Geschäfte verwickelt
zu sein, pöbelte den Reporter ohne Ansatz im breitestem Hessisch an: „Was soll denn die doofe Frage? Sind Sie in Ihrem Kopf nicht normal oder was? Dreckschwein! Isch haue Ihnen in die Fress. Mehr sind se net wert.“
   3. Natürlich darf sie in der Liste der größten Ausraster nicht fehlen: Die Pressekonferenz von Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni. Jedes weitere Wort aber wäre überf lüssig...
  „Wie eine Flasche leer” – nie klang fehlerhafte Grammatik schöner.
5. Die Medienschelte ist ein durchaus beliebtes Stilmit- tel. Nicht jeder treibt es dabei so auf die Spitze wie der Bochumer Coach Geertjan Verbeek.
Der Niederländer attackierte während der
offiziellen Pressekonferenz in harschen – und nicht jugendfreien Worten – die Boulevardpresse. Ein echter Eklat.
6. „Der tiefste Tiefpunkt und noch ein tieferer Tiefpunkt. Ich kann es nicht mehr hören.“ Das Interview von Waldemar Hartmann mit dem damaligen DFB-Teamchef Rudi Völler nach einem tristen 0:0 auf Island 2003 gehört in jede gut sortierte Ausraster-Bibliothek. Völlers „Wut, Käse, Scheißdreck“-Rede, seine Breitseite gegen das ARD-Duo Gerhard Delling und Günter Netzer („Wechselt den Beruf“), ist ein Stück
TV-Geschichte – und Hartmann („Ja, du sitzt hier bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist ganz locker“) kassierte einen Werbevertrag mit einer Brauerei.
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