Page 41 - Spielfeld_Oktober_2018
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 Um das in Erinnerung zu rufen: Warum haben die TSG und Dietmar Hopp die Ausnahmegenehmigung erhalten?
„Weil das Engagement von Dietmar Hopp bei der TSG die engen Kriterien für eine Ausnahmegenehmigung idealtypisch erfüllt. Die mehr als 25 Jahre währende Förderleistung und der damit verbundene Auf bau sowie die Entwicklung des Ama- teur-, Jugend- und Profifußballs in der Rhein-Neckar-Region durch eine Einzelperson ist einzigartig und deshalb explizit nicht mit den Grundlagen zu vergleichen, auf denen die Ausnahmegenehmigungen zum Beispiel in Leverkusen oder Wolfsburg basieren. Viele Fans teilen die Klubs in „Böse“ und „Gut“, in Klubs mit 50+1-Ausnahme und in Traditionsklubs. Dieses Schubladendenken müssen wir für den Fall Hoffen- heim einfach mal auflösen, weil die TSG nicht Teil eines globalen Großkonzerns ist. SAP hält nicht einmal Anteile am Klub, sondern ist vom Fördervolumen her ein marktüblicher Partner und Sponsor, dessen Engagement bei weitem nicht an die Dimensionen der genannten Standorte heranreicht. Der Antrag auf Erteilung der Ausnahmegenehmigung war ausschließlich dadurch motiviert, die geschaffenen Werte für die Familie Hopp und die TSG Hoffenheim abzusichern und den Klub damit nachhaltig zu stabilisieren. Der Auf bau einer Vermarktungsplattform, eines PR-Vehikels oder gar eines Spekulationsobjekts waren und sind nie Gegenstand der Überlegungen und des Handelns gewesen.“
Was bedeutet es, dass Dietmar Hopp sich selbst und seine Nachkommen zur Übernahme von gesellschaft- licher und unternehmerischer Verantwortung unter Einhaltung geltender Spielregeln verpflichtet hat? „Aus der erteilten Ausnahmegenehmigung erwachsen für Dietmar Hopp eine Fülle von verbindlichen Zusagen. Er hat sich unter anderem dazu verpflichtet, den Fußballsport im Mutterverein weiterhin zu fördern. Weiterhin hat er die Auflage vom Präsidenten des e.V. übernommen, dauerhaft die Mehrheit der Stimmanteile an der Kapitalgesellschaft zu bewahren und dem Verein entsprechende Vorzugsrechte beim Erwerb von Anteilen zu gewähren. Ein unendlicher
Klare Haltung: TSG-Geschäftsführer Frank Briel
Zufluss an Finanzmitteln ist schon allein aus Gründen der Financial-Fairplay-Regelung der UEFA nicht möglich und im Übrigen von Dietmar Hopp von Beginn an strikt ausgeschlossen worden. Die TSG Hoffenheim muss sich im Wettbewerb der Marktkräfte behaupten. Der strategische Schwerpunkt wird dabei auf die Nachwuchsarbeit und die Ausbildung bezie- hungsweise Entwicklung talentierter Fußballspieler gelegt.“
Kann man sagen, dass es am Ende um die vermeintliche Frage geht: Was ist ,gutes‘ und was ist ,schlechtes‘ Geld? „Tatsächlich ist es eine Frage, ob Aktienemissionen wie in Dortmund, strategische Partnerschaften mit Wirtschaftsgrößen wie in München, Stuttgart oder Dortmund, die in Doppel- funktion als Minderheitsgesellschafter und -aktionäre sowie Sponsoren für ein komfortables wirtschaftliches Fundament sorgen, bessere oder gerechtere Investoren sind. Sind Partner- schaften mit Beteiligungsgesellschaften oder Finanzinvestoren wie in Berlin, Freundeskreise wie in Frankfurt, PPP-Projekte – also öffentlich-private Partnerschaften – wie in Stuttgart moralisch makellos? Wird Gutes oder Geduldetes plötzlich schlecht und verachtenswert, weil eine Schwelle von 50 Prozent der Stimmrechte überschritten wird? Natürlich ist das nicht der Fall.“
Sehen Sie die TSG Hoffenheim mit ihrem Mehrheits- eigner Dietmar Hopp als gutes Beispiel dafür, dass gesellschaftliche Verantwortung und wirtschaftliche Wachstumsstrategien in keinem Widerspruch stehen? „Der professionelle Fußball unterliegt – wie jede andere Industrie auch – dem Spiel der Marktkräfte. Professionelle Sportorganisationen müssen sich dem globalen Wettbewerb stellen. Der Fußball-Darwinismus ist längst entfacht – un- abhängig vom Erhalt oder Wegfall der 50+1-Regel. Dennoch geht es sicher nicht ohne ‚Leitplanken‘. Alle Vereine und Ka- pitalgesellschaften haben sich eine Satzung respektive einen Gesellschaftsvertrag gegeben, in denen der Zweck definiert ist. In der Regel geht es um die Pflege und Förderung von Werten, der Tradition und der Vereinsfarben. Diesem Zweck, diesem Auftrag gilt es gerecht zu werden. Gerade Dietmar Hopp zeigt mit der TSG Hoffenheim eindrucksvoll, wie das im Zusammenspiel reibungslos und zielgerichtet funktionieren kann. Seine Förderung für den Fußballsport ist einzigartig.“
Profis
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 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
Seine Förderung ist einmalig in Deutschland: Dietmar Hopp
























































































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