Page 34 - Spielfeld_Oktober_2018
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während des Spiels, sagt sie, aber vor dem Beginn hält sie sich lange besonders am Gästezugang auf – und packt mit an. Abtasten, um versteckte Gegenstände aufzuspüren, ist möglich. Regelmäßig stößt man auch auf nicht erlaubtes Material.
„Wir wollen unbedingt ausschließen, dass gefährliche oder verbotene Dinge mitgebracht werden. Aber uns sind die Hände gebunden, die Gesetze erlauben nicht die absolute Kontrolle. Die Erfahrungswerte haben gezeigt, dass leider Leute unter den Fans sind, die unsere Grenzen kennen und ausnutzen“, sagt Andrea Frey. „So gelangen etwa unerlaubte Gegenstände wie Pyrotechnik, eingebracht in intimen Körperbereichen, oder Banner, die um den Körper gewickelt werden, ins Stadion. Es gibt Stellen, die sind für unsere erlaubte Körperkontrolle tabu.“
Einige Schritte hinter den Ordnern, die begonnen haben, die Leipzig-Anhänger zu untersuchen, steht eine Gruppe von Polizisten in schwerer dunkelblauer Einsatzkleidung. Sie würden eingreifen, falls es bei den Leibes- und Taschenkontrollen zu Komplikationen kommt. Kleinere Streitigkeiten und Wortgefechte geben zudem Anlass zum Einschreiten. Gegen RB Leipzig aber bleibt es – wie meist – friedlich. Denn alles ist perfekt organisiert.
Großes Gepäck wird von anreisenden Gästefans schon in einem Container am Parkplatz P 6 abgegeben. Abgenommene Gegenstände, die als Wurfgeschosse genutzt werden könnten, werden von einer Ordnungs- kraft entgegengenommen und in zwei Regale gelegt, die zusammen später eingeschlossen werden. Die Fans erhalten für die abgegebenen Sachen, die alle notiert werden, einen Abhol-Bon. Danach müssen sie durch menschenhohe Hightech-Drehkreuze mit Digitalkontrolle des Tickets, das – ähnlich wie bei einem Ski-Lift – nur jeweils einer Person Zutritt gewährt. Mit dieser Maßnahme, die im Rahmen der Erneuerung des kompletten Zutrittssystems im letzten Jahr umgesetzt wurde, soll verhindert werden, dass
der Eingang gestürmt werden kann. Ein Smiley blitzt auf dem Display auf, wenn die Eintrittskarte erkannt und registriert wurde. Zudem ist der komplette Einlass mit Gittern und Netzen vom eigentlichen Stadion abgeschirmt, damit weder Feuerwerkskörper noch verbotene Banner über die Zäune geworfen werden können.
Führen Fans Fanutensilien wie Fahnenstöcke, Fah- nen und Banner mit sich, werden diese nach der Personenkontrolle in einer eigens dafür geschaffenen Zone kontrolliert. Hier erhalten immer jeweils nur zwei bis drei Personen Zutritt, damit alles Material ausgerollt und überprüft werden kann. In der Banner- und Materialkontrolle kommen nur extra geschulte Ordner zum Einsatz. Die Bannerkontrolle wird mit der gegnerischen Fanbetreuung koordiniert, welche als Verbindungsglied zu den mitreisenden Gästefans fungieren soll. Bei Unklarheiten werden einzelne Banner mit Ordnungsdienstleitung, Sicherheitsbe- auftragten und Polizei besprochen.
In der Woche zuvor hatte das menschenverachtende Banner der BVB-Fans bundesweit für Empörung und Entsetzen gesorgt. Wie das Banner ins Stadion geschmuggelt wurde, beschäftigt derzeit auch die Polizei, da es sich hier um kriminelles Verhalten handelt. Die TSG geht nach ihren Erkenntnissen davon aus, dass die verbotenen Banner in einzelnen Teilen in andere Banner eingenäht und somit versteckt worden waren. Stoff, selbst größere Stücke, lassen sich aber auch am Körper verbergen. Die Personen- kontrollen durch den Ordnungsdienst sind gesetzlich so reglementiert, dass durch Abtasten nicht alles verhindert werden kann. „Das Persönlichkeitsrecht des Einzelnen und unsere gesetzlichen Befugnisse als Ordnungsdienstmitarbeiter verhindern, dass wir verlangen können, Kleidung abzulegen oder auszuziehen“, sagt Andrea Frey.
Sicherheit wird groß geschrieben, doch ganz dicht wird das Kontrollsieb eben leider nicht sein.
   KONTROLLEN FÜR TSG-FANS
„Unsere Fans werden auch kontrolliert, da machen wir keine Unter- schiede“, sagt die Sicherheitsbeauftragte, Christiane Rienesl. Auch sie müssen sich Leibesvisitationen unterziehen. Und auch die Anhänger auf der Südtribüne müssen ihre Fanutensilien vorher kontrollieren lassen. Choreographien und Spruchbänder müssen zudem immer angemeldet werden.
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