Page 34 - Spielfeld_September_2018
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  Und tatsächlich deutet sich nach vielen Jah- ren ganz langsam das Ende seiner Tätigkeit im Hochleistungssport an. Vor zehn Jahren, als sich Heinz Seyfert einer Herzoperation unterziehen musste, rückte sein Sohn Christian von der Stelle des Greenkeepers bei der TSG ebenfalls zum Zeugwart auf. Die erste Bundesliga-Saison hatte gerade begonnen, Heinz kehrte nach einiger Zeit zurück und arbeitet seitdem an der Seite seines Juniors. Allein ist der Job schon lange nicht mehr zu schaffen. Obwohl Christian Seifert einige Innovationen bei der Logistik eingeführt hat, bleibt die interne Organisation der Spiele,
vor allem der Auswärtspartien, sehr
aufwendig. Ein wahres Arsenal an
Utensilien, meist mehrere akri-
bisch gepackte Koffer, müssen in
den Teambus verfrachtet werden.
Dann werden sie zu den Stadien
gebracht, dort sind die Spieler-
kabinen herzurichten, sodass die
Profis alles so vorfinden, wie sie
es gewohnt sind – egal, ob es sich
um die WIRSOL Rhein-Neckar-
Arena, die Allianz Arena oder das
Liverpooler Stadion an der Anfield
Road handelt. Die Rollen zwischen
Heinz und Christian sind klar definiert. „Bei der Arbeit sind wir Kollegen, danach ist Heinz wieder mein Vater“, beschreibt der Junior das Verhältnis. „Demnächst werde ich etwas kürzer treten“, sagt der Senior, während er die Schuhe der Spieler auf ihre festen Plätze in den Regalen in Zuzenhausen räumt.
„Auf Heinz war und ist auf sowie neben dem Platz stets Verlass“, sagt Präsident Peter Hofmann, ebenfalls Gründervater der modernen TSG, der mit Seyfert schon vor mehr als 30 Jahren
eigenhändig die Umkleidekabinen am Dietmar- Hopp-Stadion erbaute. Hofmann ist inzwischen der Präsident, der bei einem Bundesliga-Klub am längsten im Amt ist. Der Zeugwart sorgt derweil für Ordnung rund um das Profi-Team: Dinge, die von Spielern neben dem Trainingsplatz vergessen werden, nimmt er mit, ohne sie immer gleich wieder auszuhändigen. Und es trifft nicht nur die Spieler, auch die Kollegen aus dem Trainerstab oder der Medienabteilung kann es treffen. Dann ist auch einmal ein Fotoapparat für drei Stunden verschollen. Sie alle haben aber ihren Heinz ins Herz geschlos-
sen. Die Spieler – vielleicht mit Ausnahme der Neuen – wissen genau, dass der fitte Oldie selbst einst Fußballspieler war. Und sie haben gehört oder gelesen, dass sie seine, bei der TSG Hoffenheim erzielten Erfolge niemals erreichen können. Heinz Seyfert ist die lebende Legende des Klubs.
Denn fast 30 Jahre, von 1963 bis 1992, stand er für die TSG selbst auf dem Platz. 227 Pf lichtspieltore erzielte er dabei, er ist Rekordtor- schütze des Klubs, wahrscheinlich
auf ewig. Ein paar Jahre half er noch bei den „Alten Herren“ aus. Es gab kaum eine Position im Verein, die er nicht vorübergehend innehatte: Mitglied des Spielausschusses, dritter Vorstand, Platzwart und Jugendtrainer. Heinz Seyfert ist Hoffenheim. Mit Leib und Seele, nie ist er fortgezogen aus seinem Heimatort. Im Jahr 2000 machte er Schluss mit seinem gelernten Beruf als Fliesenleger und wurde bei der TSG ganztägig als Zeugwart eingestellt und erlebte den Aufschwung von der Oberliga über vier Klassen hinweg bis in die Bundesliga. Und nun kommt die Krönung, die Champions League.
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