Page 8 - Spielfeld_August_2018
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 Kinder, wie die Zeit vergeht
    Moment für die Ewigkeit: Thomas Schwechheimer erzielt 1990 im DFB-Pokal den Siegtreffer zum 1:0 für den FV 09 Weinheim gegen den FC Bayern München.
Kurz hinter den Binsenweisheiten „Der Ball ist rund“ und „Ein Spiel dauert 90 Minuten“ des Mannheimer Fußball-Gelehrten Sepp Herberger rangiert im kollektiven Fußball-Evangelium der Satz „Der Pokal hat seine eigene Gesetze“. Beim Blick auf die DFB-Pokal-Finalisten der vergangenen 15 Jahre darf der Fußball-Fan ein wenig ins Grübeln geraten ob dieses Glaubenssatzes. Aber damals, am 4. August 1990 erfuhren die Anhänger dieser steilen These reichlich Aufwind. Im mit 8.000 Zuschauern ausverkauften Sepp-Herberger-Stadion empfing der damalige Oberligist FV 09 Weinheim den amtierenden Meister FC Bayern München – mit einem gewissen Jupp Heynckes auf der Trainerbank und den erst vier Wochen zuvor zu Weltmeistern gekrönten Spielern Augen- thaler, Kohler, Reuter, Aumann und Pf lügler in der Startelf. Doch als Thomas Strunz in der 26. Minute des Feldes verwiesen wurde
HÄRRINGERS ECKE
und zwei Minuten später der gelernte Feinblechner Thomas Schwechheimer einen, nun ja, eher glücklichen Elfmeter zum 1:0 verwandelte, kam den Amateuren die Hitze zu Gute. „Auf dem Platz waren es mindestens 45 Grad in der Sonne“, sagte der Torschütze später. Die Bayern konnten nicht mehr zulegen – und verloren gegen den Drittligisten 0:1. Manchmal dauert eben auch eine Blamage nur 90 Minuten.
Für den umjubelten Siegtorschützen, der später sogar Fanpost aus der DDR und aus China ein Glückwunschtelegramm erhielt, endete die Weinheimer Pokal-Party unfreiwillig frühzeitig – er wurde für jenen Abend prompt ins ZDF-Sportstudio eingeladen. Dabei, so gab es Schwechheimer sinngemäß zu Protokoll, wollte er „lieber einen mit den Kumpels trinken gehen“.
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© 2018 Christoph Härringer, www.facebook.com/Spottschau



























































































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