Page 57 - Spielfeld_August_2018
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  Zurück in der Bundesliga: Annika Eberhardt (rechts) mit ihren ebenfalls aus der 2. Mannschaft hochgerückten Teamkolleginnen Jana Beuschlein (2.v.l.) und Johanna Kaiser (links) sowie Trainer Jürgen Ehrmann (2.v.r.).
Fast zehn Jahre liegt Eberhardts Bundesliga-Debüt schon zurück. Im September 2008 bestritt die damals 16-Jährige ihr erstes Spiel im Oberhaus. „Der Frauenfußball hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 180 Grad gedreht“, betont sie. „Besonders im athletischen Bereich hat sich viel getan, damals gab es kein Kraft- oder Ausdauertraining.“ Mit dem TSV Crailsheim reiste sie durch ganz Deutschland, ein professionelles Umfeld bot der Verein, wie seinerzeit nahezu kein Bundesligist, aber nicht. „Erst in den darauffolgenden Jahren hat sich das entwickelt, und die Spielerinnen wurden beispielsweise mit Verträgen ausgestattet.“
Nach dem Abstieg des TSV Crailsheim wechselte Eberhardt zum SC Freiburg und zog ins Internat. Doch auch mit dem Sport-Club stieg sie in die 2. Bundesliga ab und schloss sich nach zwei Jahren im Breisgau der TSG an. „Ich hatte mein Abitur in der Tasche und habe in Heidelberg angefangen zu studieren“, sagt die Stürmerin. „Die TSG hat damals um den Aufstieg in die Bundesliga gespielt und bot mir eine Perspektive.“ Den Aufstieg schaffte Hoffenheim dann 2013 und Eberhardt war erneut zurück in der höchsten Spielklasse. Doch in der folgenden Saison kam die Angreiferin nur zu Joker-Einsätzen, erzielte in 13 Spielen nur ein Tor und trat zum vierten Mal den Weg in die 2. Bundesliga an, diesmal nicht durch einen Abstieg, sondern wegen der Perspektive, sich bei der TSG II durch mehr Spielpraxis sportlich weiter zu entwickeln.
Den Start in die Vorbereitung auf die Saison 2018/19 verpasste Annika Eberhardt. Kurz vor der Sommerpause zog sie sich eine Fußverletzung zu. „Es ist nie schön, nur zuschauen zu können“, gibt sie zu. „Aber ich bin ja nicht komplett neu in der Mannschaft. Deshalb ist es nicht ganz so tragisch, die Anfangsphase verpasst zu haben.“ Im Bundesliga-Team ist Eberhardt die zweitälteste Spielerin, mit vielen ihrer neuen Teamkolleginnen hat sie bereits bei der TSG II zusammenge-
spielt. Deshalb sei eines ihrer Ziele, die Führungsrolle, in die sie in den vergangenen Jahren hineingewachsen sei, auch weiterhin einzunehmen.
15 Tore erzielte Eberhardt in der vergangenen Saison in der 2. Bundesliga Süd, im Jahr zuvor traf sie sogar 18 Mal und sicherte sich damit die Torjägerkanone. Ihr Angreifer-Gen entdeckte die gebürtige Crailsheimerin bereits, als sie noch dem damaligen Dortmunder Goalgetter Márcio Amoroso nacheiferte. „In der erfolgreichen Zeit des BVB Anfang der 2000er hat mich endgültig das Fußball-Fieber gepackt“, erzählt sie lachend. „Das hat bis heute angehalten. Es macht immer noch riesigen Spaß. Auf dem Platz bekommt man den Kopf frei, gemeinsam Siege zu feiern, ist pures Glück.“
Um auf hohem Niveau erfolgreich zu sein, nimmt die Schwäbin einen stressigen Alltag in Kauf. Im März absolvierte sie ein Praktikum bei einem großen Einzelhandelsuntermehmen, schrieb anschließend über den dortigen Bereich Logistik ihre Masterarbeit und wurde schließlich übernommen. „Mir ist es sehr wichtig, ein zweites Standbein mit guten Perspektiven zu haben“, so Eberhardt. „Ich habe einen tollen Job bekommen und nehme deshalb gern die Doppelbelastung auf mich.“
Nicht nur im Beruf steckt sich Annika Eberhardt ehrgeizige Ziele. Nach vier Jahren im Zweitligateam hat sich die An- greiferin zurück in die Bundesliga gekämpft. „Ich bin immer drangeblieben und habe die Zeit bei der TSG II genutzt, an den Dingen zu arbeiten, die mir damals gefehlt haben“, erklärt sie. „Von Saison zu Saison bin ich vor dem Tor cooler geworden und habe Verantwortung übernommen. Jetzt will ich nochmal in der Bundesliga alles geben und meine Stärken einbringen.“ Da sie mit 26 Jahren im besten Fußballerinnen-Alter steht, sollte ihr sicherlich auch in der ersten TSG-Mannschaft eine stattliche Torquote gelingen.
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