Page 77 - Spielfeld_Juli_2018

ZURÜCKGEBLÄTTERT
Saisonfinale
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 77
Das war passiert:
24. April 2016
Die TSG schafft dank Julian Nagelsmann trotz einer ausweglos erscheinenden Situation noch den Klassenerhalt.
Eine „Hoffenheimer Schnapsidee“ nannte die „Frankfurter Rund- schau“ seine Beförderung, und die „Rhein-Neckar-Zeitung“ schrieb von einem „PR-Gag“, als der Junior das Team von Huub Stevens
übernahm. Eigentlich war der Generationenwechsel erst für den Sommer 2016 geplant, im Oktober 2015 offenbarten Klubchef Dietmar Hopp und Sportdirektor Alex Rosen ihrem A-Jugendtrainer den verwegenen Plan, ihn zum Boss zu machen. Dann bekam Stevens plötzlich Herzbeschwer- den, und mitten im härtesten Abstiegskampf warfen sie Nagelsmann, den „Lausbub“ (Sport-Bild) und „Durchstarter“ (FAZ), ins bitterkalte Wasser, auf dass er schwimmen möge.
Krasser hätte der Übergang kaum sein können. Dort Stevens, der „Knurrer aus Kerkrade“, 62 Jahre alt, ein Spieler-Schleifer aus der alten Welt, char- mant wie eine Kreissäge. Hier der Bursche mit dem netten Lächeln, noch grün hinter den Ohren, der während der ersten Wochen im Profigeschäft noch schnell seinen Fußballlehrerschein machen musste, damit er sich überhaupt Cheftrainer nennen durfte.
Was als Harakiri-Aktion eines ziemlich ratlosen Klubs gebrandmarkt wur- de, der sich anschickte, sein größtes Trainertalent zu verheizen, scheint tatsächlich aufzugehen. Auf Rang 17 standen die Hoffenheimer damals, als Nagelsmann kam, sieben Punkte hinter dem rettenden 15. Tabellenplatz. Und nun, zehn Spiele später, haben sie sieben Punkte Vorsprung auf Platz 17 und das eigene Schicksal wieder selbst in der Hand.
Nagelsmann hat ein kleines Wunder geschaffen, und wenn der Klub wirk- lich die Klasse hält, wird es ein großes Wunder sein. Nicht mal Stevens, der Urtypus des Retters, konnte aus der Truppe noch Leistung pressen. Das Hopp-Projekt, mittlerweile auch schon acht Jahre erstklassig, schien krachend zu scheitern. Bis Nagelsmann kam und es mit jugendlicher Leichtigkeit übernahm.
Bild: fotolia.com – mitrija
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