Page 63 - Spielfeld_Juli_2018
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 13.02.2016
1. Spiel Julian Nagelsmann
Entweder setzten die Klubverantwortlichen auf altbewährte Kräfte, die schon woanders erfolgreich waren. Oder sie gingen die Liste ihrer ehemaligen Profis durch, und fanden einen, der auch den Trainerschein hatte. Trainer ohne eigene Erst- liga-Vergangenheit waren die Ausnahme, man konnte sie an einer Hand abzählen: Christoph Daum, Volker Finke, Jürgen Klopp und Ralf Rangnick. Das Auf brechen dieser verkrusteten Strukturen und das Öffnen eines Berufes für Persönlichkeiten ohne Hintergrund einer Laufbahn als Profifußballer ist ein Verdienst von Peters Pionierwerk und der Arbeit der TSG Hoffenheim in den vergangenen zwölf Jahren.
In dieser Zeit ging aus der Akademie der TSG eine neue Generation von Trainern hervor, die in vielen Klubs und Ländern nun ihre Ideen umsetzt. In der vergangenen Saison trainierten vier ehemalige TSG-Nachwuchstrainer in der Bun- desliga: Julian Nagelsmann in Hoffenheim, Domenico Tedesco in Schalke, Tayfun Korkut ab dem Winter in Stuttgart und, bis zu seiner Entlassung, Markus Gisdol in Hamburg. Xaver Zembrod ist Co-Trainer in Leverkusen. Beim DFB bilden als Trainer von U-Mannschaften Guido Streichsbier und Frank Kramer die besten deutschen Talente aus. Und in David Wagner schreibt ein ehemaliger Hoffenheimer Jugendcoach auch in der nächsten Saison das Premier-League-Abenteuer von Huddersfield Town weiter.
All diese Trainer profitierten vom Austausch mit den Kollegen in Hoffenheims Akademie - sei es beispielsweise in AG`s über Taktik oder Führungsstärke, oder sogar in der gemeinsamen Arbeit. Als Julian Nagelsmann vom damaligen TSG-Manager Ernst Tanner nach Hoffenheim geholt wurde – die beiden kannten sich aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München – , sollte der Neuankömmling eigentlich als Co-Trainer von Tay- fun Korkut beginnen. Aber weil dieser die Ausbildung zum Fußballlehrer zu absolvieren begann, wurde Xaver Zembrod U 17-Trainer, Nagelsmann dessen Assistent. Dass Zembrod später lange Jahre als erster Assistent im Trainerstab von Tayfun Korkut arbeitete, zeigt, wie eng die Prägungen und Verbindungen unter den Trainern aus Hoffenheimer Ausbil- dungszeiten nachwirken. Der ehemalige TSG-Jugendcoach Frank Fröhling zum Beispiel begleitete Markus Gisdol als Co-Trainer auf dessen Bundesligastationen in Hoffenheim und Hamburg.
Dieser kreative Geist des Austausches herrscht auch heute an der TSG-Akademie. Dirk Mack, der „Direktor Nachwuchs“, glaubt, dass die Tendenz, jungen Trainern, die in den Nach- wuchsakademien ihre Erfahrungen sammeln, Cheftrainerposten in der Bundesliga anzuvertrauen, weiter geht. Er sagt, junge Trainer seien durch ihre in einem jungen Alter oft schon große Trainererfahrung früher reif, als dies Trainer früher gewesen seien: „Auch deshalb steigen deren eigene Ansprüche schneller, das sind ja erfahrene Trainer. Diese Nagelsmänner und Tedescos kommen ja nicht aus dem Nichts.“ Zumal, so Mack, die U 19-Trainer von heute viel näher am Profifußball dran seien als noch vor 25 Jahren: „Das sind Profis.“
Auch beim FSV Mainz 05 trainiert in der neuen Saison in Sandro Schwarz ein Trainer, der aus dem eigenen Nachwuchs kam, beim SV Werder Bremen stammen Chefcoach Florian Kohfeldt und dessen Vorgänger Alexander Nouri ebenso aus dem eigenen Unterbau wie Manuel Baum beim FC Augsburg. Der ehemalige Dortmunder Jugendcoach Hannes Wolf führ- te den VfB Stuttgart zurück in die Bundesliga.
Anstoß
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