Page 17 - Spielfeld_Juli_2018
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  Mit Beginn der Saison 2015/16 setzten die TSG und Dietmar Hopp sogar einen Markstein in der Geschichtsschreibung des deutschen Profifußballs. Am 1. Juli 2015 begann eine neue Zeitrechnung im Deutschen Fußball-Bund (DFB), denn Dietmar Hopp ist seit diesem Zeitpunkt Mehrheitseigner (96 Prozent) der TSG Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH. Es ist das erste Mal im deutschen Profifußball, dass sich ein Klub mehrheitlich im Besitz einer Privatperson befindet. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) schuf diese Möglichkeit über eine Ausnahmegenehmigung von der sogenannten 50+1-Regel, die besagt, dass der Stammverein die Mehrheit der Stimmen in einer Fußball-Kapitalgesellschaft halten muss. „In Hoffenheim“, sagte Dietmar Hopp 2015, „wurde alles mit privatem Geld finanziert, es kostet den Steuerzahler nichts.“ Nur wer einen Klub inklusive Jugend- und Amateursport sowie Infrastruktur seit 20 Jahren nachhaltig fördert, hat nach den Statuten der DFL und durch Beschluss des Liga-Vorstandes ein Anrecht darauf, die Mehrheit einer Klub-GmbH zu übernehmen. Dass Dietmar Hopp auch im höchsten Maße als Mäzen und Stifter vieler sozialer Maßnahmen Projekte und Engagements in der Metropolregion Rhein-Neckar tätig ist, war ein gewichtiges Argument, die bereits zuvor bestehende Ausnahmeregel für 50+1 auf Hoffenheim und Hopp anzuwenden.
Dass die TSG Hoffenheim, die bei einem Jahresumsatz von 111 Millionen Euro in der Saison 2016/17 inzwischen zum Bundesliga-Establishment gerechnet wird, seit zwei Jahren finanziell ohne weitere Anschubhilfen ihres großen Gönners auskommt, war immer Dietmar Hopps Ziel. Dass parallel dazu ein sportlicher Höhenf lug mit dem vierten und dritten Platz in den Bundesliga-Jahren 2017 und 2018 erzielt wurde, erfüllt den Gesellschafter der TSG Fußball-Spielbetriebs GmbH mit großer Freude. Weiteres Geld locker machen möchte er auf keinen Fall, denn er nimmt das von der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zur Pf licht erklärte Financial Fairplay überaus ernst. „Mein Ziel war es, dass es mit der Übernahme für die TSG leichter wurde, sich noch konsequenter auf Erfolg auszurichten. Der Klub wird dadurch langfristig den steigenden Herausforderungen gewachsen sein“, betont Dietmar Hopp. Die TSG steht nun auch unter seinem besonderen Schutz.
ÜBER DEN AUTOR
Roland Zorn hat als Fußballchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die Bundesliga über Jahrzehnte eng begleitet. Der 72-Jährige ist heute als freier Journalist tätig – und häufig auch zu Gast bei der TSG Hoffenheim.
„In Hoffenheim wurde alles mit privatem Geld finanziert, es kostet den Steuerzahler nichts.“ DIETMAR HOPP
Beim Blick auf seinen Verein ist er noch immer zuerst und vor allem ein Bilderbuch-Fan, der auf der Tribüne auch mal zetert und bangt, wenn ein Spiel nicht nach Gusto verläuft. Er, der als Hoffenheimer Torjäger der fünfziger Jahre von einem Bauern eine Dose Leberwurst als „Tor-Prämie“ bekam, ist aber auch froh, dass sich das Geld, das er in das Hoffenheimer Abenteuer Profifußball gesteckt hat, unter der sportlichen Führung von Trainer Julian Nagelsmann zu amortisieren beginnt. Denn wieder einmal bewahrheitete sich eine Le- bensmaxime, die für Hopp zur unternehmerischen Leitlinie geworden ist: „Das Glück, zur richtigen Zeit auf etwas zu setzen, was es noch nicht gab.“
Den Mut, einem erst 28 Jahre alten Trainer-Novizen im Februar 2016 das auf Platz 17 stehende Bundesliga-Team anzuver- trauen, kann vielleicht nur ein Mann besitzen, der auch als Gründer des wertvollsten deutschen Unternehmens dank eines ausgeprägten Spürsinns immer eine glänzende Personalfüh- rung entwickelte. Über seine persönliche Erfolgsgeschichte sagt Dietmar Hopp, ohne mit ihr auch nur andeutungsweise protzen zu wollen: „Wer sich keine Ziele setzt, kann auch nichts Besonderes erreichen.“ Der 78-jährige Selfmademan investiert mittlerweile in Biotech-Unternehmen, um auf seine Weise das Leid durch Krankheiten wie Krebs, Alzheimer oder Parkinson lindern zu helfen. Missraten ist dem lebenslangen Unternehmer, Wohltäter und Sportfreund Dietmar Hopp sehr wenig im Leben, mit der SAP, der TSG Hoffenheim sowie der Stiftung, die seinen Namen trägt, ist ihm Großes geglückt. „Zu Anfang war es nicht das Ziel, dass wir mit der TSG ganz hoch hinaus wollen. Es hat sich nach und nach so gut entwickelt. Heute dürfen wir deswegen sagen: Wir sind eine Dorfmet- ropole mit starken Wurzeln und einem hohen Renommee“, erklärte er vor drei Jahren, als er zum Klubbesitzer werden durfte. Die TSG 1899 Hoffenheim – ohne Dietmar Hopp ist sie als Bundesligist und Champions-League-Teilnehmer absolut undenkbar.
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   SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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