Page 77 - Spielfeld_Juni_2018
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                 die 69-Jährige.
„Die TSG ist mein größtes Hobby. Ich genieße die Reisen und werde ja auch fast immer belohnt.“
JAN ELIZABETH MUSCHÉ
Für den emotionalsten Moment mit ihrer TSG nahm die Englän- derin aber weitaus größere Stra- pazen auf sich, fuhr mit dem Auto von Nordwales nach Man- chester, f log nach Frankfurt und legte dann noch die rund 130 Kilometer lange Strecke vom Flughafen nach Sinsheim zurück.
Zumal sie die Spiele in ihrem
neuen Heimatort Bangor, 1.000
Kilometer Luftlinie von Sinsheim
entfernt, nicht sehen kann –
eine ganz besondere Heraus-
forderung für sie im mit vielen
kleinen blauen Accessoires dekorierten Haus. „Ich höre die Spiele dann live im Radio, laufe die ganze Zeit nervös auf und ab, räume irgendwelche Dinge um und bin sehr angespannt. Das ist kaum auszuhalten, darum muss ich regelmäßig auch im Stadion dabei sein.“
Es war eine der angenehmeren Reisen, denn ab und an fährt sie auch einfach „20 Stunden mit dem Auto“ von Wales in den Kraichgau. Und zwar allein, denn die Kinder der Geschie- denen leben weit verstreut. Die Tochter pendelt zwischen London und Italien, ihr Sohn hält in Lüneburg die TSG-Fahne hoch. Die weite Reise ohne Begleitung lohnte sich am 12. Mai beim Saisonfinale gegen Dortmund ganz besonders: Fanmarsch, Spielverlauf, Champions League und Freudenfest im Stadion. Musché erlebte einen der „schönsten Tage“ ihres Lebens, den sie – wie es sich für eine fast 70-Jährige gehört – auch auf Twitter festhielt. „Ich habe mich so für die Spieler gefreut, besonders für meinen Lieblingsspieler Kramarić.
Die besondere Beziehung zur TSG ist noch beeindruckender, wenn man auf die Ursprünge zurückblickt – denn Musché ist zwar in der Nähe der fußballverrückten Stadt Manchester geboren, hatte ihr Leben lang aber nichts mit Fußball am Hut, wie auch ihre Eltern. Nach der Schule war sie zum Studium nach Heidelberg gezogen, heiratete, gründete eine Familie und
Ein Blick aus dem Block: Jan Elizabeth Musché erlebte die Party von oben.
1.130 Kilometer für ein Spiel: Die Route der TSG-Anhängerin am 34. Spieltag.
Region
 Jan Elizabeth Musché reiste schon für die TSG durch Eu- ropa, bevor Hoffenheim international spielte. Vor rund einem Jahr zog die gebürtige Engländerin zu ihrer Familie nach Wales – ließ aber in ihrer langjährigen Wahlheimat Sinsheim ihr Herz zurück. Denn das gehört seit zehn Jahren der TSG Hoffenheim. Und so führt sie seit ihrer Ankunft in Wales eine Fernbeziehung, reist regelmäßig zu Hoffenheimer Heimspielen zurück in den Kraichgau – und im Vorjahr in der Europa League sogar nach Braga. „Freunde nennen das schon ein bisschen verrückt. Das ist es wohl auch, aber die TSG ist mein größtes Hobby. Ich genieße die Reisen und werde ja auch fast immer belohnt“, sagt
blieb im Kraichgau. Durch einen Zufall besuchte sie dann das erste TSG-Spiel in der zu Fuß „nur 20 Minuten entfernten“ WIRSOL Rhein-Neckar-Arena – und war danach „nicht mehr zu retten“ wie sie lachend und akzentfrei erzählt.
Doch die Leidenschaft wird belohnt, die TSG zahlt stets zurück. Als Hoffenheim in den Champions-League-Playoffs in Liverpool antrat, ging für Musché ein kleiner Traum in Erfüllung, für sie war es ein Hoffenheimer Gastspiel „fast um die Ecke“, ein gefühltes Heimspiel an der Anfield Roald.
 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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   Manchester
  Bangor
Frankfurt
Sinsheim
 









































































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