Page 39 - Spielfeld_Juni_2018
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                  Profis
  Im Januar 2016 durfte sich Andrej Kramarić durchaus als Abenteurer fühlen. Der Kroate wechselte von England nach Deutschland. Allgemein kein besonders spektakulärer Schritt, doch die Umstände waren speziell:
Das Ziel hieß Hoffenheim, der Stürmer schloss sich einem europaweit damals noch eher unbekanntem Klub aus einem 3300-Seelen-Dorf an, der abgeschlagen Tabellenletzter der Bundesliga war und gerade einen 28 Jahre alten Trainer verpf lichtet hatte. Er kehrte Englands damaliger Mannschaft der Stunde den Rücken zu. Leicester City wurde fünf Monate später Meister in der Premier League. „Ich bin sehr gespannt auf die TSG und die Bundesliga, und ich will meinen Teil dazu beitragen, dass uns der Klassenerhalt gelingt“, sagte Kramarić damals.
Er hielt Wort – und wurde für seinen Mut belohnt. Mit Julian Na- gelsmann auf der Bank und Kramarić im Sturm erlebte die TSG einen nicht für möglich gehaltenen Höhenflug, der fast so senkrecht verlief
wie der Start einer NASA-Rakete. Auf den Klassenerhalt folgten die Playoffs für die Champions League und danach die Eu- ropa-League-Teilnahme, ein Jahr später der Einzug in die Gruppenphase der Champions League, als Bundesliga-Dritter. Erfolge, die das Kollektiv erreichte, an denen der 25-Jährige aber einen großen Anteil hat: Mit 33 Bundesli- ga-Toren steht er bereits auf Rang vier der ewigen Bestenliste der TSG, zudem steuerte er noch 19 Torvorlagen bei. Aus dem Wagnis Hoffenheim wurde ein Sprungbrett, das Kramarić auf die internationale Bühne, in die Stammelf der kroatischen Nationalmannschaft und somit auch zur WM nach Russland katapultierte. Kaum verwunderlich, dass er sich in seinem Mut bestätigt sieht: „Ich hatte damals das Gefühl, dass dies der richtige Weg für mich sein könnte. Und ich hatte Recht, das freut mich natürlich.“ Die ländliche Region und seinen Wohnsitz Heidelberg hat er längst in Herz geschlossen – und die TSG sowieso: „Das ist einer meiner absoluten Lieblingsklubs geworden. Ich fühle mich sehr wohl hier, ich mag Hoffenheim sehr, es waren bislang zweieinhalb wirklich schöne Jahre hier. Ich kann nur positive Dinge über den Verein, die Mannschaft
und den Trainer sagen. Für mich ist hier alles perfekt.“
Die Begeisterung für Klub und Region gelten nicht nur den sportlichen Dingen. Kramarić – der seine Deutschkenntnisse stark verbessert hat – schätzt die Ruhe und Gelassenheit des Kraichgaus und die damit verbundene Möglichkeit ein „normales Leben“ zu führen: „So ein VIP-Li- festyle ist überhaupt nicht mein Ding. Das ist mir viel zu aufwendig und kostet zu viel Kraft. Wenn ich morgens aufstehe, ziehe ich mir einfach etwas Bequemes an und achte nicht darauf, besonders stylisch auszusehen. Ich will einfach so sein, wie ich bin, mich nicht jeden Tag verstellen und ein ganz normales Leben führen.“
Die Annehmlichkeiten, die der Job als Fußballprofi mit sich bringt, genießt Kramarić natürlich dennoch, irgendwann möchte er sich auch den Traum eines extravaganten Sportwagens erfüllen. Im Alltag schätzt er aber einen bodenständigen Auftritt – was auch an seiner Herkunft liegt. Seine Eltern leben zwar in Zagreb, wo er nach seiner Profi-Lauf- bahn auch wieder hinziehen möchte, der Rest seiner Familie aber in Dörfern im Umkreis der Hauptstadt. Ein Auftritt mit Star-Allüren wäre Kramarić dort höchst unangenehm.
ANDREJ KRAMARIĆ
Geburtsdatum: 19. Juni 1991 Geburtsort: Zagreb (Kroatien) Nationalität: kroatisch
Bei der TSG seit 01/2016
Frühere Vereine:
2015-2016: Leicester City 2013-2015: HNK Rijeka 2012-2013: NK Lokomotiva Zagreb 1997-2012: Dinamo Zagreb
Bilanz in der Bundesliga:
83 Spiele, 33 Tore
Bilanz im DFB-Pokal:
4 Spiele, 3 Tore
TSG-Bilanz in der Bundesliga:
83 Spiele, 33 Tore
TSG-Bilanz im DFB-Pokal:
4 Spiele, 3 Tore
  SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 39













































































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