Page 19 - Spielfeld_Juni_2018
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                 Im Kreis seines Trainerteams fällt die Anspannung von Julian Nagelsmann nach dem Einzug in die Champions League ab.
Haben Sie einmal daran gedacht, etwas zu ändern, also Ihren Weg zu verlassen?
„Vielleicht ist genau das auch ein Schlüssel, aus einer Krise zu kommen: Eben nicht alles über den Haufen zu werfen, sondern an den Dingen, die vorher funktioniert haben, fest- zuhalten, und nur Stellschrauben zu justieren, statt alles auf links zu drehen. Es gab wirklich die Momente, in denen ich den Gedanken hatte, alles anders zu machen und mal komplett anders zu spielen, aber im Endeffekt wollte ich das nicht, sondern lieber meine Art zu spielen und meine Fußball-DNA beibehalten. Und damit sind wir ja auch wieder relativ erfolgreich geworden.“ (lacht)
Es gab zwischenzeitlich auch öffentliche Kritik. Fühlen Sie sich durch den Erfolg in Ihrer Arbeit bestätigt? „Auch deshalb ist der Ausgang der Saison eine Genugtuung. Die ganzen Reden bezüglich meines Alters oder der nie erleb- ten Krise gingen mir schon auf die Nerven. Vor allem, weil viele meine Arbeit gar nicht beurteilen können. Wer sechs Mal die Woche mein Training beobachtet und weiß, wie ich arbeite und trainieren lasse, der kann gerne sagen, dass ich kein guter Trainer bin. Wenn ich das dann in seinen Augen nicht bin, kann er mich kritisieren und seine Meinung sagen, damit habe ich keine Probleme. Aber diese oberflächlichen Behauptungen haben mich gestört, darum freut es mich, dass wir diese Vorurteile als Gruppe widerlegen konnten.“
Gab es rückblickend Schlüsselmomente für den Sai- sonverlauf ?
„Ein Drehmoment war gleich das Heimspiel gegen Liverpool, als wir sehr gut waren, dann den Elfmeter verschossen und quasi im Gegenzug das Tor kassiert haben. Ein prägender und sehr frustrierender Moment, weil wir uns dadurch nach einer großartigen Saison doch nicht für die Champions League qualifiziert haben. Extrem wichtig war dann das 4:0 gegen Leipzig in der Hinserie in einer Phase, in der wir einen extrem hohen Druck hatten, auch tabellarisch. Bei einer Niederlage wären wir weit hinten gewesen, so haben wir wieder etwas Anschluss und Selbstvertrauen bekommen. Das war ein ganz bedeutendes Spiel und ein wirklich prägender Moment für den Saisonverlauf, auch wenn wir danach nicht sofort gute Ergebnisse erzielt haben und ja auch in Braga aus der Europa League ausgeschieden sind.“
Niemand freut sich über das Ausscheiden – aber war es rückblickend ein Vorteil für die Rückrunde?
„Wir wären gern weitergekommen, haben aber auch schnell gemerkt, dass uns das Training während der Europapokal-Zeit schon abgegangen ist. Es war hinten raus ein riesiger Vorteil, dass wir wieder intensiv Dinge einstudieren konnten. Ein- zelne Spieler waren in ihrer Entwicklung noch nicht so weit, dass wir sie ohne Training auf das letztendlich erreichte Niveau bekommen hätten. Wir hatten zwar nur acht Tage eine wirk- liche Vorbereitung, haben es aber über die Rückrunde hin- bekommen. Es hat letztendlich die sechs, sieben Wochen gedauert, die man normalerweise im Sommer zusätzlich in der Vorbereitung hat, um wieder richtig in Fahrt zu kommen. Danach sind wir dann nochmal durchgestartet. Das war auch für mich interessant zu sehen.“
Profis
  Glücklich und erleichtert umarmt der Cheftrainer seinen Kapitän Kevin Vogt.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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