Page 17 - Spielfeld_Juni_2018
P. 17

                 Zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte hat sich die TSG Hoffenheim für die Champions League qualifiziert. Ein unglaublicher Erfolg, der für immer mit dem Namen des Trainers verbunden sein wird...
„Das freut mich unglaublich und der Erfolg ist eine große Genugtuung für mich und für uns alle. Es freut mich deshalb so extrem, da wir aus einer Krise herausgekommen sind. Ich bin vor allem den Jungs sehr dankbar, da sie stets versuchen, die geforderten Dinge umzusetzen und mit Lust und Laune beim Training sind. Wir haben hier keinen Meisterschaftskader und müssen Spieler entwickeln, um solch außergewöhnliche Erfolge zu feiern. Dafür brauchen wir die absolute Bereit- schaft der Spieler und keine Profis, die vor allem ihr eigenes Süppchen kochen. Wir haben einen außergewöhnlichen Geist in der Gruppe. Und unter diesen Umständen kann man sich als Mannschaft und individuell weiterentwickeln, wie es vor allem Nico Schulz, Kevin Akpoguma und Dennis Geiger gezeigt haben.“
Die TSG-Profis verpassen Julian Nagelsmann bei der Presse- konferenz nach dem Sieg gegen Dortmund eine Bierdusche.
In der vergangenen Saison stand die Europapokal-Teil- nahme für die TSG und die meisten Spieler unter dem Motto „DasErsteMal“. War es diesmal noch schwieriger, das Ziel erneut zu erreichen?
„In diesem Jahr war die Eigendynamik innerhalb der Mannschaft eher noch größer. 2017 hatte sich die Euro-League-Teilnahme ja sehr früh abgezeichnet, da kam es nicht so überraschend. Dieses Jahr waren wir etwa acht Wochen vor dem Saisonen- de noch recht weit weg und haben uns Spieltag für Spieltag enorm gepusht, um doch noch oben ranzukommen. Darum war die Leistung im vergangenen Jahr für mich zwar schon außergewöhnlich, aber in diesem Jahr finde ich sie noch einmal beeindruckender, wenn man sich den Saisonverlauf anschaut. Wir sind nach vielen Enttäuschungen und schlechten Ergebnissen extrem stark zurückgekommen, und dass trotz der erstmaligen Dreifachbelastung. Auch wenn man sich die anderen Europa-League-Starter Hertha und Köln anschaut, ist unsere Leistung in dieser Saison noch viel höher zu bewerten als im vergangenen Jahr.“
Gab es einen Moment in der Rückrunde, an dem Sie gemerkt haben: Da geht vielleicht doch noch etwas in Sachen Champions League?
„Wir haben schon relativ früh gemerkt, dass die damals besser platzierten Konkurrenten nicht konstant punkten und wir jederzeit rankommen können, wenn wir mal eine Siegesserie starten. Das ist uns dann gelungen und darum glaube ich auch, dass wir es verdient haben, da oben zu ste- hen. Am Ende wollten wir dieses Finale am letzten Spieltag gegen Dortmund unbedingt erreichen – denn die Spiele gegen Liverpool waren ganz besondere Momente, aber so ein Endspiel um die Champions League gegen den BVB war für die TSG schon ein herausragendes Ereignis. Denn natürlich sind auch uns am Ende der Saison die Körner ausgegangen, die Jungs waren nach der intensiven Saison schon platt und wir hatten viele Verletzte. Darum ist unser Schlussspurt umso beeindruckender.“
Sie wirken immer sehr selbstbewusst und gehen un- beirrt Ihren Weg. Gab es dennoch Momente, in denen Sie Dinge infrage gestellt haben?
„Die gab es, wir waren zwischendurch ja nur fünf Punkte vor dem Relegationsplatz, das vergessen viele. Das war schon eine unangenehme Zeit, weil ich ehrlich gesagt Misserfolg nicht so kenne. Es ging in meiner Lauf bahn bislang ja immer nach oben – auch tabellarisch. Darum war es schwierig in dieser Zeit, aber wir haben unseren Weg beibehalten, auch meine Art war genau die gleiche. Viele haben gesagt, man ist erst ein richtig guter Trainer, wenn man aus der ersten Krise raus ist. Das bin ich jetzt offensichtlich, und ich wusste vorher wirklich nicht, wie man eine Krise bewältigt. Letztendlich habe ich ein paar mehr Gespräche geführt, einen größeren Stammspielerkreis gebildet und bin mir treu geblieben.“
Profis
 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
17























































































   15   16   17   18   19