Page 28 - Spielfeld_Mai_2018
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Die bittere Diagnose: Außenbandriss im Sprunggelenk, Anriss des Syndesmosebandes. Es war der Tiefpunkt in der sportlichen Karriere des gebürtigen Westfalen.
„Die erste Zeit nach Berlin war ich komplett down, ich hatte eine echt schlimme Phase“, schildert Demirbay seine trübe Gefühls- welt. Nach seinen Problemen mit der Oberschenkelmuskulatur wollte er mit dem Hertha-Spiel eigentlich voller Energie seine großen sportlichen Ziele angehen:
Als es dazu kam, dass seine hochschwangere Frau einmal beim Einkaufen die Tüten selbst tragen musste, weil er mit seinen Stöcken kämpfte, empfand er die Situation als Attacke auf sein Selbstverständnis. „Das Bild hat für mich gar nicht gepasst. Danach wollte ich gar nicht mehr raus.“ Seine Frau Melina war es dann, die ihn bei einem nächtlichen Gespräch wieder auf Kurs brachte. Tenor: Stell` dich nicht so an, reiß dich am Riemen. Du wirst bald Vater und sei froh, dass du
Mithelfen, die TSG wieder an die
Spitze heranzuführen und sich mit
guten Leistungen für eine WM-No-
minierung empfehlen. Durch die
Verletzung waren nicht nur die
Bänder im Fuß kaputtgegangen.
„Ich bin ein realistischer Typ.
Die Konkurrenzsituation in der
Nationalmannschaft ist schon so
hart genug“, sagt Demirbay über
gen WM-Hoffnungen. Sehr niedergeschlagen war er. „Ich habe eine Woche gehabt, in der ich zu Hause in Mannheim mit den Gehhilfen nicht mehr raus wollte. Das war nicht ich, das wollte ich nicht sehen von mir“, erzählt er rückblickend. „Nicht dass die Leute mich falsch verstehen, es gibt viel Schlimmeres, aber für mich war das furchtbar. Ich konnte mich so nicht ertragen.“
nun viel Zeit mit uns verbrin- gen kannst. „Melina ist ein sehr positiver Mensch, sie hat mir in dem Moment klarge- macht, worum es wirklich geht“, sagt Demirbay. Er solle wieder mit breiter Brust raus- gehen zur täglichen Reha in Zuzenhausen, den Freunden und Kollegen bei der TSG nicht
zeigen, dass er sich niedergeschlagen fühle, sondern die gute Ausstrahlung an den Tag legen, die ihn auch sonst immer ausgezeichnet hatte. „Am Morgen danach musste ich zur Reha. Da habe ich mich neu gefühlt, ich war wie ausgewech- selt, mit viel Energie. Ich habe dann die Verletzung ange- nommen und gemerkt, sie heilt immer besser. Ich habe einfach nach vorn geschaut.“
„Als keiner mehr an mich geglaubt hat, haben der Verein und Julian Nagelsmann mich aus der zweiten Liga hierher geholt.“ KEREM DEMIRBAY
seine damals nur noch gerin-
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