Page 12 - Spielfeld_Mai_2018
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„WIR GEHEN NICHT ALL-IN“
Begonnen hat Alexander Rosen 2009 bei der TSG Hoffenheim als U23-Spieler. Im November 2010 übernahm er die sportliche Leitung des Nachwuchsleistungszentrums. Seit nunmehr fünf Jahren prägt der 39-Jährige die Bundesliga-Mannschaft in seiner Funktion als „Direktor Profifußball“. Im Gespräch mit SPIELFELD zieht er ein Fazit und gibt interessante Einblicke in seine Tätigkeit.
Am 2. April 2013, also vor fünf Jahren, begannen Sie hier in Ihrem neuen Amt. Erinnern Sie sich noch an die Momente der Amtsübernahme?
„Ich hatte großen Respekt vor der Aufgabe. Die sportliche Si- tuation war anspruchsvoll, genau genommen, fast aussichtslos und bei den Verantwortlichen stand der Klassenerhalt auch gar nicht mehr im Fokus. Der Auftrag war unter anderem für die zweite Liga zu planen, um diesen Fall vorzubereiten und dann sofort den Auf bau starten zu können.“
Sie waren damals 33 Jahre alt...
„Natürlich spielte mein Alter eine Rolle. Ich war ja schon als Leiter der AKADEMIE einer der jüngsten, habe dort mit 31 Jahren angefangen. Wir waren innerhalb kurzer Zeit sehr erfolgreich und haben die Mannschaft aufgebaut, die 2014 mit dem Trai- ner Julian Nagelsmann Deutscher
fach machen. Und dann haben wir es ja auf spektakuläre Weise geschafft, in der Liga zu bleiben und sind anschließend gleich in die Spektakel-Saison gestartet mit am Ende 72:70 Toren.“
Wie fällt nach fünf Jahren Ihr Fazit aus?
„Lassen Sie es mich so sagen: Es lief sehr viel mehr richtig als falsch, vor allem wenn man reflektiert, woher wir kommen, welche Möglichkeiten wir haben, und wo wir jetzt stehen. Viele sprachen in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Hoffenheim immer über die tolle Anfangszeit, in der ganz sicher exzellente Arbeit geleistet wurde, mit den beiden Aufstiegen, mit der Herbstmeisterschaft. Aber wir haben in der vergange- nen Saison das beste Jahr unserer Geschichte erlebt, erstmals im Europacup gespielt und wir haben in den vergangenen 27 Monaten seit Februar 2016 nach Bayern München und Borussia
Meister der U19 wurde. Aber dann
Sportdirektor bei den Profis? Als
ich gefragt wurde ‚Traust Du Dir
das zu?‘ hätte ich, wenn ich ganz
ehrlich bin, eigentlich ‚Nein‘ oder
zumindest ‚Eher nicht‘ antworten
müssen. Das schien mir zu groß,
zu viel, zu unvorbereitet. Aber offensichtlich traute man es mir zu, allen voran Dietmar Hopp – für diesen Mut und eine derartige Möglichkeit in so jungen Jahren erhalten zu haben, bin ich sehr dankbar.“
Und dann sagten Sie einfach zu?
„Trotz aller Zweifel, ja. Ich hatte Menschen, die mir die Tür geöffnet haben. Durchgehen musste ich dann aber selbst. Das Gute war, ähnlich wie bei Julians Wechsel zu den Profis im Februar 2016: Ich hatte wenig Zeit zu überlegen. Es ging einfach los und es gab erst einmal nur noch Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ein-
„Wir entwickeln uns weiter und wachsen durch unsere Arbeit Stück für Stück auf allen Geschäftsfeldern.“
Dortmund die meisten Punkte in der Bundesliga geholt – das ist eine herausragende Leistung. Und dies alles, obwohl wir in diesen fünf Jahren so viele Nachwuchs- spieler wie kein anderer Klub in die Profimannschaft integriert und die zweitbeste Transferbi-
lanz erwirtschaftet haben. Nach Dortmund wohlgemerkt, die Dembelé und Aubameyang für Rekordablösesummen verkauft haben. Ansonsten hat kein Klub in Deutschland in dieser Zeit ein vergleichbares Plus gemacht – und trotzdem haben wir uns sportlich weiterentwickelt.“
Wie hat sich Ihre Arbeit in den fünf Jahren verändert?
„Es kommt immer mehr Geld in den Markt, die jungen Spieler sind anders sozialisiert und ausgebildet, das Scouting wurde durch die Fülle der zur Verfügung stehenden Daten angepasst, um einige Themen anzuschneiden. Aber an der Grundidee des










































































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