Page 71 - Spielfeld_April_2018
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  Plötzlich liegt sie auf dem Tisch, glänzt im Licht der Loun- ge-Beleuchtung und zieht trotz des Durchmessers von nur 92,6 Millimetern alle Blicke auf sich. Als David Wolf seine
Silbermedaille aus der Tasche holt, erinnert die Anziehungskraft des Edelmetalls auf die anwesenden Personen an das Leinwand-Epos Herr der Ringe – allerdings ist Wolf im Gegensatz zu Hauptfigur Frodo ein Hüne von 1,91 Metern Höhe. Zudem gehört die Medaille ihm, er hat sie in Pyeongchang heldenhaft mit der deutschen Eis- hockey-Nationalmannschaft gewonnen – und kann sie deshalb angemessen stolz beim Spiel der TSG gegen den VfL Wolfsburg in der WIRSOL Rhein-Neckar-Arena präsentieren.
Schnell scharen sich die Menschen um Wolf und seinen Mitstreiter Marcel Goc. Beide sind mit ihren Kollegen der Adler Mannheim – darunter auch die weiteren Silbermedaillen-Gewinner Sinan Akdag, Matthias Plachta, Marcus Kink und Dennis Endras – nach Sinsheim gekommen, um das Spiel auf der Tribüne zu verfolgen. Doch in der Pause werden die Eishockey-Spieler zu den Hauptdarstellern: Fotos werden geschossen, die Medaille ehrfürchtig berührt – und ehrliche Lobeshymnen verfasst: Es ist zu spüren, wie sehr die Eishockey-Spie- ler die Zuschauer an den TV-Geräten bei den Olympischen Spielen begeistert haben. Das Ausmaß an Zuneigung und Bewunderung überrascht sogar die beiden hochdekorierten Nationalspieler: „Das ist schon ungewöhnlich für uns, als Eishockeyspieler stehen wir ja nicht so sehr im Fokus wie die Fußballer. Aber wir genießen das momentan natürlich“, sagt Goc, der die beeindruckende Zahl von 636 Spielen in der nordamerikanischen Profi-Liga NHL absolvierte und in Deutschland als Star seines Sports gilt.
Der sagenhafte Durchmarsch ins Finale des olympischen Eis- hockey-Turniers überstrahlt jedoch alles bislang im Sport erlebte – trotz der dramatischen Final-Niederlage gegen die olympischen Athleten aus Russland. Das Endspiel, das in Deutschland im TV einen sensationellen Marktanteil von 59 Prozent erreichte, wurde zu einem der wohl größten Dramen der deutschen Sportgeschich- te: Bis 55 Sekunden vor Schluss führten die Deutschen und spielten in Überzahl gegen den haushohen Favoriten – doch dann holten die Russen den Torwart vom Eis, brachten einen zusätzlichen Feldspieler und trafen zum 3:3. In der Verlängerung erzielten sie in Überzahl das 4:3. Golden Goal für Russland statt Gold für Deutschland.
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM 71
Region
   




























































































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