Page 54 - Spielfeld_April_2018
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 SAUBERE SACHE
Mit Unterstützung engagierter Menschen aus der Rhein-Neckar-Region leisten Doris und Norbert Mewis aus Viernheim wichtige Entwicklungshilfe in Kambodscha: In Eigeninitiative errichteten sie sieben Brunnen mit Filteranlagen und kämpfen so gegen ein großes Problem an: verseuchtes Wasser. Nebenbei schüren sie auch noch das Interesse an der TSG Hoffenheim.
Weltberühmt: die Tempelanlage Angkor Wat. Hier begann das Projekt durch ein zufälliges Treffen.
 Im Atelier in Siam Reap arbeitet Bun Hak an seinen einzig- Anfangs fuhren Doris und Norbert in den Urlaub nach
artigen Kunstwerken, sein Freund Tom ist dabei. Sie tragen
T-Shirts der TSG Hoffenheim. „Unsere Freunde dort sind sehr an Fußball interessiert. Die Bundesliga ist immer ein Thema. Bei unserem bislang letzten Besuch im Herbst 2017 haben wir den Jungs T-Shirts von Hoffe mitgebracht. Sie tragen sie voller Stolz“, sagt Norbert Mewis. Inzwischen sind die T-Shirts nicht mehr ganz aktuell, weil sie sich auf die Europa-League-Spiele beziehen, aber sie haben dazu geführt, dass die TSG unter allen Bundesligisten bei den Kambodschanern in der Umgebung von Angkor Wat zum Lieblingsteam geworden ist. Wie es dazu kam?
Eine ihrer vielen Reisen führte das Ehepaar Mewis vor fünf Jahren an die weltberühmte Tempelanlage Angkor Wat. Die in Viernheim lebenden Pensionäre kamen mit dem Tour-Guide Chorda Chang ins Gespräch, der ihnen berichtete, dass unweit der prächtigen Sehenswürdigkeit die meisten Menschen in bitterer Armut leben würden. Das Hauptproblem sei, dass überhaupt kein frisches Wasser zur Verfügung stünde. 35 Prozent aller Sterbefälle wären auf verseuchtes Wasser zurückzuführen.
Nun ist Norbert Mewis (75) alles andere als ein normaler Tourist. Er reiste als Handlungsreisender, der Tankstellen-Zapfsäulen rund um den Globus verkaufte, jahrzehntelang um die Welt. Seine Frau Doris war Chefsekretärin am Heidelberger Standort des Chemiekonzerns Henkel. Beide kennen sich in der Welt aus. Dass Kambodscha 11.500 Kilometer von zu Hause entfernt liegt, war für sie kein Hindernis schnell zu handeln – selbst viel Hilfe zu leisten und sie in der Rhein-Neckar-Region zu organisieren. Sie unterstützten den Einheimischen Chang, der für die arme Landbevölkerung sammelte, fortan tatkräftig.
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Kambodscha, inzwischen reisen sie mindestens einmal jähr- lich in die Umgebung von Angkor Wat, um ein vorbildliches Projekt voranzutreiben. Mittlerweile wurden durch ihre Initiative und ihre persönliche finanzielle Hilfe sieben Brun- nen und die dazu gehörigen Filteranlagen finanziert, die das Leben vieler Großfamilien maßgeblich veränderten, nicht nur wegen des sauberen Trinkwassers. Sie können nun Beete be- wässern, ein Schwein halten und ihre Infrastruktur verbessern. Auch die Spenden aus der Kolpingsfamilie in Viernheim, von TSG-Fans und SAP-Mitarbeitern sowie aus der MIT-Initiative (einer Organisation von Henkel-Pensionären) wurden zur wichtigen Unterstützung. Die Hilfe wurde ausgeweitet, indem vor Ort die Projekte von KKO (Khmer for Khmer Organisation) gefördert wurden. In Kambodscha leiden viele Menschen noch immer unter den Folgen des Schreckensregimes der Roten Khmer, das bis vor 40 Jahren größtes Unrecht ver- ursacht hat.
Norbert Mewis, der mit seinem Freund Peter Brambach im- mer wieder auch TSG-Heimspiele besucht, und seine Frau Doris sorgten dafür, dass auch Beschäftigungen entstanden. So wird eine Nähwerkstatt unterstützt, in der viele Frauen arbeiten, dazu ein Kindergarten und auch das Atelier von Bun Hak. Er malt Bilder auf getrockneten Bambusblättern mit Werkzeugen, die in einem Kohletopf aufgeheizt werden. Bun Hak ist in Kambodscha der einzige Künstler, der diese Technik benutzt – und wurde deswegen sogar schon vom König empfangen. Er fertigt Auftragsarbeiten mit Fotovorlage an. Und der Künstler ist TSG-Fan, wie sein Kumpel Tom, und viele andere Jungs in der Nähe von Angkor Wat.
 























































































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