Page 32 - Spielfeld_April_2018
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Neuzugang Florian Grillitsch ist seit dem Herbst zu einem Fixpunkt der TSG-Elf geworden. Im Saisonendspurt will der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler nun „dreckige Siege“, um das große Ziel Europacup zu erreichen.
Am Tag, als Florian Grillitsch endgültig im Kraichgau ankam, war der Österreicher in Köln. Was verwir­ rend klingt, ist schnell erklärt. Der 3:0­Sieg der TSG Hoffenheim bei den Kölnern mit dem Neuzugang in der Startformation war der Durchbruch des 22­Jährigen. Bis zu jener Partie am 5. November war sein Beitrag eher unterhalb der Wahrnehmungsschwelle, medial wurden die ersten Zweifel laut, ob der Mittelfeldspieler denn nun wirklich eine Verstärkung sei. Insgesamt 157 Minuten hatte Grillitsch in den zehn Liga­Partien zuvor auf dem Rasen gestanden. Der 11. Spieltag aber wurde zu seinem fußballerischen Erwe­ ckungserlebnis. Trainer Julian Nagelsmann stellte ihn auf die zentrale Position vor der Abwehr, aus dem vermeintlichen Achter auf der Halbposition war die zentrale Figur geworden. Und Grillitsch ließ in den 90 Minuten von Müngersdorf alle Kritiker verstummen. „Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht, offensiv wie defensiv, er war sehr dominant, hat sehr viele Bälle rausgeholt“, lobte ihn Nagelsmann. Und Sportdirektor Alexander Rosen setzte gar noch einen drauf: „Florian hat heute nahe am Maximum gespielt, das ein Sechser spielen kann, wirklich eine herausragende Leistung.“ Das Fazit im O­Ton Nagelsmann: „Wenn er so spielt, ist er erst mal nicht wegzudenken aus der Mannschaft.“
So kam es dann auch. Grillitsch hat seither von den folgenden 15 Liga­Partien 13 Mal gespielt, in der Rückrunde, im Kalen­ derjahr 2018 stand er sogar stets in der Startelf. Wenn man mit ihm heute über die erste Zeit spricht, ist die Erklärung einfach: „Ich wollte Gas geben, hatte mir viel vorgenommen und war dann verletzt. Da war ich dann erstmal raus.“ Aber er ließ sich nicht hängen, ackerte, drängte sich auf – und wurde belohnt. „Ich spüre das Vertrauen des Trainers und versuche das zurückzuzahlen. Ich glaube das gelingt ganz gut“, sagt Grillitsch und darf sich bestätigt fühlen. Schließlich war der Trainer der ausschlaggebende Grund, dass sich Grillitsch sehr früh, bereits in der Winterpause 2016 mit der TSG über einen Wechsel verständigt hatte. „Julian war ein großer Faktor. Ich hatte sehr gute Gespräche mit ihm und auch mit Alexander Rosen. Wenn ein Trainer wie Julian einen haben will, sagt das etwas aus.“ Zudem sei der Standort Hoffenheim „für die Entwicklung eines jungen Spielers sehr gut. Das Trainingszen­ trum ist überragend, die Möglichkeiten, gerade im Bereich der
Überragend: Florian Grillitsch brillierte bei der Hinrunden-Partie der TSG in Köln – seither ist der Österreicher aus der Stammelf von Julian Nagelsmann kaum mehr wegzudenken.
technischen Innovationen, herausragend.“ Grillitsch gerät ins Schwärmen: „Die Dinge in puncto Digitalisierung, egal ob die Spieler­App oder die Videoleinwand am Trainingsplatz – das ist schon krass, einzigartig. In Sachen Analyse ist die TSG ganz vorne mit dabei. Das ist Champions­League­Niveau.“
Und so darf sich Grillitsch nach der Akklimatisierungsphase im Kraichgau nun endgültig bestätigt fühlen in seiner Kar­ riereplanung, die sehr früh absolut geradlinig verlief. „Mein Traum war schon immer, in Deutschland Profi zu werden“, sagt Grillitsch mit großer Selbstverständlichkeit. Gedanklich schon immer ein Kind der Bundesliga sozusagen. Bei allem Patriotismus des begeisterten Skifahrers für sein Heimatland Österreich war die fußballerische Sozialisation stets ein andere:
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