Page 110 - Spielfeld_April_2018
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 Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Sag‘ mal Heinz, jetzt mal nur unter uns Pastoren- töchtern: Verlierst Du manchmal die Kontrolle?
Über mein Leben, meinen Durst, meine Frau?
Eins davon wissen wir. Und, kleiner Tipp, es ist nicht Deine Frau. Aber ich meinte es so grundsätzlich.
So richtig ausf lippen und rumschreien? Nö. Ich bin ja ruhiger als eine Nebenstraße in Wald- hilsbach am Sonntagabend. Außerdem habe ich habe ja eine gute Kinderstube genossen.
Stimmt, muss kurz nach dem Steckrübenwinter gewesen sein. Kennt der Max Eberl gar nicht mehr.
Ach so, jetzt klimpert’s im Stübchen. Du meinst das Ding in Gladbach. Da hat es mich auch fast vom Barhocker gehauen. Vor allem diese Wortwahl: „Du kleiner ...“ Nee, ich sag‘s nicht.
Also erstens steht das Manneken Pis in Brüssel – und der ist mit 60 Zentimetern echt klein. Und zweitens ist der Julian 1,89. Da muss der Eberl aber lange hochschauen. Von wegen „Kleiner“...
Stimmt, der Julian hat ihn auch angeschaut, als würde er denken, Eberl hätte ‘nen Dachschaden. Aber so etwas darf man nur denken – nur besser niemals sagen. Aber unser Coach ist ja mit 30 ein alter Hase – nicht nur taktisch, sondern auch im Clinch an der Außenlinie.
Für den Leverkusen Coach Roger Schmidt war der Julian doch schon so lange dabei, dass er den Fußball erfunden haben könnte. Und der damalige Kölner Manager Jörg Schmadtke hat ihn dann auch noch mit einem angesabberten Kaugummi beworfen.
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz: Hermann:
Heinz: Hermann:
Eklig! So fremdgeschämt habe ich mich zuletzt, als Du damals die Rosi beim Tanztee gefragt hast: „Glaubst du eigentlich an die Liebe auf den ersten Blick? Oder soll ich noch einmal zur Tür hereinkommen?“
Ach komm, Deinetwegen hätte man damals schon eine #MeToo-Kampagne erfinden müs- sen. Ich sag‘ nur: „Sind deine Eltern vielleicht Architekten? Du bist so verdammt gut gebaut!“
Ja, ja, schon gut. War ‘ne andere Zeit. Meine Eltern hätten Hashtags für gefährliches Teufels- zeug gehalten.
Es ist eben schon auch wichtig, Konflikte real zu lösen. Wie Männer, auf dem Platz. Der Schmadtke tauscht mit dem Julian inzwischen doch schon die Geschmacksrichtungen aus, und der Max Eberl hat sich auch entschuldigt.
Die beiden sind jetzt quasi wieder, nun ja, auf Augenhöhe. Unser Trainer schimpft in Schalke nur mal auf Schiri-Assistenten und im eigenen Stadion verrutscht ihm mal ein Flaschenwurf.
Der Julian sieht das trotzdem alles ganz gelassen. Vorzeitige Altersmilde sozusagen. Hand geben, in die Augen schauen, Mund abputzen. Die ewi- ge Erregung darüber gibt es dann nur bei den digitalen Scharfrichtern, den Facebook-Fraggles und den Twitter-Trollen.
Dagegen kannst Du nichts machen. Oder?
Ich geb‘ denen immer nur einen Rat: Lösch Dich, du Hampelmann.
Darauf trinken wir! Prost!
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UNTER UNS
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heute: Rosi, Max & Julian





























































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