Page 12 - Spielfeld_März_2018
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 „ICH WILL KEINEN WELPENSCHUTZ MEHR“
Kevin Akpoguma kam 2013 vom Karlsruher SC zur TSG, spielte in der U23 und wurde dann für zwei Jahre an Fortuna Düsseldorf ausgeliehen. Dort erlitt er am 21. April 2017 im Heimspiel gegen den FC St. Pauli einen Halswirbelbruch. Der Unfall sorgte bundesweit für Schlagzeilen, weil die Karriere des 22-Jährigen am seidenen Faden hing. Im vorigen Sommer kehrte der Innenverteidiger nach Hoffenheim zurück, arbeitete sich aus der Reha zurück in den Kader.
Viel schneller als erwartet bestritt der ehemalige U21-Nationalspieler seine ersten Bundesliga- Partien. Im SPIELFELD-Interview blickt er zurück und beschreibt seine nächsten Ziele.
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Kevin, erst einmal herzlichen Glückwunsch. Wir sind immer noch erstaunt, wie schnell Du nach der fürchterlichen Verletzung mit
dem Halswirbelbruch wieder zurückgekehrt bist.
„Ja, es ist ein kleines Wunder. Das hat ja gar keiner er- wartet, auch ich nicht. Eigentlich war ja die Zielsetzung für das Jahr 2017, erst einmal überhaupt auf den Platz zurückkehren und wieder Anschluss finden zu können. Das verlief sehr positiv, sogar überraschend positiv. Ich war zuerst ja schon froh, so schnell wieder im Training zu sein und zeigen zu können, was ich kann. Es hat gut geklappt, dass ich schnell wieder auf mein Level kam und zeigen konnte, was ich kann.“
Sogar in der Bundesliga. Am 22. Oktober durftest Du beim Spiel in Wolfsburg Dein Debüt feiern. „Das war ein großartiges Gefühl. Du wirst plötzlich ein- gewechselt und es funktioniert. Nicht nur im Training, sondern auch in einem Bundesligaspiel. Das habe ich gar nicht erwartet, dass es so auf einmal geht.“
Hast Du in der ganzen Zeit nie Angst gehabt nach Deinem Halswirbelbruch?
„Beim ersten Mal in der Arena in Sinsheim, beim Vor- bereitungsspiel gegen Bologna, da war sie da. Ich hatte schon ein bisschen Muffe in den ersten Minuten. Es gab ein paar hohe Bälle, da hatte ich gar keine Lust hinzu- gehen (lacht). Und es gab ein paar Trainingssituationen, die kitzlig waren. Einmal habe ich in einer Einheit den Weg von Sandro Wagner gekreuzt – und er mich dann volles Rohr mit dem Arm im Gesicht erwischt. Aber ich hab‘ nix gemerkt – zumindest nicht am Halswirbel.“
Der schönste Nackenschlag der Karriere ...
(lacht) „So kann man es sagen. Das waren Situationen, wo man Selbstvertrauen in den eigenen Körper bekommt. Auch wenn man zum Kopf ball hochgeht und merkt, da
ist nichts mehr. Klar, in den ersten Spielen in der U23 war ich ein bisschen ängstlich, aber es waren zwei, drei Spiele, dann war es vorbei. Jetzt denke ich gar nicht mehr daran.“
Es gibt ein Video, wo du schon als 14-Jähriger in die Kamera guckst und sagst: „Ich will Profi werden.“ War es Dir immer so klar?
(lacht) „Ich kenne den Film. Aber damals habe ich es wohl eher als Traum gesehen denn als klare Perspekti- ve. Mein Ziel war das eines jeden Jungen in dem Alter: So viele Medaillen und Pokale gewinnen wie möglich, um sie dann im Zimmer aufs Regal zu stellen. Ich wäre auch gerne mal gewählt worden als bester Spieler des Jahrgangs – aber das wurde die ganze Zeit Serge Gnabry, der da in Stuttgart spielte.“
Aber trotzdem wurde aus dem Traum ein Ziel.
„Ich wusste schon, wo ich hin wollte. Es ging dann ja auch relativ schnell beim Karlsruher SC in Richtung Profi. Als ich vom DFB dann regelmäßig eingeladen wurde in die U16 und höher, da war es schon ein klares Ziel, Profifußballer zu werden.“
Das Du konsequent verfolgt hast, nicht zuletzt mit dem Wechsel zur TSG im Jahr 2013.
„Ja, auch wenn es nicht ganz so einfach war. Im ersten Jahr habe ich unter Markus Gisdol immer bei den Profis mittrainiert – und dann aber immer in der U23 gespielt. Vor der zweiten Saison habe ich dann gesagt: Es ist besser für mich, wenn ich auch gleich mit der U23 trainiere, wenn ich da ohnehin spiele. Es geht um die eigene Entwicklung und darum, echter Teil einer Mann- schaft zu sein. Das ist nicht so einfach, sich das einzu- gestehen, wieder eine Etage tiefer zu gehen. Aber man muss ehrlich zu sich sein, was der richtige Schritt ist. Und das war er definitiv.“
















































































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