Page 68 - Spielfeld_Januar_2018
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 Erfolgreiches Duo: Oliver Roggisch mit Löwen- Geschäftsführerin Jennifer Kettemann
Und er hat ja genug zu tun – beim DHB und bei den Löwen. Der Weg der Mannheimer ist dabei ein doppel- tes Lehrbeispiel: im Positiven wie im Negativen. „Wir waren ja auch mal ein Verein, der unbedingt den Erfolg erzwingen wollte. Da hat man aber nicht geguckt, dass man Typen kriegt, die auch als Team funktionieren“, konstatiert Roggisch. Es war die Zeit, als die Rhein-Neckar Löwen – erst 2007 aus der SG Kronau-Östringen her- vorgegangen – mit hohem finanziellen Einsatz des dänischen Investors Jesper Nielsen an die europäische Spitze drängten. Das Experiment scheiterte krachend. Erst nach dessen Rückzug 2011 und der Besinnung auf Bodenständigkeit und kontinuierliche Entwicklung begann die Erfolgsgeschichte der Löwen. „Wir haben uns stetig entwickelt“, sagt Roggisch. „Wir haben die Kurve bekommen von einem so genannten Retorten- klub zu einem sympathischen Verein, dem jeder den Titel gegönnt hat.“
Inzwischen sind die Rhein-Neckar Löwen aus der nationalen Spitze nicht mehr wegzudenken, obgleich der Klub nicht der wirtschaftliche Branchenprimus ist. „Wir sind ein Verein, wo kein Stress herrscht, wo der Druck nicht zu groß ist, sondern wir vernünftig sind in unseren Zielen“, so Roggisch. „Wir zahlen nicht die besten Gehälter, sondern zu uns kommen Spieler, weil man hier in einem guten Umfeld sehr gut und ruhig arbeiten kann.“ Der Weg wird ho- noriert. Der Zuschauerschnitt in der heimischen SAP Arena liegt stabil bei rund 9.000 Besuchern. Die Löwen haben sich etabliert in der Region. Dafür sorgt auch Geschäftsführerin Jennifer Kettemann, die seit 2016 als einzige Frau im Männerhandball einen Klub führt. Die Diplom-Betriebswirtin und frühere SAP-Managerin verantwortet den wirtschaftlichen Teil, deckt die Themenfelder Finanzen, Sponsoring und Merchandising ab. Eine perfekte Symbiose. „Sie hat die Zahlen unglaublich gut im Griff und sorgt dafür, dass wir solide aufgestellt sind und weiter wachsen
können“, sagt Roggisch. Im Verbund mit Trainer Nikolaj Jacobsen kümmert sich der 39-Jährige dafür um die sportliche Kaderplanung.
„Sowohl mit der sportlichen als auch mit der Ent- wicklung der Außendarstellung kann man zufrieden sein“, findet Roggisch. „Die Mannheimer Adler sind hier natürlich noch ganz anders verwurzelt und der Fußball ist ohnehin überall die Nummer 1, aber der Handball sollte schon darauf achten, dass man in der Wahrnehmung nahe dranbleibt.“ Schließlich drän- gen inzwischen auch unterklassige Fußball-Ligen ins Fernsehen. „Da müssen wir schon aufpassen, dass wir nicht an den Rand gedrängt werden.“
Die Übertragungen der deutschen EM-Spiele im öffent- lich-rechtlichen Fernsehen sorgen nun immerhin wieder für bundesweite Aufmerksamkeit. Oliver Roggisch wird also auch im Januar wieder präsent sein im TV – und sein größter Fan wird vor dem Fernseher im heimischen St. Leon-Rot sitzen. „Unser Till wirft die Bälle schon wie wild durch die Gegend“, erzählt Roggisch. „Aber nur Handbälle, kein Fußball.“ Roggisch, der einst so gnadenlose Kämpfer, lächelt milde: „Ist schon klar, dass Handball nicht alles ist im Leben.“
EM IN KROATIEN (12. – 28. JANUAR)
Die deutschen Vorrundenspiele
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13. Januar, 17.15 Uhr: 15. Januar, 18.15 Uhr: 17. Januar, 18.15 Uhr:
Deutschland – Montenegro Deutschland – Slowenien Deutschland – Mazedonien
Die ersten drei Teams qualifizieren sich für die Hauptrunde (19.-24.01.) Es folgen Halbfinale (26.01) und Finale (28.01.)
Alle deutschen Partien werden von ARD/ZDF live übertragen.






















































































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