Page 14 - Spielfeld_Januar_2018
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               Und manchmal, wie im Fall Mark Uth, auch zu ris- kieren, dass jemand am Ende ablösefrei den Verein wechseln könnte.
„So war es bei Sebastian Rudy auch. Es ist immer die Frage: Lohnt es sich, den Spieler zu behalten, auch wenn er vielleicht am Ende ohne Ablöse geht. Bei Mark Uth zum Beispiel ist es definitiv so. Da reicht ein Blick auf seine Torquote. Aber selbst wenn der Vertrag nicht verlängert würde: Wir werden auch verkraften, wenn weitere gehen. Wenn wir das nicht tun, sind wir auch nicht bundesligatauglich. Wir müssen es kompen- sieren mit unserem Konzept, viele eigene Nachwuchsspieler einzubinden und aufzubauen. Diese Talente müssen weiter geliefert werden, das ist unsere wichtigste Quelle. Aber keine Sorge: Wir haben durchaus auch die Möglichkeit, sehr gute Spieler einzukaufen.“
Was entgegnen Sie Menschen, die sagen, dass die TSG dank Ihrer Unterstützung doch in der Bundesliga oben angreifen könnte?
„Wenn hier jemand Titelambitionen hätte, dann würde ich sagen: ‚Sorry, da bin ich nicht der Richtige.‘ Erstmal bin ich ein glühender Verfechter von Financial Fairplay, wenngleich ich einräume, dass es die TSG in der Bundesliga nicht gäbe, wenn es 2005 ein Financial Fairplay für die Bundesliga gegeben hätte. Ich habe investiert in Infrastruktur wie das Stadion oder das Trainingszentrum und in eine Mannschaft, die mitspielen konnte. Aber ich habe immer gesagt: Der Verein muss auf eigene Beine kommen. Es ist kein Konzept, hier nachhaltig einen Zuschussverein zu haben. Das wollte ich auch meinen Nachfolgern, meinen Erben nicht antun. Der Klub steht nun auf eigenen Beinen und erwirtschaftet Gewinne, mal höhere, mal geringere. Vielleicht gibt es auch mal ein kleines Minus, aber insgesamt habe ich seit dem Jahr 2012 kein zusätzliches Geld mehr einschießen müssen. Alle, die in der Kurve schreien und meinen, dass ich mein Füllhorn über Hoffenheim ausschütte, die täuschen sich.“
Also keine Leipziger Verhältnisse?
„Das ist überhaupt nicht zu vergleichen. Das Unternehmen Red Bull strebt grundsätzlich immer nach dem Höchsten, ob es beim Fußball ist, bei der Formel 1 oder bei den vielen spektakulären Events, die es veranstaltet oder bei denen es involviert ist. Die haben unbändig viel Geld. Wir können das in dieser Größenordnung gar nicht. Wir wollen es auch gar nicht. Mehr als das immer wieder sagen, kann ich nicht. Wir gehen unseren eigenen Weg – und das kann nicht immer zum vierten oder fünften Platz reichen. Wenn wir in der Re- gel einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, dann bin ich schon happy. Aber unsere Erfolgsbilanz ist für die Menschen in der Region so beeindruckend, bei uns wird es nicht zum Problem, mal Zwölfter zu werden. Für einige werden wir dann vielleicht immer die graue Maus bleiben, aber das muss man dann aushalten und akzeptieren.“
Weil es Ihnen um die Ausbildung geht...
„Ich habe in den neunziger Jahren begonnen, in Hoffenheim in die Jugendarbeit zu investieren, mit dem Ziel, die TSG vor allem zu einem Klub zu machen, der für ausgezeichnete Jugendförderung steht. Und die haben wir so konsequent betrieben, dass sämtliche Juniorenteams in die höchsten Ligen aufgestiegen sind. Wir sind überall ganz weit vorne. Das ist doch etwas Tolles für unsere Region. Zudem gibt es für die Jugend eine Perspektive, hier Bundesliga-Fußball zu spielen. Schauen Sie mal, wie viele Profis in der Bundesliga kicken, die früher in Hoffenheim ausgebildet wurden. Das ist doch großartig. Und bei unserem Europa-League-Spiel gegen Rasgrad standen fünf Jungs aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Rasen, die zum ersten Mal im Profi-Fußball gespielt haben. Das ist unser Weg.“
Für diesen Weg steht auch Julian Nagelsmann. Der Trainer hat noch einen Vertrag bis 2021, doch in ei- nigen Medien wurde bisweilen der Eindruck erweckt, als sei sein Abgang zu Borussia Dortmund im Sommer nur eine Frage der Ablösesumme.
„Das nehme ich lächelnd zur Kenntnis und freue mich über die Anerkennung unserer gemeinsamen Arbeit hier im Klub. Julian weiß, dass wir darauf bestehen, dass der Vertrag, der im Februar 2016 ursprünglich mit ihm gemacht wurde, erfüllt werden muss. Es war ja auch nicht so, dass wir den Trainer auf seinem Anfangsgehalt haben sitzen lassen. Wir haben das angepasst und ich erwarte, dass Julian bis 30. Juni 2019 bei uns ist, am liebsten länger. Aber da mache ich mir jetzt keine Illusionen. Wenn er weiterhin so erfolgreich ist, dann wird das nicht möglich sein. Aber bis dahin ist er in Hoffen- heim. Wir müssen uns ja auch auf etwas verlassen können und langfristig einen Trainer aufbauen, der ihn ersetzen kann. Und das kann man nicht in einem halben Jahr.“
Im Austausch:
Julian Nagelsmann (l.) und Dietmar Hopp
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