Page 13 - Spielfeld_Dezember_2017
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   Kevin, Du spielst mit der TSG Deine erste Saison im Europapokal. Wie hast Du die Hinserie mit der Dreifachbelastung bislang erlebt?
„Allein durch die Anzahl der Spiele war die Hinrunde natür- lich sehr kräftezehrend. Aber für mich persönlich habe ich festgestellt, dass ich mit der Belastung gut zurechtkomme. Man muss noch mehr auf sich achten und auf den Körper hören als man es ohnehin schon getan hat. Und von der Be- lastung abgesehen: Alle drei Tage im Spielrhythmus zu sein, macht mir total Spaß. Ich finde den nahezu pausenlosen Wettkampf super.“
Gibt es Unterschiede zwischen Europa League und Bundesliga?
„Man hat in den ersten Spielen gemerkt, dass die Mannschaf- ten international schon mal eine andere, härtere Gangart wählen als in der Bundesliga. Und Spiele wie das 1:2 gegen Braga waren schwer zu verkraften: Wir mussten nach 30 Minuten 3:0 führen, dann bestrafen sie unsere Fehler, sind brutal abgezockt und besiegen uns. Man wird in Europa eis- kalt bestraft, selbst von Teams, die nicht zur europäischen Spitze gehören. Auch wenn es uns in der Bundesliga oft ähnlich ergangen ist: Ich finde es in Europa schon auffällig, dass es extrem schwer wird, wenn man seine Chancen nicht nutzt. Das ist ein Unterschied, den man hervorheben kann. Ansonsten sind es super Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Die Reise nach Rasgrad beispielsweise war eine sehr interessante Tour, das sauge ich alles auf.“
Vor der Saison war sogar die Qualifikation für die Champions League möglich, die Spiele gegen Liverpool waren absolute Höhepunkte – trotz des Ausscheidens. Haben die Duelle Eindruck hinterlassen und die Lust auf die Champions League noch einmal erhöht?
„Bei mir ist es definitiv der Fall und ich weiß auch von an- deren Spielern, dass es bei ihnen so ist. Wir wissen jetzt alle, was es für ein unglaubliches Gefühl ist, bei der Hymne auf dem Rasen zu stehen. Aber das Reinschnuppern war zu kurz, wir wollen mehr davon. Ich arbeite dafür, wieder in diesem Wettbewerb anzutreten. Das ist eine große Herausforderung. Aber Herausforderungen sind ja schön im Leben, ich will die Champions-League-Hymne nicht das letzte Mal gehört haben.“
In dieser Saison reicht Platz vier für die direkte Qualifikation ...
„Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Hier wird wirklich niemand arrogant, aber wir wissen auch, dass wir das Zeug dazu haben, Platz vier zu wiederholen, wenn wir unseren Stil durchziehen. Den Anspruch sollten wir haben. Denn wir haben wirklich enorme Qualität in der Mannschaft und müssen uns vor nie- mandem verstecken. Aber natürlich haben wir keinen Kader wie die Bayern, wenn sechs, sieben Spieler auf Dauer wegbrechen, ist das eine hohe Belastung für uns. Wenn wir nun aber mal verletzungsfrei bleiben, bin ich fest davon überzeugt, dass wir eine gute Rolle in der Bundesliga spielen. Aber natürlich wird es noch schwieriger, andere Mannschaften wie Schalke, Leverkusen oder Gladbach sind wieder stabiler geworden.“
Nach dem 1:1 bei Basaksehir hat sich die Mannschaft noch einmal darauf eingeschworen, mutig aufzutre- ten und nicht so passiv wie in der zweiten Hälfte in Istanbul. Mit Erfolg, in Köln gelang ein eindrucksvoller Sieg. Auch Du hast Dich an Deine Mitspieler gewandt ... „Der Oktober war für uns sicher kein Erfolgsmonat. Über die vielen späten Gegentore haben wir uns am meisten auf- geregt. Es war keine Krisensitzung, aber wir haben darüber gesprochen, was uns immer ausgezeichnet hat: Wir müssen unseren Weg konsequent gehen und mutig sein. Unsere Auf- fassung von Fußball ist, dass wir spielerische Akzente setzen wollen. Wenn da mal jemand Fehler macht, wird einem bei uns ja nicht der Kopf abgerissen. Aber mutlos wie am Ende in Istanbul ist nicht unsere Art, das geht nicht. Nach dem Spiel in Köln saßen wir dann endlich mal wieder mit einem Lächeln in der Kabine und haben uns gesagt: Hey, da hat mal alles gepasst. Wenn wir so spielen wie in Köln, dann sind wir schwer zu schlagen. Dann hat das auch nichts damit zu tun, dass Köln in der Tabelle unten steht.“
Auch die Laufleistung war mal wieder beachtlich, trotz des Trips nach Istanbul. Wie erklärt Ihr Euch die beeindruckende Fitness?
„Die internationalen Reisen und Spiele hinterlassen natürlich Spuren, aber wir sind eine fitte Truppe, die unglaublich marschieren kann – auch mit der Mehrfachbelastung. Es gab schon einige Statistiken, in denen wir herausgestochen sind. Da müssen wir uns auch bei unserem Trainerstab be- danken, der auf vielen Ebenen hervorragende Arbeit leistet: Und so haben wir eben auch eine kräftige Mannschaft.“
SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
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„Ich habe einen sehr großen Anspruch an mich selbst und möchte stets das Maximum rausholen.“
Profis




















































































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