Page 72 - Spielfeld_November_2017
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  SO KANN DAS BUCH BESTELLT WERDEN
2014 ist Metin Aktay von der Aktion „Beistehen statt rumstehen“ für seine Zivilcourage ausgezeichnet worden, weil er zwei flüch- tende Jugendliche am Kragen packte und der Polizei übergab. Einer der beiden wurde später nach anderen Vorfällen wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. In seinem Buch erwähnt der TSG-Schiedsrichter diese Aktion nicht, aber viele andere packende und bewegende Erlebnisse. Das Taschenbuch über seine Lebens- geschichte ist im Ventura Verlag erschienen und kostet zwölf Euro (ISBN 978-3-940853-48-6). Es kann über die Homepage von Metin Aktay bestellt werden: www.metinaktay.de
Viel beachtete Premiere: Metin Aktay stellte sein Buch „Heimatlos und zerrissen” im Oktober auf der Buchmesse
in Frankfurt vor.
„Der Fußball und die TSG haben mich nie im Stich gelassen. Sie haben mir den Halt gegeben, den ich von meiner Familie nicht bekam.“
METIN AKTAY
Er hat diesen Konflikt, der ihn aufwühlte, überwun- den. Metin Aktay hat die Prüfung gemeistert. „Ich bin meinen Weg gegangen, bin mit 16 ausgezogen, habe dann Maler und Lackierer gelernt. Meine Mutter wollte, dass ich meine Cousine in der Türkei heirate. Ich habe gesagt, nie heirate ich jemanden aus der Türkei. Man heiratet nämlich immer eine Familie mit. Und ich wollte meine Freiheit behalten, so dass ich entscheiden konnte, wie mein Weg aussehen soll.“ Es ist wohl Aktays starker Charakter, seine Geradlinigkeit, die ihn so unerschütterlich machte.
Bis zu 90 Spiele pro Jahr pfeift Metin Aktay für die TSG
Viel hat er bekommen von der TSG Hoffenheim, aber er gibt auch viel zurück, was für ihn eine Selbstver- ständlichkeit ist. „Treue wird belohnt, das habe ich von den Deutschen gelernt. Ich bin seit 35 Jahren Mitglied bei der TSG Hoffenheim, zwölf Jahre habe ich für den Klub gespielt, nun pfeife ich seit 29 Jahren für den Verein.“ 70 bis 90 Spiele leitet Metin Aktay pro Saison. „Ich pfeife jede Woche. Seit Januar waren es schon 63 Spiele“, sagt er beim Gespräch im Oktober. Sein großes Engagement hat sich herumgesprochen. Der Badische Fußball-Verband berief ihn zu seinem Integrationsbeauftragten. „Den Posten haben sie vergangenes Jahr erst eingeführt, nachdem Cacau das Gleiche beim DFB angefangen hat“, sagt Metin Aktay. Der Familienvater, der zwei kleine Kinder und eine erwachsene Tochter aus erster Ehe hat, bringt für sein neues Amt sehr viel eigene Erfahrung mit. Aber warum ist er eigentlich nicht Deutscher gewor- den, wenn er sich doch als Deutscher fühlt? „Meine Generation kann nur einen Pass haben. Bis zum 23. Lebensjahr, 1995, musste ich mich entscheiden, welche Staatsbürgerschaft ich haben will. Ich habe das erst vor zwei Jahre erfahren, ich habe das nicht gewusst.“ So blieb er offiziell Türke, der einen kur- dischen Hintergrund hat.
„Null Toleranz habe ich erfahren, keiner ist mit meinen Einstellungen klargekommen“
Auf einer Arbeitsstelle hat er zeitweise schon ein- mal einen deutschen Namen angenommen. Als er als Verkäufer in einem Callcenter arbeitete, der anschließend auch den Vertrieb der Ware vornahm, sagte sein Chef zu ihm, er solle sich mit deutschem Namen am Telefon melden, denn dann erziele er
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