Page 14 - Spielfeld_November_2017
P. 14

 Gab es denn Momente, in denen Du ungeduldig wurdest, weil Du nicht zum Einsatz kamst?
„Nein, einfach weil ich wusste, dass das Jahr mich extrem weiterbringen wird und mir das Training extrem gut tut.“
Der Platz von Sebastian Rudy ist durch dessen Wechsel nach München frei geworden. Strebst Du an, die Lücke langfristig zu schließen?
„Das ist schon eine Riesenlücke, die Sebastian hinterlassen hat. Die kann man nicht 1:1 füllen. Das erwartet hier ja auch niemand von mir. Sebastian ist für mich aber natürlich ein Vorbild: Er ist auch kein Riese oder körperlich unglaublich stark. Dennoch dirigiert er das Spiel und gewinnt viele Zweikämpfe. Seine unglaubliche Spielintelligenz, die überragende Technik und die geringe Fehleranzahl – er ist definitiv ein Spieler, an dem ich mich orientiere. Es war sehr gut für mich, dass ich ein Jahr mit ihm trainieren durfte, da konnte ich mir viel abschauen. Das haben mir auch alle Trainer immer wieder geraten: ‚Schau dir genau an, wie er Spielsituationen löst und sich auf dem Platz bewegt.‘ Das habe ich getan und das hat mir geholfen.“
Musstest Du Dein Spiel im Vergleich zum Junioren- Fußball umstellen?
„Spielerisch verändert habe ich mich auf keinen Fall. Aber ich laufe viel mehr als vorher. Ich war zwar nie faul, aber so viel gelaufen bin ich noch nie. Und die Aggressivität im Spiel war in der Jugend nicht so gefordert. In der Bundesliga muss ich sie im Mittelfeld haben, um meine körperlichen Defizite, wenn man es so nennen will, auszugleichen.“
Und wie sieht es abseits des Fußballs aus? Merkst Du Veränderungen im Privatleben?
„Mich erkennen vielleicht mehr Leute. Aber ich mache mir jetzt nicht nach jedem Training die Haare, weil plötzlich viele Leute mit mir Selfies machen möchten. Ich bin einfach extrem glücklich. Und meine Familie ist natürlich stolz. Aber mein Vater sagt mir auch ständig, dass ich auf keinen Fall denken soll, es durch die bisherigen Spiele schon geschafft zu haben. Ich muss betonen, dass mein Vater extrem wichtig für mich ist. Meine Eltern haben mich ab der U12, als ich zur TSG gekommen bin, bis zur U15 immer zum Training gebracht. Danach gab es dann den Fahrdienst der TSG. Mein Vater hat von Anfang an kein Spiel von mir verpasst, er ist immer da. Ich nehme mir seine Kritik deshalb sehr zu Herzen, auch wenn er früher selbst nicht so hochklassig gespielt hat. Dabei war er ein richtig guter Kicker – hatte aber halt nicht den großen Ehrgeiz. Er war also ein bisschen das Gegenteil von mir (lacht).“
Hand aufs Herz: Haben die elterlichen Ratschläge Dich auch mal genervt?
„Früher hat mich das schon mal aufgeregt, weil es eigentlich nie Lob, sondern nur Kritik gab. Als ich dann älter wurde und ich kapiert habe, dass er mir nur helfen will, hat sich das aber gelegt. Mittlerweile habe ich verstanden, dass er nur das Beste aus mir rausholen wollte. Dafür bin ich meinem Vater sehr dankbar.“
GEIGER BRAUCHT UND SPÜRT VERTRAUEN
Die enge Verzahnung zwischen Akademie und Profis bei der TSG Hoffenheim hat sich längst auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) herumgesprochen. Bei den Gastspielen in der Junioren-Nationalmannschaft wird Dennis Geiger vermehrt auf die vorbildliche Arbeit und die guten Chancen für Nachwuchsspieler in Hoffenheim angesprochen. „Durch die vergangene Saison und den überragenden Fußball, den wir gespielt haben, hat sich das noch einmal verstärkt“, sagt der 19-Jährige. Auch Felix Passlack, 19, erkundigte sich vor seinem Wechsel zur TSG bei Geiger. „Er hat mich nach unserem Training und der Stimmung in der Mannschaft gefragt. Da habe ich ihm nur geantwortet, dass er keinen Fehler machen kann, wenn er hierherkommt. Und nun ist er auch sehr glücklich hier. Ich freue mich riesig, dass er da ist. Er wird uns noch viel Freude bereiten.“
Beim DFB selbst tat sich Geiger lange Zeit schwer, obwohl er seit der U15 bislang alle U-Mannschaften durchlaufen und bereits 34 Länderspiele absolviert hat. Doch erst im vergangenen Jahr unter Trainer Frank Kramer überzeugte er beim DFB ähnlich wie bei der TSG. „Es ist für mich et- was ganz Besonderes, für Deutschland zu spielen. In der Nationalmannschaft lief es für mich aber lange Zeit nicht so überragend, auch wenn ich viele Spiele gemacht habe. Vielleicht lag es daran, dass ich nicht so das Vertrauen wie im Verein gespürt habe. Unter Frank Kramer konnte ich dann so spielen wie in Hoffenheim und es wurde besser.“
Für Geiger ist die Rückendeckung des Trainers wichtig. Dass Julian Nagelsmann sein erster Profi-Trainer ist, ist deshalb eine ideale Konstellation für die Nachwuchshoffnung. „Ich muss ich ehrlich sagen, dass ich das Vertrauen des Trainers spüren muss. Das war bei der TSG immer der Fall, für mich ist es deshalb natürlich ein Riesenvorteil, dass Julian Trainer ist und ich ihn schon so lange kenne. Als er U16-Coach war, habe ich als U15-Spieler schon unter ihm trainiert, dann in der U19 ein halbes Jahr. Schon damals hat er viel
mit mir geredet und mir gesagt, dass ich es eines Tages schaffen werde. So war es auch in der vergangenen Saison, als ich nicht gespielt habe. Er sag- te mir: ‚Dein Moment wird kommen.‘ Und er kam.“
Dennis Geiger als U15-Nationalspieler
 14


















































































   12   13   14   15   16