Page 78 - Spielfeld_September_2017
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15 JAHRE – 15 GESCHICHTEN
GELUNGENER DOPPELPASS IN DEN BERUF
Zum 15. Geburtstag von Anpfiff ins Leben e.V. nimmt SPIELFELD die Arbeit der gemeinnützigen Organisation in den Fokus. Im ganzheitlichen Jugendförderkonzept zählt nicht nur der sportliche Erfolg. Der Verein sorgt mit einem breiten Angebot und
seinem großen Netzwerk dafür, dass junge Sportler auch im Berufsleben ihren Platz finden.
6 Für Semih Sahin war Schule lange Zeit Nebensache. Er stand viel lieber auf dem Platz statt zu büffeln.
gehört. „Wenn ein Jugendlicher Probleme in der Schule oder beim Übergang in den Beruf hat, bekommen wir das mit“, sagt Hecht. „Ich nerve dann auch schon mal und frage immer wieder nach, ob sie die Bewerbung abgeschickt haben. Mancher braucht eben auch mal einen Tritt in den Hintern.“ Hecht lacht.
Bei der Berufsberatung baut der Verein auf die Hilfe von Partnern wie der Industrie­ und Handelskammer (IHK) Rhein­Neckar, der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Mannheim oder Unternehmen vor Ort. Dieses Beratungsnetz begleitet die Nachwuchsspieler durch die Vereins­ und Schulzeit. „Ab der U15 findet ein be­ rufliches Scouting statt“, erklärt Hecht. Dazu kommen auch Mitarbeiter der BA auf den Waldhof. Gemeinsam führen sie Gespräche mit allen Nachwuchsspielern, um eine kleine Bestandsaufnahme zu machen: Welche Berufswünsche gibt es? Eher eine Ausbildung oder doch ein Studium? So bekommen sie einen Überblick über die Situation der Jugendlichen und darüber, wann und wo sie helfen können.
Für Jugendliche, die noch keine Vorstellung haben, was sie nach der Schule machen wollen, bietet Anpfiff in Leben e.V. jedes Jahr ein Berufsorientierungscamp an. 2015 nahm auch Semih daran teil. „Das hat mir echt viel gebracht“, erzählt der 17­Jährige. Neben allgemeinen Infos über Ausbildung, Studium, Bewerbungsfristen und verschiedene Unternehmen konnten die Jugendlichen auch ihre Stärken und Schwächen testen lassen. Für Semih stand nach dem Camp fest: Er will Automobilkaufmann werden. Auch einen Entwurf für eine Bewerbung, einen gut strukturierten Lebenslauf und Bewerbungsfotos brachte er aus dem Camp mit.
Auf Empfehlung von Daniel Hecht bewirbt sich Semih am kaufmännischen Berufskolleg der Max­Hachenburg­Schule und arbeitet dort an seiner Fachhochschulreife. „Ich kann jetzt meinen Abschluss aufwerten und mich gleichzeitig auf die Ausbildung vorbereiten“, sagt Semih.
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Semih spielt in der U19 des SV Waldhof Mann­ heim, auf der Zehner­Position. Ein Spiel gestalten, Tore schießen – kein Problem. Doch für sein Leben abseits des Spielfelds hatte er keinen richtigen Plan. „Irgendwas mit Autos“, lautete seine vage Vorstellung. Als er dann seinen Realschulabschluss in der Tasche hatte, kam die Ernüchterung: Er schrieb Bewerbung um Bewerbung – ohne Erfolg.
„Semih ist da kein Einzelfall“, sagt Daniel Hecht, der am Jugendförderzentrum Mannheim für die schulische und berufliche Beratung zuständig ist. „Für viele ist der Sport alles. Es gibt immer wieder Jugendliche, die mit der Schule fertig sind und keine Zusage für eine Ausbildung haben.“ Beim SV Waldhof werden sie in dieser Situation nicht alleingelassen. Das Gebäude des Jugendförderzentrums steht direkt am Trainingsfeld. Im hinteren Bereich ziehen sich die Jungs um, im vorderen Teil haben die Mitarbeiter von Anpfiff ins Leben e.V. ihre Büros. Die Wege sind kurz, die Zusammenarbeit ist eng – wie auch an elf weiteren Standorten in der Rhein­Neckar­Region, zu denen auch die TSG Hoffenheim
Anpfiff ins Leben-Mitarbeiter Daniel Hecht und Semih Sahin (Jugendspieler SV Waldhof)
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