Page 36 - Spielfeld_September_2017
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Seine Torgefährlichkeit, die Eigenschaft, mit schnellen Tem- podribblings den möglichst direkten Weg zum gegnerischen Tor zu suchen, stellte er schon unter Beweis. In Extra-Schulun- gen im Trainingslager hatte Nagelsmann ihm schon gezielte Laufwege vermittelt. Gnabry mag den Nagelsmann-Fußball. Er betont, dass es die oft begeisternde Art und Weise war, mit der die TSG in die deutsche Spitze stürmte und sich für den Europapokal qualifizierte, die ihn überzeugt hatte. „Wie die Mannschaft letztes Jahr gespielt hat, da hat man einfach gese- hen, was dahinter-
steckt. Jetzt erlebe ich im Training selber, wie viel sich individuell verbessern lässt. Das sind die Dinge, die ich mir vorher erhofft hatte“, sagt Gnabry. „Julian hat mir schon in wenigen Wochen viel Gutes aufge- zeigt. Es geht mir vor allem um tak- tische Dinge und Spielverständnis.“
In London hatte
er einen furiosen
Start hingelegt,
nachdem er als
16-Jähriger vom
VfB Stuttgart zu
Arsenal gewechselt war. Chefcoach Arsene Wenger gab ihm mit 17 den ersten Profivertrag. „Von daheim wegzugehen, aus dem gewohnten Wohlfühlumfeld, war damals schon ein großer Schritt. Es war schwer in der Anfangszeit, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren“, sagt er rückblickend. „Fußballerisch war es großartig. Der Stil von Arsenal prägt einen, man ist es gewohnt, als Mannschaft viel Ballbesitz zu haben. Das ist für einen Offensivspieler wie mich top“, sagt der flexible Angreifer. Links wie bei der TSG, rechts wie bei Arsenal, auch in der Mitte oder auf der Zehn wie in seinen sechs Jahren in der Jugend des VfB – Gnabry kann auf jeder Position für Gefahr sorgen.
Bei Arsenal gelang ihm trotz Wunderkind-Status nicht der erhoffte ganz große Durchbruch. Trainieren mit der ersten Mannschaft, spielen mit der Reserve, mal ein Kaderplatz im Profiteam – das war plötzlich sein Los im Jahr 2015 nach einer vorherigen Ausleihe zu West Bromwich. Aber Gnabry bekam viel Rückhalt von Per Mertesacker, Mesut Özil und zeitweise auch von Lukas Podolski, den bei Arsenal unter Vertrag stehenden deutschen Nationalspieler. „Mit ihrer Er-
fahrung haben sich Mesut und Per um mich gekümmert, mir Tipps gegeben und geholfen. Mit meinem 18 Jahren damals, als ich in die erste Mannschaft kam, konnte ich das genauso gut gebrauchen wie die jungen Spieler bei der TSG, denen die Älteren zur Seite stehen.“
Als U21-Nationalspieler stand er aber immer noch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hoch im Kurs. In den Plänen des damaligen Sportdirektors Hansi Flick und des Cheftrainers Horst Hru-
besch war er eine feste Größe für die Olympischen Spiele in Brasili- en. Und während dieser Zeit sprach er auch häuf iger schon über Hof- fenheim. Denn Jeremy Toljan ist sein bester Kumpel – beide teilten in Brasilien ein Zim- mer und bewegen sich immer noch auf einer Wellen- länge. Insofern war es logisch, dass sich Gnabry zuerst bei Toljan einquar- tierte, als sie aus dem Trainingsla- ger zurückkamen. WG reloaded, nur
eben im Kraichgau statt nahe der Copacabana. Schließlich fand der Neuzugang aber eine Wohnung in Heidelberg.
Nun ist er wieder nahe an seine schwäbische Heimat gerückt. Denn Serge Gnabry wurde in Stuttgart geboren, in Weissach wuchs er auf, dort fing er beim TSV mit dem Fußball an und kam nach einigen anderen Stationen zum VfB Stuttgart. Die Eltern Birgit und Jean-Hermann, der von der Elfenbeinküste stammt, können jetzt wieder häufiger als früher die Spiele ihres Sohnes live sehen. Und sie dürfen viel erwarten: „Wir wollen die bestmögliche Saison abliefern. Wir müssen bestä- tigen, dass es im vergangenen Jahr nicht nur eine Glückssai- son war. Wir wollen oben angreifen und das vor allem auch in den internationalen Spielen zeigen.“ Seine persönliche Zielsetzung ist es, neben der fußballerischen Weiterentwick- lung möglichst viele Tore zu erzielen. „Je mehr es werden, desto besser ist es. Ich versuche die Torgefährlichkeit vom letzten Jahr noch weiter auszubauen. Ich nehme mir jeden Sommer vor, noch besser zu werden.“ Dann dürfen sich die TSG-Fans freuen: In der vorigen Saison schoss Gnabry in 27 Bundesligaspielen elf Tore.
„Ich nehme mir jeden Sommer vor, noch besser zu werden.“
SERGE GNABRY
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Mit blonden Haaren durch Europa: Serge Gnabry
















































































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