Page 102 - Spielfeld_September_2017
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 Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann: Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Sag’ mal Hermann, jetzt mal nur unter uns Pastorentöchtern: Kennst du noch die Toten Hosen?
Heute mal Musik? Du hast doch eigentlich nur Fußball im Kopf. Aber klar, war mal `ne gute Band, obwohl ich mit Punk nie was am Hut hatte. Färbst du dir nun die Haare rot und fängst an, in verschwitzten Clubs andere Menschen anzurempeln?
Du Witzbold. Da hole ich mir ja schneller einen Oberschenkelhalsbruch, als ich hinfallen kann. Du hast mal wieder kein Gefühl für Zusammen- hänge.
Auch wenn ich es ungern sage: Dann klär’ mich auf.
Wie du anscheinend nicht weißt, haben die Toten Hosen 1989 den Transfermarkt auf den Kopf gestellt: Sie starteten die Aktion „Ein Bein für Tony“ und sammelten auf ihren Konzerten die „Tony-Mark“, um ihrem Lieblingsverein Fortuna Düsseldorf zu helfen, Tony Baffoe zu verpf lichten – und erbettelten immerhin 150.000 Mark, was den Transfer ermöglichte.
Rührend. Sollen wir so den Toljan zur TSG zurückholen? Oder was willst du mir damit sagen?
Dass die Hosen ganz schön Glück hatten, dass sie vor fast 30 Jahren so erfolgreich waren – und Fans von Fortuna Düsseldorf. Stell dir mal vor, sie hätten heutzutage ihre große Zeit und wären Fans von, sagen wir mal, Paris Saint-Germain.
Da müssten sie ein paar Konzerte mehr spielen, um anständig zu helfen. Und ihre Aktion wür- de „Spende für den Zehennagel von Neymar“ heißen.
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann:
Heinz:
Hermann: Heinz:
Eben. In Zeiten des Transferwahnsinns sind doch Summen im Spiel, mit denen normale Menschen nichts mehr anfangen können – selbst Rockstars nicht mehr. 222 Millionen für Neymar!
Der bezahlt ja seine Ablösesumme selbst, der braucht keine Toten Hosen. Der hat so viel Kohle übrig, dass seine Lieblingsbands im seinem Wohnzimmer auftreten können.
Neymar hatte das Geld wohl auf der Bank rumliegen – oder zu Hause in acht bis zwölf Koffern, schätze ich.
Mit 222 Millionen hätte er sich 1971, wenn er schon auf der Welt gewesen wäre, 500 Mal Franz Beckenbauer kaufen können. Der ist damals für 900.000 Mark von den Bayern nach New York gewechselt.
Sich selbst freikaufen wie der Neymar hätte schon seinen Charme. Am Wochenende, von seiner Frau zum Beispiel. Dann könnte man ohne Meckern von Freitag bis Sonntag alle Spiele und alle Tore gucken.
Fast alle Spiele und fast alle Tore! Freitags geht ja dieser Eurosport Player nicht, ob mit oder ohne Abo.
Da haben wir mal richtig Glück, dass die TSG an Freitagen frei hat, weil sie donnerstags in der Europa League spielt. Dafür können wir sie bald sonntags gleich nach dem Frühschoppen um 13.30 Uhr sehen.
Hat doch alles sein Gutes. Darauf trinken wir einen.
Prost!
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UNTER UNS
Heinz und Hermann sind Freunde. Sagen sie zumindest. Dabei sind sie selten einer Meinung. So diskutieren sie lieber eifrig am Tresen über die wichtigen Dinge – Fußball zum Beispiel.
Heute: Transferwahnsinn































































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