Page 77 - Spielfeld_August_2017
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 Aktiv werden – aktiv bleiben! Rolf Aupperle (oben links). Georgia Laszak (rechtes Foto) klettert mit ihrer Armprothese über einen Bach.
Genau das wollte Diana Schütz mit der Bewegungsförderung für Amputierte erreichen. Auch ihr wurde das rechte Bein amputiert. Allerdings bereits im Alter von acht Jahren – ein Tumor im Knie machte die Operation lebensnotwendig. Sie besiegte den Krebs, machte ihren Schulabschluss und eine Berufsausbildung. „Ich wuchs mit der Amputation auf, das hat es vielleicht etwas einfacher gemacht.“ Doch es gab einen Bereich, der ihr verschlossen blieb: Am Schulsport durfte sie nicht teilnehmen. Irgendwann wollte sie dieses vorsorgliche Verbot nicht mehr akzeptieren und suchte nach Sportevents für Amputierte. Zum ersten Mal traut sie sich auf eine Skipiste. „Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht, der Sport, die Geschwindigkeit und das Erlebnis in der Gruppe.“ Schütz wollte mehr: Sie setzte sich aufs Fahrrad, rollte auf Inlineskates, kletterte und lief. „Das hat mir so viel Kraft und positive Energie gegeben.“ Und sie bereute, dass sie den Sport nicht viel früher für sich entdeckt hatte und dass es so wenig Angebote für Menschen mit Amputationen gibt. „Da habe ich einfach beschlossen, selbst dafür zu sorgen, dass es ein solches Angebot gibt“, sagt die 45-Jährige. Doch allein, das wurde ihr schnell klar, konnte sie nicht viel erreichen. Ihr Mann, der bei SAP arbeitet, brachte sie schließlich auf die Idee, bei Anpfiff ins Leben e.V. anzufragen. Und schon beim nächsten Sommerfest organisierte sie ein Laufevent, bei dem Amputierte das Laufen mit Carbonfedern ausprobieren konnten. „Einige, die das damals zum ersten Mal gemacht haben, hatten Tränen in den Augen“, berichtet Schütz. Das
beobachtete auch der damalige Vereinsvorsitzende Anton Nagl – und beschloss gemeinsam mit Schütz, ein festes Angebot für Amputierte aufzubauen.
Und Jahr für Jahr kommen neue Angebote hinzu. Im Frühjahr 2017 fand zum ersten Mal ein Ostercamp für Kinder und Jugendliche statt. Mit dabei: Georgia Laszak. Sie kam ohne linken Unterarm auf die Welt und trägt eine Armprothese. Doch einschränken lässt sich die selbstbewusste Zehnjährige davon kaum, auch am Schulsport nimmt sie teil und fiebert gerade auf das kommende Völkerballturnier hin. Ihre Prothe- se sei in der Klasse überhaupt kein Thema mehr. „Das fällt niemandem mehr auf“, sagt Georgia. Doch sie freut es auch, Kinder kennenzulernen, die ebenfalls eine Prothese tragen – wie im Ostercamp. „Da kann man auch mal fragen, was die anderen machen, wenn die Prothese so drückt oder man im Sommer doll schwitzt.“
Mit dem neuen Programm „Peer im Krankenhaus“ soll diese Hilfe auch Menschen direkt nach einer Operation erreichen – bevor sie in das Loch fallen, aus dem sich Rolf Aupperle so mühsam wieder befreien musste. „Es muss einfach jemanden geben, der aus eigener Erfahrung sagt: Du kannst das“, sagt Koordinatorin Diana Schütz. Bei der Bewegungsförderung will sie möglichst viele Menschen zusammenbringen, die sich das gegenseitig sagen. Und wie Rolf Aupperle oder Georgia Laszak irgendwann ganz selbstverständlich ihr Motto übernehmen: „Geht nicht, gibt’s nicht.“
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