Page 71 - Spielfeld_August_2017
P. 71

 SPIELFELD TSG HOFFENHEIM
71
mal eben im Vorbeifahren, die müssen direkt vor der Türe gestanden haben“, erzählt er. „Na ja, ich hab’s weggekriegt.“ Solche Vorfälle seien aber eher selten gewesen, in letzter Zeit passiere das gar nicht mehr. Wer ihn fragt, ob er sein Haus jemals umstreichen würde, erntet einen fassungslosen Blick und ein lautes, verständnisloses „Hallooo!!?“ Niemals
würde er das tun, egal auf welchem Tabellenplatz die TSG stehe oder in welcher Liga sie spiele.
Breunig hält Wort, das ist ihm wich-
tig: „Wenn ich was sage, stehe ich dazu. Bei unserer Hochzeit habe ich zu meiner Frau Cornelia ,Ja’ gesagt und das gilt auch heute nach 31 Jahren noch“, sagt er und lacht. Auch im Sportlichen kann er das jetzt wieder beweisen. Kaum war die Fassaden-Farbe 2008 getrocknet, machte er in seinem Freundeskreis schon die nächste – da- mals sicher noch etwas großspurig anmutende – Ankündi- gung: „Wenn wir in der Champions League spielen, male ich
auch die Dachziegel blau an.“
 Voller Einsatz für die TSG: Hoffe-Haus-Besitzer Heribert Breunig mit seiner blau-weißen-Fahne.
Region
das will ich auch sein. Positiv natürlich.“ Auch seine beiden Söhne, einer Dortmund-Fan, der andere Gladbach-Anhänger (trotzdem strichen die Eltern auch deren Zimmer blau-weiß), standen mit ihm auf dem Gerüst. Mit seiner Familie und zwei Freunden machte er sich an die Arbeit. 20 Liter weiße und zweieinhalb Liter professionell gemischte blaue Farbe verpinselte das Team und brachte ein eisernes TSG-Wappen über der Garage an. Nebenbei „war hier die Hölle los“, erin- nert sich Breunig. „Die Leute schrien und jubelten aus ihren Autos, hielten an und fotografierten ihre Omas und Kinder vor meinem Haus. Einfach nur geil!“
Das Hoffe-Haus wurde zum Hype und zu einem der TSG-Fan- symbole des Aufstiegs schlechthin. Sämtliche Medien be- richteten – regionale, überregionale und mit der BBC und dem „Guardian“ sogar internationale.
Breunig kann sich noch an ein Repor-
terteam aus Japan erinnern, das an
seiner Tür klingelte und Fragen stellte.
Bis heute weiß er nicht, von welchem
Medium die Journalisten eigentlich
genau kamen. Sogar so manche Mittagspause verbrachte er damit, Interviews zu geben. Mehrere Fernsehteams kamen zu Besuch, Sky-Moderatorin Esther Sedlaczek etwa. „Ich war fast öfter im Fernsehen als Dietmar Hopp“, sagt er und lacht.
Bei all der Medienpräsenz blieben natürlich auch negative Begleiterscheinungen nicht aus. Eines Nachts bewarfen Unbe- kannte die Fassade mit Eiern und Roter Beete. „Das war nicht
  
















































































   69   70   71   72   73