Page 56 - Spielfeld_August_2017
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„ES WAR WIE EINE ERFUNDENE GESCHICHTE“
2013 feierte Robin Szarka ein unvergessliches Bundesliga-Debüt – er wurde beim historischen 2:1-Sieg der TSG am letzten Spieltag in Dortmund eingewechselt. Vor einem Jahr kehrte der mittlerweile 25-Jährige nach Hoffenheim zurück – und ist Führungsspieler der U23. Ein Ge- spräch über Kindheitsträume, verpasste Chancen, Freundschaft und neue Perspektiven.
Du wurdest beim historischen 2:1 in Dortmund zur Pause eingewechselt. Sind die Erinnerungen auch nach mehr als vier Jahren noch frisch?
„Dieser Moment ist immer noch das Allergrößte, was ich in meiner Laufbahn erreicht habe. Diese Einwechslung in einem historischen Spiel, das war unbeschreiblich. Als Kind träumt man von der Bundesliga und dann betritt man die große Bühne endlich – vor 80.000 Zuschauern in Dortmund in einem echten Finale für den Klub.“
Was ging dir durch den Kopf?
„Ich hatte mich gar nicht wirklich aufgewärmt, dann kam das Zeichen und es hieß nur: Du kommst jetzt rein. Das war aber gar nicht schlecht, weil ich keine Zeit hatte, nachzu- denken. Außer: Passiert das wirklich? Und dann: Trikot an, Schienbeinschoner an – und los ging es. Ich habe zwar die berühmte Gelbe Wand gehört und gesehen, aber die komplette Atmosphäre habe ich nicht wahrgenommen, weil ich wie in
Trance war. Nach fünf Minuten habe ich auf die Anzeigetafel geschaut und war völlig perplex, weil ich dachte, es wäre schon eine halbe Stunde rum.“
Warst du zufrieden mit dir?
„Dortmund war spielbestimmend, wir sind nur hinterhergelaufen. Löcher stopfen und alles raushauen war meine Hauptaufgabe, viele Ballaktionen hatte ich gegen Ilkay Gündogan nicht gerade (lacht). Dass wir das Spiel dann noch durch zwei Elfmeter dre- hen und Kevin Großkreutz am Ende im Dortmunder Tor stand, war ja völlig wahnsinnig. Dann noch das nicht gegebene Tor für Dortmund – das war eine emotionale Achterbahnfahrt. Aber nach dem Spiel auf dem Rasen zu stehen und plötzlich ein Teil der Mannschaft zu sein, die das Wunder geschafft hat, war ein ganz besonderes Gefühl. Es war wie eine erfundene Geschichte, einfach wunderschön. Das Trikot aus dem Spiel hängt noch immer in meinem Zimmer.“
Haben sich allein für diese 45 Minuten Arbeit, Disziplin und all die Entbehrungen gelohnt?
„Eigentlich schon. Obwohl alle jungen Fußballer davon träumen, können nicht viele von sich behaupten, einmal Bundesliga gespielt zu haben. Das allein ist schon ein Privileg. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in meiner Karriere noch etwas passiert, was dieses Spiel toppen wird. Es war ein Moment, den mir keiner nehmen kann.“
Du hast es später nur noch einmal in die Startelf gegen Wolfsburg und zu einer taktischen Einwechslung gegen Hannover geschafft.
„Ich habe nach dem Klassenerhalt meine erste Profi-Vorberei- tung absolviert und gespürt, dass es als fester Bestandteil der Bundesliga-Mannschaft nicht so einfach ist. Und beim Einsatz gegen Wolfsburg hat mir Vierinha das Leben ziemlich schwer- gemacht. Das war ein ungünstiger Gegenspieler für meine Startelf-Premiere (lacht). Ich habe jede Minute in der Bundes- liga genossen, aber es ist nun mal kein Wunschkonzert.“
 Ein Moment für die Ewigkeit: Robin Szarka (3.v.l.) feiert 2013 mit den TSG-Profis den Sieg in Dortmund. Julian Nagelsmann (l.) war als Co-Trainer dabei.
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