Page 16 - Spielfeld_August_2017
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 Ihren Führungsstil als einer von drei Geschäftsführern der TSG, verantwortlich für den Sport, haben Sie an- gedeutet. Sie sind ein absoluter Teamplayer ...
„Der bin ich, ja. Ich bin jemand, der vieles bespricht und auf die Leute zugeht. Ich will alle mitnehmen in diesem Prozess. Für mich zählen Menschen, und ich muss Spaß haben an dem, was ich mache, gerade auch am Arbeitsplatz. Ich habe auch in meiner Zeit als Sportdirektor beim DFB vor allem Wert auf ein gutes Team gelegt und es auch entsprechend zusammengestellt. Wir hatten Erfolg, hatten aber auch den notwendigen Spaß, den nötigen Respekt voreinander und vor allem das Streben, sich immer wieder weiterzuentwickeln. Ich wünsche mir, dass sich jeder einbringt – mit seinen Ideen und seinem Engagement. Dadurch ist auch gewährleistet, dass viele in die Prozesse integriert und besser motiviert sind. Ein Konzept zu haben ist immer einfacher als es auch tatsächlich zu leben.“
„Am Ende des Tages ist klar, dass ich entscheiden muss. Eine gewisse Härte gehört dazu.“
HANSI FLICK
Aber Hansi Flick ist nicht permanent auf Kuschelkurs, oder?
„Am Ende des Tages ist klar, dass ich entscheiden muss. Eine gewisse Härte gehört dazu. Ich kann auch streng sein. Fragen Sie einige Nationalspieler. Aber es geht immer um die Sache. Wenn man nicht einer Meinung ist oder es einen Konf likt gibt, wird es nie persönlich. Aber grundsätzlich soll man sich nicht immer so wichtig nehmen. Entscheidend ist es, freundlich und offen miteinander umzugehen. Ich möchte die Kollegen, die Mitarbeiter, möglichst alle bei der TSG animieren, den Verein weiterzuentwickeln. Denn wenn du stehen bleibst, hast du schon verloren.“
Was ist Ihr größter Ehrgeiz, den Sie mit Ihrer neuen Aufgabe verbinden?
„Neben dem Grundsatz, dass es mir immer um Menschen geht, will ich natürlich auch Erfolg haben. Wenn die Profi­Mann­ schaft Erfolg hat, geht es der gesamten TSG gut. Dann lässt sich alles viel leichter erarbeiten. Der Klub bekommt leichter Spieler und gute Leute für andere Aufgaben. Dann will jeder zu uns kommen. Für mich geht es aber auch darum, einen Teil dazu beizutragen, dass wir genauso wahrgenommen werden, wie wir letztendlich sind. Es gibt so viele Dinge, die bei der TSG hervorragend gemacht werden. Es ist doch Wahnsinn, dass wir mehr als 20.000 Jugendliche erreichen mit den Veranstaltungen und Aktionen, die wir planen, ge­ stalten und umsetzen. Fast tausend Trainer wurden über den Klub ausgebildet. Wir machen hier fast die Arbeit des DFB im regionalen Maßstab. Da dürfen wir ruhig selbstbewusst sein. Es ist das Schöne, dass die TSG wirklich ein besonderer Verein ist. Und es ist mein Ehrgeiz, dass wir diesen Weg selbstbewusst und erfolgreich weitergehen.“
Hansi Flick (r.) feiert mit Trainer Jupp Heynckes (M.) und Mitspieler Hansi Dorfner (l.) den Deutschen Meistertitel 1989.
„HEYNCKES WAR DER BESTE“
Die jüngeren Fußballfans kennen Hansi Flick als den Mann, der die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nach der WM 2006 als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw zu neuer Blüte führte – und schließlich seine Zeit als Co-Trainer 2014 in Brasilien mit dem WM-Titel krönte. Dabei hat Hansi Flick eine mindestens ebenso beeindruckende Spielerkarriere vorzuweisen, die der defensive Mittelfeldspieler aufgrund mehrerer schwerer Verletzungen 1993 als Profi des 1. FC Köln im Alter von 28 Jahren vorzeitig beenden musste. Doch bis dahin hatte der Bammentaler, der 1985 vom SV Sandhau- sen zum FC Bayern gewechselt war, bereits vier Deutsche Meistertitel (1986, 1987, 1989, 1990) sowie 1986 auch noch den DFB-Pokal gewonnen. Im Jahr 1987 stand er mit dem FC Bayern sogar im Finale des Europapokals der Landes- meister, das die Münchner überraschend mit 1:2 gegen den FC Porto verloren.
Die Jahre danach unter dem Trainer Jupp Heynckes haben Flick besonders geprägt: „Er war mein bester Trainer. Er hat immer eine Idee gehabt und dich immer als Mensch behandelt. Beeindruckend.“ Mit einer sehr jungen Mannschaft um Stefan Reuter, Olaf Thon, Hansi Dorfner und Roland Grahammer holte Flick 1989 den Titel. „Es war das schönste Jahr.“
Flicks Karriere als Spieler wie als Trainer ist eine imposante Erfolgsgeschichte. Dabei würde er sich nie als überragendes Talent bezeichnen. „Ich habe es deswegen so weit geschafft, auch als Spieler, weil ich sehr fleißig und sehr professionell in der Einstellung war“, resümiert Flick heute. „Wenn du in deinem Job gut sein willst, dann musst du auch ein bisschen was dafür investieren. Es gilt immer der Grundsatz: Mentalität schlägt Qualität.“
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