Page 13 - Spielfeld_Juli_2017
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Hatten Sie und Julian Nagelsmann nach der erfolgrei- chen Saison mal einen gemeinsamen Moment, in dem Sie gedacht habe: Wow, was haben wir da erreicht? „Mit Julian gab es einen kurzen Augenblick auf der Ab- schlussfeier. Persönlich hatte ich schon den einen oder anderen Moment, in dem mir bewusst wurde, was wir alle gemeinsam geleistet haben. Bei dieser Betrachtung hat auch die enttäuschende Hinrunde der Saison 2015/16 noch einmal eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Es ist im Rückblick ein besonderes Gefühl, dass wir auch in einer Krisensituation ruhig und stabil geblieben sind und damit den Grundstein für den aktuellen Erfolg gelegt haben. Wir haben damals unseren Weg nicht verlassen und der Lohn ist, dass wir zum ersten Mal in der Klubgeschichte international spielen dürfen.“
Sie hatten verschiedene Anfragen anderer Klubs. Was war ausschlaggebend für Ihre Vertragsverlängerung? „Ich denke, dass es ganz normal ist, dass sich andere Klubs für einen interessieren, wenn man außergewöhnlich erfolgreich ist. Aber für mich war auch relativ schnell klar, dass mein Weg bei der TSG noch nicht zu Ende ist. Natürlich spielt dabei unser gemeinsamer Erfolg eine Rolle, aber ich schätze die Arbeit mit Julian, meinem Team und der Mannschaft wirklich sehr. Zu vielen Spielern und Mitarbeitern besteht ein enges Vertrauensverhältnis. Ich bin nun mittlerweile seit mehr als vier Jahren für die Lizenzspielermannschaft verantwortlich, das heißt jeder Spieler wurde von mir verpflichtet, aus dem Nachwuchs hochgezogen oder sein Vertrag wurde verlängert. Wir haben hier mittlerweile eine gewachsene Struktur mit vielen Experten und starken Typen. Es ist eine Freude hier zu arbeiten und ich glaube, ich habe ein gutes Gespür für Menschen und Teamstrukturen auf allen Ebenen. Sie werden hier wahrscheinlich niemanden finden, über den Sie sagen: ‚Was ist denn das für ein Patient!?‘ (lacht). Ich habe einen hohen Anspruch an mich selbst im Hinblick auf ein werteba- siertes Führungsverhalten. Werte wie Ehrlichkeit, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrgeiz, Teamfähigkeit und Gerechtigkeit möchte ich vorleben und eine gewisse Lockerheit und viel Freude an der Arbeit gehören für mich ebenfalls dazu. Es war und ist ein großes Plus, dass wir diese Art von Umgang miteinander leben.“
Wie wird es sich für Sie auswirken, dass Hansi Flick das Team als dritter Geschäftsführer noch verstärken wird? „Hansi wird dem Verein mit seiner Erfahrung auf und neben dem Platz noch einmal weiterhelfen. Er ist Kind der Region, er kennt die TSG aus seiner früheren Trainertätigkeit sehr genau. Für mich und meinen Arbeitsbereich verändert sich dabei nichts, die Rolle des Geschäftsführer Sport gab es ja vorher auch schon.“
Die nächste Saison wird intensiv geplant, die Vorberei- tung hat bereits begonnen. Wie laufen Ihre Planungen rund um den Kader?
„Wir befinden uns inmitten einer sehr anspruchsvollen Transferperiode. Zum einen konkurrieren wir auf einem hart umkämpften Markt mit Gegnern, die teilweise völlig andere finanzielle Möglichkeiten haben. Zum anderen stehen unse- re Spieler auch dieses Jahr wieder im Fokus anderer Klubs, was durch den Erfolg noch einmal potenziert wurde.
ACHT JAHRE BEI DER TSG
Alexander Rosen arbeitet bereits seit acht Jahren bei der TSG – und das in wechselnden Positionen. 2009 kam er als Spieler nach Hoffenheim, um die U23 mit seiner Erfahrung und Spielstärke zu bereichern. Die Rolle gefiel ihm, der Wechsel von den Stuttgarter Kickers zur TSG fiel ihm leicht: „Die Rolle als Papa, der die jungen Spieler ein bisschen führen sollte, machte mir Spaß.“ Parallel beendete der frühere U21-Nati- onalspieler und Kapitän der Studenten-Nationalmannschaft sein Studium und konzentrierte sich schnell auf die Karriere nach der Karriere – und Hoffenheim war der perfekte Klub, um sich weiterzuentwickeln. Rosen wuchs mit der TSG. „Meine Entwicklung im Managementbereich war ähnlich wie bei Julian auf Trainer-Ebene: Ich war der jüngste Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, dann jüngster Sportdirektor. Die TSG hat mir in meiner beruflichen Entwicklung diese Chancen gegeben und ich bin dem Klub sehr dankbar. Und ich glaube, mittlerweile kann ich selbstbewusst sagen: Diese Chancen muss man auch nutzen und mit guter Arbeit überzeugen, das ist mir gelungen.“
Gemeinsam mit Julian Nagelsmann die sportlichen Geschicke der TSG zu leiten, war schon vor vielen Jahren ein gemeinsames Ziel der beiden, auch wenn es damals eher eine Fantasie als ein klares Ziel war: „Als ich Jugendleiter der Akademie war und Julian ein junger Trainer, da haben wir darüber gewitzelt, dass wir irgendwann in der Bundesliga Erfolg haben werden. Und jetzt ist es wirklich so gekommen, das ist schon ein schönes Gefühl, wenn man zurückblickt.“
Und spätestens seit Rosens Vertragsverlängerung bis 2020 ist klar: Der Weg des 38-Jährigen bei der TSG ist noch lange nicht zu Ende.
Profis
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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