Page 93 - Spielfeld_Juni_2017
P. 93

 Wie finden die Videositzungen für die Mann- schaft statt?
Die Besprechungen mit Videoanalyse finden in einem dunklen Raum statt, damit auf dem großen Bildschirm alles möglichst scharf zu sehen ist. Spieler, die vom harten Training etwas müde sind, könnten durchaus mal einnicken. „Deswegen darf man die Spieler auch nicht mit Videos überfrachten. Die wichtigen Sachen müssen kurz und knackig sein. Man muss die Szenen auf das Wichtigste reduzieren“, weiß Benjamin Glück. Eine überaus wichtige Videoanalyse findet in den Halb- zeiten der Bundesligaspiele statt. Während der ersten Halbzeit wählt Glück zwei oder drei Szenen aus, wo etwas Taktisches noch verbessert werden kann oder wo sogar etwas völlig vom Matchplan abgewichen ist. Mit dem Halbzeitpfiff läuft er hinunter in die Kabine und zeigt Nagelsmann, sobald dieser eintrifft, seine ausgewählten Szenen. Der Trainer entscheidet dann, was der Mannschaft präsentiert wird. „Dann geht es meist darum, den Spielern zu zeigen, wo sich Räume
geöffnet haben, die sie noch bespielen können. Oder sie bekommen präsentiert, wie sie den Gegner anlaufen müssen. Es geht immer darum, ihnen Lösungen für die zweite Halbzeit an die Hand zu geben“, beschreibt der Spiel-Analyst die kurze, aber meist wichtige Halbzeit-Lektion.
Warum kann man den Spiel-Analysten als das zweite Augen- paar des Trainers bezeichnen?
„Man muss das gleiche Verständnis vom Fußball haben wie der Trainer. „Ich sollte den gleichen Blick auf das Spiel haben wie Julian Nagelsmann“, betont Benjamin Glück. Der „gleiche Blick“ bedeutet: Er muss immer darauf achten, welche speziellen Erkenntnisse Nagels- mann von den Spielen und den Trainingseinheiten gewinnen will. Manchmal schauen sich die beiden auch von der Tribüne gemeinsam Spiele an wie das DFB-Pokal-Halbfinale im April zwischen Bayern und Dortmund (2:3). „Dann besprechen wir einige Spielsituationen sofort. Das hilft mir zu verstehen, worauf ich für Julian auch bei anderen Spielen achten muss“, sagt Glück. Er ist also auch zu einem echten Experten für Fußballtaktik geworden. „Das entwickelt sich mit den Jahren. Ich habe viel von Julian gelernt. Und ich schaue mir ja auch sehr viele Spielvideos allein an. Da muss ich die Szenen raus- schneiden, mit denen der Trainer die Mannschaft weiterentwickelt.“
Sind Benjamin Glück und Julian Nagelsmann ziemlich beste Freunde?
Spiel-Analyst und Cheftrainer haben einen ständigen engen Kontakt durch ihren Beruf. Sie sitzen im Trainingszentrum im gleichen Büro, um sich ständig austauschen zu können. „Wir sind beides Kinder der Berge“, sagt Glück, „wir haben viel gemeinsam wie unsere Hobbys Skifahren, Snowboarden und Mountainbiken.“ Er kommt aus Ohlstadt in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen, Nagelsmann aus dem von dort 70 Kilometer entfernten Landsberg am Lech. „Es hat sich eine gute, enge Freundschaft zwischen uns entwickelt. Wir haben sehr viel Spaß zusammen und gehen immer wieder mal in der Region um Hoffenheim auf eine Radeltour.“ Die abgelaufene Saison hat gezeigt, wie wichtig diese Freundschaft für die TSG 1899 Hoffenheim ist.
Kids
  Anlässlich der 89. Oscar-Verleihung vergab achtzehn99.de im Februar die TSG-Oscars – und Benjamin Glück erhielt die Auszeichnung in der Kategorie Beste Kamera:
Benjamin Glück für „Spione wie wir“:
Der gebürtige Bayer hat den besonderen Blick fürs Detail, analysiert oder besser seziert das Geschehen auf dem Platz mit seinem Objektiv. Dass er dabei innova- tive Technik einbindet und Profifußballer in ihrem natürlichen Habitat teilweise per Drohne filmt, ist außergewöhnlich. Seine Kamerafahrten sind eine Augenweide und seine Fokussierung auf das Spiel sucht seinesgleichen.
Die weiteren Preisträger:
· Ehrenoscar für das Lebenswerk: Zeugwart Heinz Seyfert
· Beste Regie: Julian Nagelsmann für „365 Tage – Schlaflos in Sinsheim“
· Bester Schnitt: Ermin Bičakčić für „Der Undercut“
· Bester Hauptdarsteller (People’s Choice Award): Nadiem Amiri für
„All in – Straight outta Ludwigshafen“
· Bester Nebendarsteller: Pavel Kadeřábek für „Einsam auf der Außenbahn“
· Bester Filmsong: TSG-Fans für das „Badnerlied“
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
93














































































   91   92   93   94   95