Page 91 - Spielfeld_Juni_2017
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  Bester Blick in den Kraichgau – und auf den Trainingsplatz: Benjamin Glück und Julian Nagelsmann
Was sind die wichtigsten Werkzeuge des Spiel-Analys- ten, welche Helfer hat er?
„Mein Hauptwerkzeug sind meine Augen. Ich muss wirklich sehr viel Fußball schauen und analysieren“, sagt Benjamin Glück. Das wichtigste Gerät, mit dem er arbeitet, ist ein Lap- top mit einem Programm für den Videoschnitt, mit dem er die Spiele und die Trainingseinheiten in einzelne Sequenzen zerlegen kann. Natürlich sind auch Kameras bedeutend für seine Tätigkeit. In den Stadien sind Kameras unter den Dächern angebracht, in Zuzenhausen steht am Rande des Trainingsplat- zes ein Kameraturm. Noch muss Glück dort selbst filmen, für die Zukunft aber soll auch dort eine feste Kamera installiert werden, die automatisch aufzeichnet. „Scouting Feed“ heißt die Firma, die in allen Bundesligastadien die Spiele so filmt, dass sie für Spiel-Analysen verwendet werden können. Die norma- len Fernsehbilder, wo man oft einzelne Spieler sieht, sind für die Taktikschulung unbrauchbar. Helfer hat Benjamin Glück auch: Ein TSG-Scout unterstützt ihn bei der Beobachtung und der Analyse des nächsten Gegners. Zur neuen Saison kommt ein Mitarbeiter von den U19-Junioren fest zu den Profis als Assistent von Glück. Aber auch die Co-Trainer Schreuder und Kaltenbach schauen sich regelmäßig Spiele an und markieren die wichtigsten Szenen für Benjamin Glück.
Von welcher Stelle beobachtet der Spiel-Analyst die Spiele und das Training?
Benjamin Glück befindet bei den Spielen auf der Tribüne vor einem Laptop. Dort kann er sehr spezielle Bilder sehen, die das Spielfeld und die 22 Profis von oben zeigen. „Ich kann zum Beispiel von dort viel besser die Räume erkennen und ob alles so funktioniert, wie es geplant war und im Training
geübt wurde“, erklärt Glück. „Bei Auswärtsspielen sitze ich oben auf der Pressetribüne, bei Heimspielen in einem kleinen Kabuff unter dem Dach unserer Arena.“ Und beim Training klettert der Spiel-Analyst auf den hohen, extra für ihn errichteten Kameraturm neben dem Platz in Zuzen- hausen und filmt aus der Vogelperspektive. Um das Spiel noch besser von oben und nicht vom seitlichen Turm zu filmen, setzten Glück und Nagelsmann vor einigen Monaten sogar eine Drohne mit einer Kamera ein, um das Training aufzuzeichnen. Die Bilder waren gut, aber mehrere Spieler irritierten die Geräusche des Flugobjekts. „Es macht ja auch ganz schön Lärm“, sagt Glück.
Wie sieht ein typischer Wochenplan aus?
Beim ersten Training der Woche steht die Mannschaftsbe- sprechung an, bei der mit ausgewählten Videoszenen den Spielern gezeigt und erklärt wird, was sie gut oder schlecht gemacht haben. Mitte der Woche folgt zwischen Nagelsmann und Glück das „Gegnergespräch“, in dem der Kontrahent vom nächsten Wochenende ins Visier genommen wird. Dann geht es in der zweiten Wochenhälfte vor allem darum, den kommenden Gegner möglichst detailliert zu sezieren. „Mein Ziel ist es, sicher vorherzusagen, wie der Gegner gegen uns spielen könnte“, sagt Glück. Dazu schaut der 31-Jährige in der Regel drei bis vier Spiele des Gegners an, um Muster zu erkennen und bestimmtes taktisches Verhalten in bestimm- ten Situationen zu analysieren. „Die ganze Arbeit zielt da- rauf ab, den Gegner zu zerlegen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und aufzuzeigen“, sagt Glück. Julian Nagelsmann nimmt die Erkenntnisse dankend an – und verfeinert so seinen Matchplan.
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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