Page 79 - Spielfeld_Juni_2017
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 gemeinsam die Entscheidung getroffen, die Bundesliga in An­ griff zu nehmen“, verrät Schmitt, „zumal aktuell fast alle Mädchen zum jüngeren Jahrgang gehören und nächstes Jahr noch in der U17
spielen dürfen.“
Etwas jünger als die B­Juniorinnen in Speyer sind die Walldorfer Jungs von Tim Wagner. Im ungezwunge­ nen Smalltalk erkennen die gleichaltrigen Coaches dennoch so manche Gemeinsamkeit. „Das ist ein interessantes Alter, in dem alles gleichzeitig losgeht“, sagt Wagner. Er weiß, was die Jungs in ihrer Pubertät auch neben dem Platz beschäftigt. Als Trainertyp ist Tim Wagner eher einer der Emotionaleren an der Seitenlinie. „Ich finde Typen wie Jürgen Klopp und Julian Nagelsmann sehr interessant“, sagt der U15­Cheftrainer des FC­Astoria Walldorf. Und weiter: „Sie leben ihre Emotionen aus und das ist auch gut so. Wenn die Emotionen irgendwann einmal weg sind, dann stirbt auch der Fußball.“ Trotzdem sind sich Wagner und Schmitt einig: Ausfällig werden darf man
natürlich nicht – weder als Spieler noch als Trainer!
15 Jahre „Anpfiff ins Leben“ sind beinahe auch 15 Jahre für Wagner in den verschiedenen Förderzentren. 2003 ist der Offensivspieler als B­Jugendlicher von Sandhausen zur TSG Hoffenheim gewechselt. „Da steckte alles noch in den Kinder­ schuhen“, erinnert er sich. Mit der U17 stieg er damals in die B­Junioren Bundesliga auf, wurde Torschützenkönig und spielte anschließend zwei Jahre in der A­Junioren­Bundesliga. Zu sei­ nen Trainern gehörten unter anderem Uwe Wolf und Guido Streichsbier. Während seiner A­Junioren­Zeit war Thorsten Stoll Co­Trainer der U17 in Hoffenheim. Von 2011 bis 2014 leitete Stoll die U19 beim FC­Astoria Walldorf und holte Wagner 2012 als Co­Trainer an die Seite. „2013 sind wir zusammen mit dem FC Astoria in die Bundesliga aufgestiegen, das war definitiv eines meiner Highlights“, blickt Wagner zurück.
Danach coachte der gelernte Informatik­Kaufmann zwei Jahre die U14, ehe er die U15 übernahm. Im Jahr 2018 wird Wagner die Ausbildung zur Trainer­A­Lizenz in Angriff nehmen. Damit verbunden sind durchaus ehrgeizige Ziele: „Irgendwann in einem Nachwuchsleistungszentrum zu arbeiten, wäre natürlich ein Traum.“ Während der Ausbildung bleibt er für die Walldorfer U15 hauptverantwortlich, denn „wir haben hier dank Anpfiff ins Leben tolle Möglichkeiten.“
Integration als größter Erfolg
Der Senior des Trainer­Dreigestirns ist dank seines Sohnes als Jugendtrainer zur SG Heidelberg­Kirchheim gekommen und dort geblieben, obwohl sich sein Junior schon längst dem Basketball verschrieben hat.
„Es ist eine sehr schöne Erfahrung für mich“, erklärt Georg Mavridis seine Motivation für die Arbeit mit dem Nachwuchs. „Am Anfang hat man das Gefühl, dass man ganz viel gibt, aber man bekommt oft auch sehr viel von den Jungs zurück. Neu­ lich hat mich beispielsweise ein ehemaliger Spieler zu seinem Geburtstag eingeladen, das hat mich überrascht und ziemlich beeindruckt“, sagt der 54­Jährige. Seit mittlerweile zwölf Jahren coacht der Orthopäde verschiedene Jugendteams in Kirchheim und hat die Entwicklung des Anpfiff­ins­Leben­Jugendförder­ zentrums vor Ort miterlebt. „Als ich angefangen habe, gab es keine Infrastruktur. Die Herren durften auf den Rasenplatz, für die Jugend blieb entweder der Hartplatz oder eine bessere Wiese übrig“, erinnert sich Mavridis. „Das neue Jugendgebäude und der Kunstrasenplatz haben uns enorm geholfen.“
In der Saison 2016/2017 belegt seine U17 einen hinteren Mittel­ feldplatz, wird das Ziel Klassenerhalt aber souverän erreichen. Der Cheftrainer Mavridis und sein Assistent Keith Sanderson können also zufrieden sein. Auf die Höhepunkte seiner Trai­ ner­Tätigkeit angesprochen, klammert Mavridis das Sportliche überraschend aus: „Im September 2016 kam ein Flüchtling aus Gambia zu uns, der eine monatelange Odyssee über Land und Wasser hinter sich hatte. Er ist jetzt in einem Haus der Stadt Heidelberg im ,Betreuten Wohnen‘ untergebracht. Ein weite­ rer Junge aus Kamerun ist mittlerweile bei Pflegeeltern. Beide haben über den Sport gute Ausbildungschancen. Wir helfen ihnen so gut es geht. Dabei haben wir als Verein und Trainer sehr viel gelernt.“
Fußball ist eben viel mehr als ein 1:0.
Unterschiedliche Wege, gleiche Leidenschaft: Das Trainer-Trio Tim Wagner, Carina Schmitt und Georg Mavridis (v.l.)
SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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