Page 62 - Spielfeld_Juni_2017
P. 62

„Aus den Begegnungen, in denen Punkte für uns drin waren, haben wir zu oft nichts mitgenommen. Dann darf man den Kopf aber nicht hängen lassen, gerade als Spielführerin.“
Und Martina Moser sah sich schon immer als Füh- rungspersönlichkeit. Zur Saison 2012/13 wechselte die Schweizerin vom Bundesligisten VfL Wolfsburg zur TSG in die 2. Bundesliga Süd. „Viele haben meine Entscheidung damals nicht verstanden“, erzählt sie. „Aber allein wegen der ersten Saison mit dem span- nenden Kampf um den Aufstieg hat es sich allemal gelohnt.“ In Wolfsburg sei sie eine von vielen gewesen, blickt Moser zurück, bei der TSG sei sie schnell in eine Führungsrolle hineingewachsen. Gerade einmal ein Jahr nach ihrem Wechsel übernahm die Schweizerin bei der TSG von der verletzungsbedingt ausfallenden Susanne Hartel die Kapitänsbinde.
Eine Spielerin wie Moser zu haben, die eine profes- sionelle Einstellung vorlebt, Kritik äußert und vor allem ihre fußballerische Erfahrung an ein junges, lernwilliges Team weitergeben kann, erwies sich für die TSG nicht nur im schwierigen ersten Bundesliga- Jahr als sehr wertvoll. „Es liegt wohl in meiner Natur, dass ich gern die Mama-Rolle übernehme“, gibt sie schmunzelnd zu. „Meine direkte Art kam sicherlich nicht immer gut an, aber ich habe in den letzten Jah- ren als Führungsspielerin viel dazugelernt. Beispiels- weise verschiedene Spielertypen auch unterschiedlich anzupacken.“
Vier Jahre führte Martina Moser die TSG als Spielführerin aufs Feld. Von Spielzeit zu Spielzeit sammelte die Mannschaft von Chef-Trainer Jürgen Ehrmann mehr Punkte, hatte nach dem ersten Bundesliga-Jahr am Saisonende nie wieder wirklich mit dem Abstieg zu tun. Der entscheidende Punkt sei, dass viele Spielerinnen nun routinierter seien, so Moser. Man kenne die Stadien, die Gegner und die Abläufe und das bringe die Mannschaft einen großen Schritt nach vorn. Mit der gewonnenen Erfahrung der vergangenen Jahre bekam die TSG auch in ihrer vierten Saison in Deutschlands höchster Spielklasse trotz verkorkster Hinrunde wieder die Kurve.
Nach dem Jahreswechsel lief es plötzlich. Gegen die SGS Essen ver- passte die TSG zum Auftakt vor heimischer Kulisse zwar in letzter Minute einen Dreier und musste sich mit einem Punkt begnügen, die verbleibenden Heimspiele gegen Jena, Leverkusen, Duisburg, Sand und Mönchengladbach gewann die Mannschaft unter Spielführerin Martina Moser dann aber allesamt. Dazu kam ein Auswärtspunkt gegen Freiburg und ein mehr als überzeugender Auftritt beim 1. FFC Frankfurt, für den sich die TSG mit einem 3:1 belohnte. „Wir sind sehr glücklich, dass der Aufwärtstrend noch kam“, freut sich Moser über die insgesamt zufriedenstellende Saison. „Der Zusammenhalt hat gestimmt und deshalb war vielleicht das ein oder andere Mal in der Rückrunde das Glück dann auch auf unserer Seite.“
Dass der Teamgeist auch in Zukunft stimmt, sich die Mannschaft weiter positiv entwickelt und damit auch in der kommenden Saison gute Ergebnisse erzielt, das wünscht sich Martina Moser. „Wenn Spielerinnen gehen, bekommen andere die Chance, in etwas hineinzuwachsen“, bekräftigt sie. Doch alle bei der TSG wissen auch, dass Martina Moser zusammen mit Kristin Demann (FC Bayern München) und Christine Schneider (Karriereende) eine riesige Lücke hinterlassen wird.
 62
„Es liegt wohl in meiner Natur, dass ich gern die Mama-Rolle übernehme.“
MARTINA MOSER
 

























































































   60   61   62   63   64