Page 31 - Spielfeld_Juni_2017
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  Gut gelaunt nach einer tollen Saison: Die Mannschaft der TSG Hoffenheim feiert nach dem letzten Spieltag auf der Bühne des Fanfests
Profis
 Als die Saison vorbei war begann für die Mannschaft der Party-Marathon: Unmittelbar nach dem Abpfiff der Partie gegen den FC Augsburg erlebten die Spieler der TSG Hoffenheim eine der größeren Feierlichkeiten der Klubgeschichte. Erst versammelte sich die Mannschaft vor der Südtribüne und verfolgte wie Trainer Julian Nagelsmann, auf dem Zaun den Vorsänger gab. Dann ging es geschlossen auf die Bühne des Fanfests vor der Arena – wo tausende Menschen die Spieler und den Trainerstab feierten. Es war eine rauschende Party, die erst in den frühen Morgenstunden in der Heidelberger Altstadt ihr Ende fand. Nicht nur auf dem Rasen und der Bühne war für die Zuschauer deutlich sichtbar: In dieser Saison stand eine echte Mannschat auf dem Rasen. Immer wieder herzten sich die Profis, lachten und feierten Arm in Arm den größten Erfolg der Vereinsge- schichte. Platz vier und die damit verbundene Qualifikation für die Champions-League-Playoffs wurden dabei nicht nur durch die starke fußballerische Performance in dieser Saison erreicht – die Mannschaft der Spielzeit 2016/17 der TSG Hoffenheim zeichnete eine weitere Qualität aus: Ein unglaublicher Zusammenhalt innerhalb des Teams, der die TSG in schweren Momenten zusammenrücken ließ und eine unglaubiche Euphorie ermöglichte.
Die Basis dieses speziellen Erfolgsfaktors wurde schon früh gelegt – nämlich lange vor dem Saisonstart. Julian Nagelsmann bezeichnet das Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen als Schöpfungsstunde des Teamgeistes. Aktionen fernab des Fußballs wie das gemeinschaftlich durchgeführte Canoeing und das Erklimmen des 600 Meter hohen Klettersteigs beein- f lussten das Klima im TSG-Kader erheblich. Der Trainer hatte die Aktionen bewusst gewählt – und sah sich vom Ergebnis bestätigt: „Auf dem Klettersteig haben Spieler Schwächen gezeigt, von denen man es nicht gedacht hätte. Und dann saßen sie da und konnten nicht mehr weiter. Da haben viele schon ihr wahres Ich zeigen müssen und das hat viel ausgelöst. Wenn du da Angst hast, ringst du ja gefühlt mit dem Tod und in solch einer Extremsituation ist jeder wie er ist und kann keine Rolle spielen. Das löst dann bei den anderen Spielern eine Art Schutz- oder Hilfsmechanismus aus, sie haben sich gegenseitig unterstützt.“
In der Vorbereitung festigte sich der Teamgedanke weiter und wurde im Laufe der Saison zum Markenzeichen und Erfolgsargument der TSG, die Tore oft im Jubelknäuel feierte und keinen Zweifel daran ließ, dass die Spieler mehr sind als nur zusammengewürfelte Teamkollegen. Nagelsmanns besondere Art der Mannschaftsführung, die Lockerheit zulässt und gleichzeitig Eigenverantwortung voraussetzt, ermöglichte den besonderen Spirit.
Das extrem gute Binnenverhältnis erzeugte die Basis, um mit Kampf kraft, Leidenschaft und Leistungsbereitschaft eine Rekordzahl von Siegen zu erringen. Jeder läuft für jeden, jeder kämpft für jeden, bei der TSG waren das keine Flos- keln – in einem Kader von 25 Profisportlern absolut keine Selbstverständlichkeit, oft genug ist vom „Haifischbecken Bundesliga“ die Rede.
Davon war in Hoffenheim trotz des großen Konkurrenzkampfes nichts zu spüren. Neben dem abwechslungsreichen Training, das den Spaßfaktor trotz der Anstrengungen hochhielt, förderten zwei weitere Dinge den Zusammenhalt entscheidend: Zum einen war die Mannschaft zu einem frühen Zeitpunkt zusam- men und wurde nicht durch späte Transfers durcheinander gewirbelt, zum anderen sprechen fast alle dieselbe Sprache. In der Kabine wird Deutsch gesprochen, für Nagelsmann ein wichtiger Effekt: „Es gibt eine Vorgabe. Wenn Andrej und Ermin nebeneinandersitzen, dann dürfen sie sich auch mal auf Kroatisch unterhalten. Aber im Grundsatz gilt das schon. Es darf jetzt nicht jeder seine Landessprache sprechen.“ Vor allem bei Eduardo Vargas zeigte sich, was Verständigungspro- bleme auslösen können. Der Chilene lehnte einen Sprachkurs ab und hatte so Probleme, zwischenmenschlich wie sportlich Anschluss zu finden.
Ausgegrenzt musste sich im TSG-Team aber niemand fühlen, früh entwickelte sich eine Kultur des Kümmerns – durch die verletzten, sportlich in der zweiten Reihe stehenden und neuen Spielern geholfen wurde. Vor allem Ádám Szalai und Ermin Bičakčić leisteten hier einen großen Beitrag für den Teamgeist und beeindruckten ihren Trainer – zumal beide oftmals nicht zur Startformation gehörten:
 SPIELFELD TSG 1899 HOFFENHEIM
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